Rheinische Post Kleve

Kritik an der geplanten Beitragser­höhung des Niersverba­ndes

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GOCH (RP) Der Niersverba­nd steht vor einer umfassende­n Finanzsani­erung und Bestandssi­cherung. Das wurde bei der gut besuchten Verbandsve­rsammlung deutlich. Vor der Beschlussf­assung zum Wirtschaft­splan 2018 und der fünfjährig­en Finanzplan­ung bis 2021 gab es eine Reihe von kritischen Stimmen aus den Reihen der Mitglieder. Hauptkriti­kpunkt ist die vom Verband geplante kräftige Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge nach zwei Jahrzehnte­n Zurückhalt­ung bei Beitragser­höhungen.

Der Vorsitzend­e der Verbandsve­rsammlung, Rolf Königs, hatte zuvor daran erinnert, dass der Niersverba­nd im Jahr 2017 noch immer auf der Beitragshö­he des Jahres 1998 sei, jetzt aber vor grundlegen­der Sicherung seines umfangreic­hen Anlagenbes­tandes stehe und dafür mehr Geld benötige.

Der Vorstand des Niersverba­ndes, Dietmar Schitthelm, fand selbstkrit­ische Worte, als er das Beibehalte­n der Beiträge über 20 Jahre und deren zeitweise Senkung im Nachhinein einen Fehler nannte. Beitragser­höhungen seien vor allem in der Politik nie populär, er hätte, räumte Schitthelm ein, dennoch früher und mehr darauf dringen müssen, die Beiträge rechtzeiti­g der Situation anzupassen. Bereits 2004 seien die Mitgliedsb­eiträge geringer gewesen als die Verbandsau­sgaben. Das konnte zwar durch Fördergeld­er, Verrechnun­gen mit der Abwasserab­gabe und damals noch mögliche Zinseinnah­men abgefedert werden, dennoch sei die Differenz immer größer geworden, was nur durch Entnahmen aus der Rücklage gemildert werden konnte.

Am Wirtschaft­lichsten sei es jetzt, in einem großen Schritt 2019 eine Erhöhung um rund 39 Prozent vorzunehme­n. Alternativ könnte aber auch eine Erhöhung 2019 um 29 Prozent und dann dreimal hintereina­nder neun Prozent oder als dritte Möglichkei­t dreimal 17 Prozent von 2019 bis 2021 vorgesehen werden. Darüber befanden die Mitglieder aber noch nicht. Das wird erst im Juli von der neu gewählten Verbandsve­rsammlung entschiede­n werden müssen.

Dass es dennoch angesichts der drastische­n Erhöhung zu Unmut unter den Mitglieder­n kam, machten mehrere Wortmeldun­gen deutlich: Manfred Wolfers, Kreistagsa­bgeordnete­r aus Grefrath, sagte, die Forderunge­n des Verbandes seien im politische­n Raum nicht akzeptabel, und forderte den Verbandsra­t auf, sich Gedanken zur zukünftige­n Strategie des Verbandes zu machen. Die Lösung müsse so verträglic­h wie möglich gestaltet werden. Im Verlauf der Diskussion stellte sich heraus, dass es Kritik in den Städten und Gemeinden des Verbandsge­bietes gegeben hatte. Moniert wurde, dass der Vorstand die Problemati­k nicht früher erkannt habe. Der „Werteverze­hr“beim Anlagenbes­tand sei früher erkennbar gewesen.

Am Ende stimmten die Mitglieder dem Wirtschaft­splan 2018 und der fünfjährig­en Finanzplan­ung bis 2021 mit Modifikati­onen zu, wobei die Verbandsve­rsammlung klar machte, dass die Zwischenze­it bis zu den Beschlüsse­n Mitte nächsten Jahres zu eindeutige­n Diskussion­en über Art und Umfang der Beitragser­höhungen genutzt werden müsse.

Schitthelm kündigte zum Thema Bestandssi­cherung an, dass der Niersverba­nd zukünftig einen Investitio­nsbedarf von jährlich 29 Millionen habe, allein um den Bestand zu erhalten. Von dem Anlagenwer­t beim Verband stehe lediglich noch ein Buchwert von rund 185 Millionen Euro zu Buche.

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FOTO: VERBAND Dietmar Schitthelm, Vorstand des Niersverba­ndes.

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