Debatte um Schulen: „Ein Flickenteppich an Entscheidungen“
Schulträger, Schulleiter und Eltern sollten am Donnerstag entscheiden, ob Unterricht stattfindet. Die Verwirrung war abzusehen.
DÜSSELDORF Viele Eltern in NRW wussten nicht, ob sie ihre Kinder während des Orkantiefs „Friederike“zur Schule schicken müssen oder nicht. Sie kritisierten die entsprechende Anweisung des nordrhein-westfälischen Schulministeriums als irreführend, wonach Eltern bei extremen Witterungsverhältnissen selbst zu entscheiden hätten, ob der Weg zur Schule für ihr Kind zumutbar ist oder nicht. Die Entscheidung über eine Schließung der Schule liegt dagegen bei den Schulträgern und der Schulleitung.
Das sei ein Flickenteppich an Entscheidungen, kritisiert Burkhard Hintzsche, Stadtdirektor und Schuldezernent der Landeshauptstadt Düsseldorf. Er fordert deshalb eine überregionale Vorgehensweise. „Wenn es eine landesweite Warnung gibt, dann sollte es auch eine landesweite Empfehlung geben.“ Sei die Warnung nur regional oder lokal, müsse der Situation entsprechend gehandelt werden. „Jede Kommune, die die Entscheidung den Schulen überlassen hat, handelte im Sinne des Ministeriums.“Sinnvoll sei das seiner persönlichen Meinung nach aber nicht.
Die Verunsicherung wegen dieser Regelung sei enorm gewesen, insbesondere die freie Wahl, ob das eigene Kind nun zur Schule muss, sei von vielen Eltern angeprangert wor- den, bestätigt Andrea Heck, Landesvorsitzende des Elternvereins NRW. Sie selbst ließ ihre Kinder zu Hause. Als sie das der Schule telefonisch mitteilen wollte, kam sie nicht durch. „Da riefen doch an die 500 Eltern an, da ging nichts“, sagt Heck. Selten habe sie von Eltern so viele Beschwerden erhalten wie an diesem Tag. Andere Mütter berichteten, dass ihre Kinder um 11 Uhr nach Hause geschickt worden seien. „Für Berufstätige war das aber ein großes Problem, weil sie nicht einfach von der Arbeit wegkonnten“, sagt Heck.
Aus Kreisen des Schulministeriums hieß es, dass einige Schulen Schuld an der Misere seien. Sie seien sich ihrer Verantwortung nicht bewusst gewesen. So habe etwa eine Kölner Schule völlig überfordert mit der Situation beim Ministerium angerufen, was denn zu tun sei.
Die zuständige Düsseldorfer Bezirksregierung will jedoch an der Regelung festhalten: „Die Witterungsverhältnisse können regional sehr verschieden sein. Deswegen ist es sinnvoll, wenn die Verantwortlichen vor Ort die Entscheidung über eine mögliche Schulschließung treffen“, so Regierungspräsidentin Birgitta Radermacher. Daniel Kölle, Sprecher des Schulministeriums NRW, verspricht aber: „Wir schauen uns das noch mal an und entscheiden, ob und welche Schlüsse wir daraus für die Zukunft ziehen.“