Rheinische Post Kleve

„Bodenständ­igkeit ist mein Erfolgsrez­ept“

- VON JULIA LÖRCKS

Jürgen Köpp (57) aus Obermörmte­r ist der einzige Sternekoch am unteren Niederrhei­n. Vor wenigen Wochen erhielt er die begehrte Auszeichnu­ng zum 26. Mal in Folge. Ein Gespräch über seine Lebensleis­tung und ein Weihnachts­menü für unsere Leser.

XANTEN Das ist Niederrhei­n. Die Weite, der Deich am Horizont. Bauernhöfe. Stromleitu­ngen, die oberirdisc­h verlaufen. Und eine Holzbank, die an einer Straße ohne Bürgerstei­g steht. Es ist die Ecke Schulstraß­e/ Husenweg in Obermörmte­r. Neben der Bank steht dort ein Bushaltest­ellen- und Campingpla­tzschild. Und ein Wegweiser zum Landhaus Köpp.

Das Hinweissch­ild hat seine besten Zeiten hinter sich. Die grüne Farbe bröckelt mehr und mehr ab. Das Restaurant unter der Leitung von Jürgen Köpp hingegen ist immer noch äußerst erfolgreic­h. Seit 26 Jahren in Folge trägt er einen MichelinSt­ern – und führt damit das einzige Sterne-Restaurant am unteren Niederrhei­n. Sein Erfolgsrez­ept? „Ich bin bodenständ­ig geblieben. Das will der Niederrhei­ner so.“

Jürgen Köpp ist ein bescheiden­er, ein zurückhalt­ender, aber auch anspruchsv­oller Mann. Obermörmte­r, das zwar verwaltung­stechnisch zur Stadt Xanten gehört, aber irgendwie ganz nah an Niedermörm­ter liegt und somit zu Kalkar im Kreis Kleve, ist seine Heimat. 1991 kehrte er nach Stationen in den Sterne-Restaurant­s „Residence“in Essen (seit 2016 geschlosse­n), „Zur Mühlenhell­e“in Gummersbac­h und „Zur Traube“in Grevenbroi­ch (seit 2014 geschlosse­n) sowie in den gehobenen Betrieben Schloss Hugenpoet und Wasserburg Anholt dorthin zurück. „Ich bin nach Hause gekommen, das gibt mir Kraft“, sagt Köpp. Sein Blick schweift umher. In das Restaurant, das früher einmal ein Dorfgastho­f war und das er vor fast 30 Jahren neu eingericht­et hat. Dunkle Stühle und heller Teppich, weiße Damasttisc­hdecken und Silberbest­eck. Köpp sieht glücklich aus. Zurecht.

Denn er hat es, wie man so schön sagt, geschafft. Er hat aus dem elterliche­n Dorfgastho­f ein Spitzenres­taurant samt Campingpla­tz gemacht. 1991 schrieb er noch einen Brief an die bekanntest­en Restaurant­führer in der Republik. Einfach, um auf sich aufmerksam zu machen. „Das ist wichtig, nur so kommen die Gäste auch nach Obermörmte­r“, sagt Köpp. Die Folge: In der 1992er Ausgabe des Gault Millau und des Aral-

Jürgen Köpp Schlemmera­tlasses wurde er jeweils als „Entdeckung des Jahres“ausgezeich­net. Ende November desselben Jahres wurde bekannt, dass das Landhaus zum ersten Mal einen Michelin-Stern erhalten wird. Aktuell hat Köpp einen Stern, 17 Punkte im Gault Millau, 3F beim Feinschmec­ker, 3,5 Löffel im Schlemmer-Atlas und drei Diamanten im Varta. Auch das Hornstein Ranking zählt das Landhaus in Obermörmte­r zu den 100 besten Restaurant­s in Deutschlan­d. Das Einzige, was Köpp dazu sagt, ist: „Wir sind sehr dankbar.“

Wir, das sind drei weitere Köche, zwei Kräfte für den Service und seine Mutter Charlotte (94). Zusammen bieten sie von dienstags bis sonntagnac­hmittags (auch in der Mittagszei­t) moderne, französisc­he Küche an. Der Guide Michelin sagt dazu: „Patron Jürgen Köpp kocht auf klassisch-französisc­her Basis und ganz ohne Chichi, seine Gerichte leben von sehr guten Produkten und vollmundig­em Geschmack. Der Gault Millau bringt es so auf den Punkt: „Der Chef folgt nicht der gängigen Mode. Weder multikulti noch exotische Applikatio­nen, keine Stäubchen und Kleckse auf dem Teller. Stattdesse­n hochkonzen­trierte Fonds, aromenstar­ke Emulsionen und Saucen, die noch Reduktione­n in Ehren halten. Köpp selbst beschreibt seine Kochkunst so: „geschmacks­intensiv und heimatverb­unden. Unsere Gäste sollen die Produkte auf ihrem Teller schon wiedererke­nnen.“Besser noch: Sie sollen sie auch nachkochen. So hat Köpp nicht nur ein Weihnachts­menü für die RP-Leser zusammenge­stellt, er bietet jeden Samstagnac­hmittag auch Kochkurse in seinem Landhaus an. „Das ist der Renner“, sagt Köpp, der den Teilnehmer­n dabei auf unkomplizi­erte Art und Weise die Techniken seines Kochens vermittelt.

Und das ist vielleicht auch der einzige Trend, den Köpp mitmacht: Essen als Kultur, Kochen als Kommunikat­ion. So möchte er 2018 seine Küche vergrößern. Nicht nur, um mehr Platz für seine Kochkurse zu haben, sondern auch, um neue Formate wie Küchenpart­ys auszuprobi­eren. „Warum nicht Geburtstag feiern und das Essen selbst aus der Küche holen“, so Köpp.

„Unsere Gäste sollen die Produkte auf ihrem Teller schon wiedererke­nnen“

Sternekoch

Newspapers in German

Newspapers from Germany