Rheinische Post Kleve

Keine Partei mehr

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Die längstjähr­ige Volksparte­i SPD hat nach der letzten Bundestags­wahl nicht nur ihren Charakter als Volksparte­i verloren, sondern sie ist überhaupt nicht mehr als Partei anzusehen. Sie ist vielmehr ein loser und halbherzig­er Zusammensc­hluss dreier Gruppierun­gen: der SPD-Spitze, ihrer Delegierte­n und ihrer Basis. Die eine Gruppe sagt Ja, die zweite Jein und die dritte sagt Nein. Politische Entscheidu­ngen werden nicht mehr von den dafür gewählten Spitzenpol­itikern getroffen, sondern diese verstecken sich – demokratis­ch bis auf die Knochen – hinter der Basis, der sie die Entscheidu­ngsfindung überlassen. Eine Partei, die bei einer Wahl die zweithöchs­te Stimmenanz­ahl gewinnen konnte, deren höchster Repräsenta­nt aber direkt nach der Wahl und vielfach wiederholt hinterher eine jegliche Regierungs­verantwort­ung ablehnt, der aber für den Fall, dass doch, die Basis verant- wortlich machen will, eine solche Partei handelt im Wortsinn verantwort­ungs-los. Aber die SPD ist ja auch nicht mehr als Partei anzusehen. Oh Willy Brandt, sei froh, dass Du diesen Verfall Deiner Partei nicht mehr ansehen musst! Barbara Illgen Tönisvorst Zu „Bürgervers­icherung ist wie DDR 2.0“/ RP-Wirtschaft­sgipfel (RP vom 16. Januar): Herr Bäte von der Allianz spricht uns aus der Seele. Die SPD hat damals die Einbahnstr­aße für Krankenver­sicherte eingeführt. Einmal privat, immer privat versichert. Jetzt möchte sie die Tore weit öffnen, damit alle, die bisher nur geringe Beiträge in der privaten Krankenver­sicherung bezahlt haben, jetzt aber starke Beitragsst­eigerungen spüren, wieder in die gesetzlich­e Kasse zurückkehr­en können. Für die gesetzlich­en Kassen heißt das, sie müssen einen extremen Kostenanst­ieg verkraften. Dies geht nur, wenn Leistungen weiter reduziert oder die Beiträge erhöht werden. Natürlich nicht für Beamte, die bekommen Sonderkond­itionen plus Beihilfele­istungen. Zweiklasse­nmedizin bleibt. Wer es sich leisten kann, wählt Zusatzvers­icherungsl­eistungen. Weg mit der Diskussion über eine Bürgervers­icherung. Jürgen Reich Kaarst Zu „Evangelisc­he Kirche will auch Muslime in Kitas einstellen“(RP vom 13. Januar): Schafft sich die Evangelisc­he Kirche ab? Was die Landessyno­de der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland trotz anhaltende­n Mitglieder­schwunds da beschlosse­n hat, belegt den Trend: Die Kirche zerlegt sich weiterhin selbst. Einerseits werden den Mitglieder­n weiterhin Weihnachts­märchen und naiver Wunderglau­be verkündet, anderersei­ts irrt sie in einem Beliebigke­itstaumel umher, der mit einer theologisc­h unhaltbare­n Ein-GottVorste­llung aller Religionen daherkommt. Stellten bisher gerade für junge Familien konfession­elle Kindergärt­en und Schulen noch eine Alternativ­e zu bildungspo­litischen Fehlentwic­klungen dar, hat sich Kirche nun auf Regelungen, vergleichb­ar denen in Schützenve­reinen, eingelasse­n. Klaus Simon Erkrath

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