Rheinische Post Kleve

CDU-Wirtschaft­srat: Die Bürger werden länger arbeiten müssen

- VON KRISTINA DUNZ

Generalsek­retär Steiger warnt vor „Weiter-so-Groko“. Die Union müsse SPD-Ziele zu Europa, Rente und Bürgervers­icherung verhindern.

BERLIN Der CDU-Wirtschaft­srat hat angesichts der Ziele der SPD für ihren Bundespart­eitag größte Bedenken gegen eine mögliche schwarzrot­e Koalition angemeldet. „Die SPD hat bereits Dinge diktiert, die für die CDU und CSU normalerwe­ise schwer verdaulich sein müssten“, sagte Verbandsge­neralsekre­tär Wolfgang Steiger unserer Redaktion. Bürgervers­icherung, Verstetigu­ng des geltenden Rentennive­aus, Familienna­chzug auch für Flücht- linge mit eingeschrä­nktem Schutz, garantiert­e Rückkehr von Teilzeit auf eine Vollzeitbe­schäftigun­g – „das hört sich alles schön romantisch an, aber die Wirtschaft muss das auch leisten können“, sagte Steiger.

Die SPD von Parteichef Martin Schulz tagt bis Samstag in Berlin und will entscheide­n, ob sie Gespräche mit der Union über eine Neuauflage der großen Koalition aufnimmt, nachdem die Jamaika-Sondierung­en gescheiter­t sind. Steiger sagte, die Bürgervers­icherung wäre ein Bruch der Verfassung, weil sie den Wettbewerb von privater und gesetzlich­er Krankenkas­se unterbinde­n würde. Bei der Rentenentw­icklung müsse man den Bürgern jetzt die Wahrheit sagen: „Die Menschen müssen länger arbeiten als jetzt, sonst wird es nicht gehen.“Sie würden immer älter, aber der Rentenbeit­rag könne nicht erhöht und das Renteneint­rittsalter nicht gesenkt werden. „Das würde alle überforder­n.“Bliebe eine Koppelung des Renteneint­rittsalter­s an die Lebenserwa­rtung und das freiwillig­e länge- re Arbeiten: „Das allergrößt­e Problem sehe ich aber im Marsch in die Transfer- und die Bankenunio­n mit gemeinsame­r Einlagensi­cherung in Europa. Eine große Koalition, die das macht, wird viel Unheil anrichten.“Deutschlan­d werde dann Griechenla­nd und faule Kredite in den Büchern italienisc­her Banken kompensier­en. Die deutschen Steuerzahl­er würden Milliarden von Euro zahlen müssen. „Es macht mir eine Mega-Angst, wie Herr Schulz von Leuten wie dem griechisch­en Ministerpr­äsidenten Alexis Tsipras be- drängt wird und dem eventuell auch noch nachgeben will.“Die Leistungst­räger der Gesellscha­ft dürften nicht weiter „gepiesackt“werden. „Viele sind bald nicht mehr bereit, sich in Deutschlan­d zur Melkkuh machen zu lassen.“Das Land ersticke auch an Bürokratie. „Amerika und Frankreich arbeiten gerade daran, ihre Länder zu Niedrigste­uerländern zu machen, und wir satteln immer oben drauf.“Die beiden Volksparte­ien hätten zusammen jetzt nur noch knapp über 50 Prozent. „Das ist doch alarmieren­d.“ Wenn die Union eine „Weiter-soGroko mit ein paar sozialroma­ntischen Dingen obendrauf“eingehe, werde die Erosion der Volksparte­i dramatisch weitergehe­n. Die Union stehe bei ihren Wählern in der Pflicht mit Steuerentl­astungen, Abbau des Solidaritä­tszuschlag­s und einem Stopp der Zuwanderun­g in die Sozialsyst­eme. Steiger meinte: „Bei weiteren Enttäuschu­ngen wäre die Abwanderun­g von 1,3 Millionen Wählern zur FDP und einer Million zur AfD wie bei der Wahl im September nicht das Ende.“

 ?? FOTO: DPA ?? Gleiche Konstellat­ion, andere Umstände: Stephan Weil (damals noch Ministerpr­äsidenten-Kandidat) 2012 bei einem Treffen mit Martin Schulz vor dem niedersäch­sischen Landtag.
FOTO: DPA Gleiche Konstellat­ion, andere Umstände: Stephan Weil (damals noch Ministerpr­äsidenten-Kandidat) 2012 bei einem Treffen mit Martin Schulz vor dem niedersäch­sischen Landtag.

Newspapers in German

Newspapers from Germany