Ganz entspannt zum Tierarzt
Ob Vorsorgeuntersuchung oder notwendige Behandlung – kaum ein Haustier geht gerne zum Tierarzt. Regelmäßiges Training und Belohnungen helfen.
Abhören, Abtasten, in die Augen schauen – das Herrchen weiß, dass alles nur Routine ist. Doch der Besuch beim Tierarzt kann für Kaninchen, Hamster und Meerschweinchen puren Stress bedeuten. Während Katzen oftmals bereits beim Anblick der Transportbox Reißaus nehmen, betreten viele Hunde die Praxis nur mit angelegten Ohren und eingeklemmter Rute. Die oftmals ungewohnte Autofahrt, die fremden Gerüche und Geräusche und die unbekannten tierischen Patienten im Wartezimmer sind eine Herausforderung. „Sobald die Tiere aus ihrem gewohnten Umfeld herausgenommen werden, sind sie gestresst“, weiß Christine Wilde, Autorin und Herausgeberin der Internetseite www.nagerinfo.de. „Besonders Hamster können auf einen Transport zum Tierarzt äußerst nervös reagieren“, erklärt die Expertin und empfiehlt, das Tier samt Nest zur Untersuchung zu bringen.
Viele Hunde sind an Autofahrten gewöhnt, Katzen hingegen fühlen sich als Beifahrer häufig unwohl und protestieren schon lautstark vor dem Start. Hier hilft es, wenn der Korb immer in Sichtweite des Stubentigers steht und vielleicht ab und zu sogar angenehme Fahrten zu lieben Artgenossen anstehen. So lernt die Katze, dass das Hervorholen der Transportbox nicht zwangsläufig mit einem Besuch beim Tierarzt verbunden ist. Tierhalter sollten den Umgang mit der Box außerdem regelmäßig üben. Ziel ist es, dass die Katze allein in den Korb geht. Wer die Box gemütlich einrichtet und Futter auslegt, schafft interessante Anreize für die Fellnase.
Während größere Heimtiere oftmals sichtbar ihre Gefühle zeigen, sieht man Meerschweinchen und Kaninchen nicht sofort an, ob sie Angst haben. Experten vom Industrieverband Heimtierbedarf IVH empfehlen daher, die Tie- re mit einem befreundeten Artgenossen zum Arzt zu fahren. In Gesellschaft fühlen sie sich sicherer.
Auch für Kaninchen, Meerschweinchen und Co. muss die Transportbox für die Reise so bequem wie möglich eingerichtet sein und sollte ausreichend Platz zum Liegen und für Bewegung bieten. „Das Tier sollte sich schon vorher mit der Box vertraut machen, zum Beispiel indem man sie in den Auslauf stellt“, rät Christine Wilde. Für die Reise gehören etwas Einstreu, Heu, Frischfutter für die Wasserversorgung und das gewohnte Futter in die Box. „Meerschweinchen fühlen sich in einem Kuschelsack besonders sicher“, gibt die Expertin einen Tipp. Zusätzlich sollte die Box etwas abgedunkelt werden, das beruhigt die Tiere. Tierärzte empfehlen eine nach oben zu öffnende Transportbox. Sie erleichtert das schonende Herausnehmen des Patienten und ermöglicht in besonderen Fällen sogar eine stressfreie Behandlung in der Box.
Falls möglich, sollten sich die Tierbesitzer mit ihren kleinen Lieblingen nicht zu lange im Wartezimmer aufhalten. „Gerade Meerschweinchen sind sehr geräuschempfindliche Tiere, die fremde und laute Geräuschkulisse stresst sie“, weiß Christine Wilde. Viele Tiere verbinden mit dem Besuch beim Tierarzt schmerzhafte Erlebnisse. Um diese Angst zu nehmen, sollten Haustierbesitzer bereits mit den Jungtieren regelmäßig zum Arzt gehen und nicht gleich beim ersten Besuch eine unangenehme Impfung durchführen lassen. Ohren nachgucken, Zähne und Pfoten kontrollieren – an die klassische Routineuntersuchung sollten die Tiere von kleinauf gewöhnt sein. Das können die Halter auch zu Hause regelmäßig üben. Bleibt der Liebling brav, gibt es eine Belohnung in Form von Leckerlis.
Tierbesitzer sollten ihren Lieblingen beim Gang zum Arzt ein entspanntes Vorbild sein. Spürbare Körperanspannung sorgt für Angst beim Heimtier, negative Emotionen übertragen sich schnell. Wer hingegen Ruhe ausstrahlt und mit gelassener Stimme spricht, beruhigt sein Tier automatisch. Vögeln ist es meist nicht anzumerken, wenn sie Schmerzen haben. Da sie in freier Wildbahn sonst schnell gefressen würden, verbergen die Tiere diese instinktiv. Vogelhalter sollten sie deshalb genau beobachten und schon bei kleinen Veränderungen den Tierarzt einschalten, empfiehlt Tina Hölscher von der Organisation Aktion Tier. Zusammengekniffene Augen oder untypisch aufgeplustertes Gefieder sind erste Anzeichen für Unwohlsein. Doch auch Sitzen auf dem Käfigboden, Fressunlust oder schnelles Atmen sind eindeutige Hinweise darauf, dass mit dem Vogel etwas nicht stimmt. Goldhamstern ihren Rhythmus lassen Auch wenn Kinder es toll fänden: Goldhamster lassen sich nicht an den menschlichen Tagesrhythmus gewöhnen. Die Nager sind dämmerungsaktiv und können nicht zu Tagtieren umerzogen werden. Weckt man sie ständig tagsüber, kann sogar ihre Lebenserwartung rapide sinken. Die Hamster werden dauergestresst und als Folge sogar aggressiv. Am besten beschäftigt man sich mit ihnen am späten Nachmittag, wenn sie wach werden. Krankenversicherung früh abschließen Eine Krankenversicherung für ihr Haustier schließen Halter am besten früh ab. Sie sollten sich darum kümmern, wenn der Vierbeiner noch jung und fit ist, empfiehlt die Tierschutzorganisation Aktion Tier. Für ältere oder kranke Tiere muss man einen höheren Beitrag zahlen, oder sie werden gar nicht mehr aufgenommen. Wer keine Vollschutzvariante möchte, kann eine reine OPVersicherung wählen.