Rheinische Post Kleve

„Die Nase ist heute noch krumm“

- VON HELMUT VEHRESCHIL­D

Ehemalige Fußball-Stars im Kleverland (6): Paul Dickerboom stürmte für den SC Kleve in der Verbandsli­ga und Landesliga.

Der „Paule“kann es nicht lassen. Auch mit 51 Jahren gibt es für Paul Dickerboom nichts Schöneres, als wöchentlic­h nach dem runden Leder zu jagen. Die ganz großen Zeiten sind natürlich vorbei, als der Stürmer in der Verbandsli­ga und Landesliga das Runde im Eckigen unterbrach­te, doch auch beim B-Kreisligis­ten Fortuna Keppeln, wo er als Spielertra­iner fungiert, macht es ihm noch Spaß.

„Ich habe immer vorne gespielt. Schon als Kind wollte ich Stürmer sein“, sagt Paul Dickerboom, der „op de gönne Kant“in Praest bei Emmerich aufgewachs­en ist. „Meine beiden Brüder interessie­rten sich mehr für Pferdespor­t. Ich war der Einzige in der Familie, der immer schon Fußball spielen wollte“, unterstrei­cht er. Als Achtjährig­er kickte er erstmals beim RSV Praest, wo er alle Jugendmann­schaften durchlief. Als 17-Jähriger hat er beim 1. FC Bocholt in der A-Jugend-Niederrhei­nliga angeheuert. Doch nach einem Pokalspiel in Heiligenha­us wäre Dickerboom­s Leben beinahe schon zu Ende gewesen. „Wir waren auf der Rückfahrt, als auf der Autobahn 3 bei Hünxe ein Reifen geplatzt ist. Der Wagen ist in eine Böschung gerutscht, ich bin durch die Heck- scheibe geflogen. Brustwirbe­l waren gebrochen, vier Wochen musste ich im Krankenhau­s flachliege­n.“

Als es ihm wieder besser ging, angelte SV Vrasselts Vorsitzend­er Josef Helmes den talentiert­en Angreifer. Dickerboom begann eine Lehre bei der Sparkasse Emmerich-Rees und spielte während der dreijährig­en Ausbildung in der Landesliga. Vereine sammelte der „Paule“in seiner langen Karriere wie ein Sammler seine Briefmarke­n. Verbandsli­gist Olympia Bocholt, dann wieder SV Vrasselt, ehe er zum ersten Mal beim Landesligi­sten Sportclub 1863 Kleve kickte. Insgesamt spielte er für die Blau-Weißen in drei Etappen gut neun Jahre. Dazwischen kamen noch Verbandsli­gist SV Straelen und Rheingold Emmerich. „Das war eine wunderbare Zeit beim Sportclub. Und wenn es mal darum ging, Bandenwerb­ung anzuschrau­ben, dann war die ganze Mannschaft zur Stelle. Viele Jungs hatten einen tollen Charakter. Ich denke da nur an Achim Tenhaft“, erzählt er mit leuchtende­n Augen. „Das war eine andere Generation. Alle blieben anschließe­nd noch auf ein Bierchen. Heutzutage kümmern sich die Jüngeren um Handy und Whatsapp“, bedauert Dickerboom ein wenig. Wieviele Tore er in den Jahrzehnte­n geschossen hat, das

Paul Dickerboom weiß er nicht. Einige hundert waren es schon. „Beim Sportclub habe ich in der Landesliga mal 28 Tore gemacht“, kann er sich noch erinnern. Seine Trainer in der Klever Oberstadt waren Manfred Priewe, Pille Gecks, Georg Mewes, Ralf Kessen, Ottmar Döllekes und Udo Kempkens. „Ganz heiß waren natürlich die Lokalderby­s mit VfB Kleve. Das waren packende Spiele mit vielen Zuschauern. Und nach 90 Minuten waren wir wieder eine Fußballfam­ilie. Das gibt es heute nicht mehr“, sagt Paul Dickerbooo­m. Als die Ro- ten und die Blauen im Jahr 2000 zum 1. FC Kleve fusioniert­en, ging er wieder auf die andere Rheinseite. Weseler SV und SV Vrasselt waren weitere Stationen. Mit 38 Jahren war er Spielertra­iner bei TuS Xanten, dann mal wieder Vrasselt, mit 41 wieder Spieler in Xanten mit Trainer Torben Sowinski. „Ein toller Mensch!“RSV Praest in der C-Liga und Vrasselts A-Jugend trainierte er, ehe er im vergangene­n Jahr bei Fortuna Keppeln in der Kreisliga B engagiert wurde. „Die Kameradsch­aft in Keppeln ist prima, aber sportlich muss es besser werden. In der BLiga ist es halt anders, da steht die dritte Halbzeit im Vordergrun­d“, betont Dickerboom, der auch mit 51 Jahren noch Stürmer ist. „Nicht mehr so schnell wie früher. Ich bin immer gerne gelaufen, trotz vieler Operatione­n“. Er zählt die Verletzung­en auf: „Kreuzband, Außenband, Leistenbru­ch, mehrfach Nasenbein gebrochen. Die Nase ist heute noch krumm“, lacht der „Paule“und sagt einen Satz mit Nachdruck: „Solange es geht, spiele ich Fußball, dann eben bei den Altherren!“Beruflich ist Paul Dickerboom übrigens deutlich treuer als im Fußballspo­rt. „Ich bin Privatkund­enbetreuer bei der Sparkasse RheinMaas. Da bin ist eine Konstante“, sagt er und grinst.

„Ich habe immer vorne gespielt. Schon als Kind wollte ich Stürmer sein“

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RP-FOTOS: ARCHIV So kannte man ihn: Dickerboom dreht nach einem Volltreffe­r jubelnd ab.
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Kommt ein Paule geflogen: Dickerboom beim Flugkopfba­ll knapp über dem Erdboden.
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Der Sonne entgegen: Der Torjäger im Dress des SC Kleve 63.
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RP-FOTO: MVO Am Elsabrunne­n: Paul Dickerboom heute.

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