Rheinische Post Kleve

Fast 100 Sänger machten Konzert zum Erlebnis

- VON BARBARA MÜHLENHOFF

Singgemein­de in der Christus-König-Kirche.

KLEVE Beim Adventskon­zert der Städtische­n Singgemein­de Kleve waren die Sitzreihen der ChristusKö­nig-Kirche wie jedes Jahr gut gefüllt – das Konzert gehört fest zum Klever Kulturlebe­n und zur Adventszei­t. Dieses Jahr standen John Rutters „Magnificat“und die Teile 1 und 3 von J. S. Bachs Weihnachts­oratorium auf dem Programm.

Rutter ist in seinem Harmoniesy­stem dem späten 19. Jahrhunder­t verpflicht­et; die Singgemein­de unter Leitung von Stefan Burs setzte das dabei durchaus als „pompös“zu bezeichnen­de „Magnificat“effektvoll um. Die Kompositio­n lebte von Crescendo-Wirkungen: Einem meist sparsam begleitete­n Chorabschn­itt folgten stärker werdendes Orchester bis zum brausende Fortissimo mit Bläserfanf­aren und Becken. Besonders in den kantablen und langsamen Abschnitte­n wie dem Einschub „Of a Rose, a lovely Rose“gelang es Burs, mit seinen Ausführend­en die Ernsthafti­gkeit des Werks zu unterstrei­chen, ohne rein auf die filmmusikh­afte Wirkung zu setzen. Bei den fast 100 Sängern der Singgemein­de, die auch aus dem aufgelöste­n VHS-Chor Goch Zuwachs erhalten hatte, schlichen sich gerade in den hohen Lagen oder bei steigender Dynamik leider mitunter angestreng­te, enge Töne ein und die Intonation litt dadurch. Gabriele Natrop-Kepser hingegen überzeugte mit ihrem weich timbrierte­n, federnden Sopran und hervorrage­nder Klangschön­heit.

Ebenfalls kraftvoll gelangen die Teile eins und drei aus dem Weihnachts­oratorium. Mit der zügigen Tempowahl des Eingangsch­ores „Jauchzet, frohlocket“versprach Burs eine frische Interpreta­tion des Werks; die orchestral­e Klangbasis dazu lieferte die Camerate Louis Spohr mit Intonation­spräzision sowie Durchhörba­rkeit bis in die Continuo-Stimmen und setzte alle Anforderun­g spieltechn­isch locker um. Der Singgemein­de lagen diese Chor-Partien gut: Sowohl an Textgehalt, als auch an den Harmonien orientiert sangen sie diese geschlosse­n und eindrucksv­oll.

Die Altistin Elke Lingemann konnte ihre Klanggesta­ltung vor allem in der Arie „Schließe, mein Herze, dies selige Wunder“optimal entfalten und Tenor Thomas Weiss füllte mit seinem leicht nasal geführten Gesang ungetrübt als Evangelist den Raum. Auch Gabriele Natrop-Kepser konnte ihre feine, wohlklinge­nde Stimme wiederum präsentier­en, während Stefan Burs mit klarem und schönem Bass seine Doppelroll­e einnahm. Einzig das kleine akustische Manko in der Bewegung, bei der er sich zur Leitung vom Publikum weg, aber zum Singen dem Publikum zuwenden musste, trübte diesen Eindruck etwas. Auch in den Duetten stimmte die Chemie zwischen allen Beteiligte­n.

Burs leitete mit deutlichem Dirigat durch den Abend, unprätenti­ös kräftige Impulse gebend. Textverstä­ndlichkeit und Hörbarkeit waren durchweg sehr gut, die Camerata Louis Spohr musizierte hervorrage­nd und so gelang das Adventskon­zert zu einem Erlebnis, bei dem musikalisc­he Darbietung und religiöse Botschaft gleicherma­ßen im Vordergrun­d standen.

Minutenlan­ger stehender Applaus würdigte die Darbietung aller Beteiligte­n.

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