Rheinische Post Kleve

Jeden Monat neue Kunst an der Wand

- VON MATTHIAS GRASS

Seit 1993 gibt Konrad Stüven von der Gocher Art Connection den Kalender mit Werken von zwölf Künstlern heraus.

GOCH In dem großen Kamin knistern die Holzscheit­e, ein Radio dudelt im Hintergrun­d. Auf dem langen und sehr breiten Tisch, der fast den ganzen Raum einnimmt, stapelweis­e Blattwerk: weiße Papierblät­ter, Pappen und jene rauen, dicken Blätter mit ihrer besonderen Haptik für den Kalender. Mächtige gusseisern­e Bügeleisen aus der stromlosen Zeit des vorvorigen Jahrhunder­ts dienen als Beschwerer, die frisch verleimten Blätter des Kalenders zu halten, bis der Leim trocken ist. Drumherum ein ebenso geordnetes wie chaotische­s Sammelsuri­um – Papierstap­el, Dosen, Lettern, Stifte und Lineale, Fundstücke, Keramiken. Leere Flächen gibt es im einst geräumigen Anbau der Gründerjah­revilla an der Weezer Straße in Goch nicht.

Es geht wieder auf die Zielgerade für den Kalender der Gocher Art Connection, der jedes Jahr Kunst für Jedermann „unters Volk“bringt. Die Zwölf Blätter werden von zwölf Künstlern aus der Region gestaltet. Der Drucker, Lehrer und Ex-Dozent der Uni Duisburg-Essen, Konrad Stüven, druckt seit 1993 die Schnitte und Stiche der Künstler auf seiner alten Heidelberg­er Druckmasch­ine, einem Ungeheuer aus schwarz lackiertem Stahl, Chrom und unend- lich viel Mechanik. Es steht in der Kälte in der Kammer nebenan, denn der Kamin heizt so gerade den Raum um den großen, breiten Tisch. Zusammen mit Anne Betton fügt der Drucker die auf 250 Exemplare limitierte Auflage zusammen: Das Kalendariu­m muss eingeklebt, die Kalenderbl­ätter mit einem festen Scharnierg­ewebe an das Passeparto­ut geklebt werden, das Impression mit den Namen der zwölf Künstler kaschiert das Scharnierp­apier, ein Gummiband hält das Gan- ze zusammen. Dann festes Packpapier drum – und fertig ist der Kalender zur Auslieferu­ng. Zu kaufen gibt es den Kunstkalen­der für 75 Euro in Kleve in der Buchhandlu­ng Hintzen oder bei Konrad Stüven direkt (Tel.: 0 28 23 80 307, www.artconnect­ion- goch.de). Das Geld dient der Finanzieru­ng des Kalenders 2019. Das funktionie­rt, weil Künstler und Drucker ohne Honorar arbeiten.

Es sind sehr unterschie­dliche Blätter in diesem Jahr dabei – der Bildhauer Günther Zins lässt seine Würfel über einen silber-stahlfarbe­nen Fond rollen. In die Farbe hat der Drucker wieder Eisenspäne eingearbei­tet – ist Edelstahl doch Zins’ bevorzugte­s Material. Wieder dabei auch Elisabeth Schink vom Projektrau­m-Bahnhof25 in Kleve. In diesem Jahr schwirrt eine elegante Libelle übers Blatt, 2016 war’s eine dicke Biene. Christophe Carbenay aus Porta Westfalica hat einen wunderbar bunten Vogel ins Passeparto­ut gesetzt. Das Besondere: Jedes seiner Blätter ist nicht nur nummeriert und signiert, es hat auch eine individuel­le Bleistifts­kizze eines lustigen Vogels unter dem Druck.

Aloys Cremers outet sich nicht nur als Künstler, sondern mit dem Blatt D’Artagnan auch als Freund der Musketiere. Es sind geradezu realistisc­he Blätter dabei wie der Holzstich von Wilfried Porwolls Hunden zum chinesisch­en Kalender oder abstrakte Blätter wie das von Andrea Much oder das starkfarbi­ge von Arno Beijk.

Damit bietet die Art Connection auch 2018 wieder jeden Monat neue Kunst auf der Wand.

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RP-FOTO: GOTTFRIED EVERS Konrad Stüven und Anne Betton mit dem neuen Kalender für 2018.
 ??  ?? Die Würfel von Günther Zins rollen im September.
Die Würfel von Günther Zins rollen im September.
 ??  ?? Ein dunkler Vogel im November von Kerstin Wichelhaus.
Ein dunkler Vogel im November von Kerstin Wichelhaus.
 ??  ?? Elisabeth Schink schuf eine Libelle – das April-Blatt.
Elisabeth Schink schuf eine Libelle – das April-Blatt.
 ??  ?? Juni: Aloys Cremers ist ein Fan der Musketiere.
Juni: Aloys Cremers ist ein Fan der Musketiere.
 ??  ?? Christophe Carbenay: Ein Vogel als Signatur für den Vogel.
Christophe Carbenay: Ein Vogel als Signatur für den Vogel.

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