So schnell wie möglich selbstverantwortlich leben
Als Pfarrer steht mir ein biblisches Gesellschaftsbild vor Augen. Der Prophet Jeremia empfiehlt seinen Landsleuten im Exil: Suchet der Stadt Bestes. Den Exilanten ist gesagt, sie sollen sich einbringen, teilhaben, das Gemeinwesen mitgestalten: als ein Miteinander unterschiedlicher Kulturen, Weltanschauungen und Religionen. Und zweitens durchzieht die gesamte Bibel der Wille Gottes, dass Gerechtigkeit und Frieden das Zusammenleben der Menschen prägen. Integration hat zum Ziel, ein gutes Niveau an Chancen- und Verteilungsgerechtigkeit für alle Menschen zu gewährleisten. Wenn es darum geht, Integration zu gestalten, müssen alle Menschen, die zu uns kommen, so schnell wie möglich befähigt und ermutigt werden, einen Beruf auszuüben und die Sprache zu lernen. Menschen sollen so schnell wie möglich selbstverantwortlich leben können. Ich glaube, dass Integration gelingen kann, wenn möglichst viele Bürgerinnen und Bürger Integration als eine Chance für unser Land ansehen und an einem alle bereichernden Zusammenleben interessiert sind. Und natürlich dann, wenn „die Neuen“bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in das neue Land mitzubringen, in dem sie in Zukunft leben wollen.
Die Integration von Menschen anderer Herkunft ist seit Jahrzehnten an vielen Stellen gut gelungen. Dabei denke ich an die Menschen, die nach dem Krieg aus dem Osten nach Westdeutschland gekommen sind, später an die sogenannten Gastarbeiter aus den Mittelmeerländern oder an Spätaussiedler in den 90er Jahren. Die Flüchtlinge, die seit 2015 in großer Zahl zu uns kommen, stellen also keine vollkommen neue Integrationsaufgabe für unser Land dar. Deutschland kann auf erfolgreiche Integrationsprozesse blicken: erfolgreich und bereichernd für die Menschen, die zu uns kamen, und bereichernd für die wirtschaftliche und kulturelle Situation unseres weltoffenen Landes. Die Aufgabe braucht Zeit. Aber ich bin guten Mutes, dass uns das gelingt.