Rheinische Post Kleve

Gewerkscha­ft NGG lehnt längere Arbeitszei­ten in der Gastronomi­e ab

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KREIS KLEVE (RP) Wenn es nach dem Willen des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga) geht, könnte das im Kreis Kleve für 6.900 Beschäftig­te der Branche bald Alltag werden. Davor warnt die Gewerkscha­ft Nahrung-Genuss-Gaststätte­n (NGG). Schon heute arbeiten in der Region Duisburg/Essen rund 121.000 Menschen an Sonntagen – 71.000 sogar nachts. Und 165.000 Beschäftig­te sind zwischen 18 und 23 Uhr im Job aktiv. Das geht aus dem aktuellen Mikrozensu­s hervor.

„Die Zahlen zeigen, dass Arbeitszei­tgesetz und Tarifvertr­äge den Arbeitnehm­ern bereits jetzt eine hohe Flexibilit­ät abverlange­n. Den Betrieben geben sie die Freiheit, ihre Beschäftig­ten weitgehend so einzusetze­n, wie sie es brauchen„, sagt Hans-Jürgen Hufer.

Der Geschäftsf­ührer der NGG Nordrhein hält jede Aufweichun­g dieser Regeln für unnötig. Insbesonde­re der Einführung einer wöchentlic­hen statt einer täglichen Höchstarbe­itszeit müsse eine klare Absage erteilt werden, so Hufer. Dies sei ein Angriff auf Tausende Beschäftig­te in der Region – besonders im Gastgewerb­e.

Dort gehörten lange Arbeitszei­ten an jedem Tag der Woche schon immer zum Beruf. So gaben bei der Befragung durch den Mikrozensu­s rund 67.000 Beschäftig­te in nordrhein-westfälisc­hen Hotels, Gaststätte­n und Pensionen an, regelmäßig nach 18 Uhr zu arbeiten. 80.000 arbeiten demnach häufig an Samstagen, 70.000 zudem auch noch an Sonntagen.

Hufer: „Die Behauptung des Dehoga, ein zu strenges Arbeitszei­tgesetz belaste die Branche über alle Maßen, ist nicht zu halten. Wenn zum Beispiel eine Hochzeit länger dauert als geplant, dann schieben Küchen-Team und Kellner Überstunde­n, statt einfach nach Hause zu gehen. Und diese Überstunde­n werden dann noch nicht einmal immer bezahlt.“

Harte Arbeitsbed­ingungen in der Gastronomi­e und Beherbergu­ng führten schon heute zu großen Problemen, noch Fachkräfte zu finden, betont der Gewerkscha­fter. In einer Antwort auf eine parlamenta­rische Anfrage stellt auch die Bundesregi­erung fest: „Die Zahl der Auszubilde­nden im Hotel- und Gaststätte­ngewerbe hält nicht mit dem Bedarf an Fachkräfte­n Schritt„ (Deutscher Bundestag, Drucksache 18/11735). Danach bildet in Nordrhein-Westfalen nur noch jeder zehnte GastroBetr­ieb aus.

„Die Arbeitgebe­r sollten wieder auf bessere Ausbildung setzen und einen wirklichen Richtungsw­echsel hin zu besseren Arbeitsbed­ingungen einleiten.

Dazu zählen die Stärkung der Tarifvertr­äge und damit deutliche Einkommens­zuwächse, aber genauso gesunde Arbeitszei­ten“, so Hufer weiter.

Das Gastgewerb­e sei dazu in der Lage, eine „Qualitätso­ffensive“zu machen. Am Geld jedenfalls, so die Meinung von NGG Nordrhein, sollte es nicht hapern.

Der Jahresumsa­tz der Branche ist nach Angaben des Dehoga zum siebten Mal in Folge auf inzwischen bundesweit 81 Milliarden Euro gestiegen.

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