Duin kommt bei Thyssenkrupp unter
Der frühere NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) wird Manager im Anlagenbau auf der dritten Führungsebene. Zuvor soll er als Arbeitsdirektor der Rüstungssparte im Gespräch gewesen sein. Die Ehrenkommission gibt grünes Licht.
ESSEN Der frühere NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) hat eine neue Aufgabe gefunden. Der Volljurist wird zum 1. März zur Thyssenkrupp-Tochter Kernanlagenbau in Dortmund wechseln. In dieser Position, die auf der dritten Führungsebene angesiedelt ist, hat er Personalverantwortung für rund 5000 Beschäftigte. Duin wird Nachfolger von Bernd Hartmann, der als Arbeitsdirektor zur Marine-Sparte von Thyssenkrupp geht. Der Konzern bestätigte auf Anfrage beide Wechsel. Duin arbeite sich schon seit gestern im übergeordneten Bereich Industrial Solutions ein.
Die Verbindungen zwischen Thyssenkrupp und der SPD sind traditionell eng. Der inzwischen verstorbene Konzernpatriarch Berthold Beitz pflegte enge Beziehungen zum langjährigen SPD-Ministerpräsidenten Johannes Rau. Dessen Finanzminister Heinz Schleußer war Aufsichtsrat bei Thyssen. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist die Berufung des früheren Thyssenkrupp-Konzernbetriebsratschefs Thomas Schlenz zum Stahl-Arbeitsdirektor. Schlenz saß auch im Bundesvorstand der SPD.
Die Landesregierung hat den Wechsel von Duin zu einem der größten Konzerne in NRW von der Ministerehrenkommission untersuchen lassen, um mögliche Interessenkonflikte zu prüfen. „Diese hat grünes Licht gegeben“, erklärte ein Insider. Das NRW-Kabinett wird das Votum in den nächsten Tagen noch zur Kenntnis nehmen. Im ersten Jahr nach Ausscheiden eines NRW- Ministers kann eine Landesregierung einen llWechsel verbieten.
Auch die Antikorruptionsorganisation Transparency Internatiollnal sieht kein Problem: „Eine Arbeit als Personalchef im Anlagenbau hat mit der Politik eher nichts zu tun“, sagt Wolfgang Jäckle, Leiter der AG Politik von Transparency International.
Weniger einfach verlief der Wechsel der früheren NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens zur Techniker Krankenkasse (TK). Weil die grüne Politikerin dort deren NRW-Landesvertretung leiten soll, wurde ihr signalisiert, dass sie die Karenzzeit nach Aufgabe des Ministeramtes einhalten solle – also startet Steffens erst am 1. Juli bei der TK.
Duin war laut Insidern bei Thyssenkrupp auch für den Posten des Arbeitsdirektors der Marine-Sparte im Gespräch gewesen. Dort werden U-Boote hergestellt.
Arbeitnehmervertreter hätten aber Hartmann für den besseren Kandidaten gehalten, weil er langjährige Erfahrungen im Schiffbau mitbringe. Der 56-jährige Hart- mann hatte bereits sieben Jahre lang in der Werften-Sparte gearbeitet, die als einzige im Konzern noch Rüstungsgüter herstellt – also setzte er sich durch. Falls Duin den Posten bekommen hätte, wäre das nicht gut gewesen, meint Experte Jäckle: „Ex-Politiker sollten sich bei Rüstungsgeschäften raushalten.“Duin will das Thema nicht kommentieren. In seinem Umfeld heißt es, aus privaten Gründen wäre ihm die Aufgabe in Dortmund lieber als in Kiel – er lebt mit Familie in einem soeben gebauten Haus im Essener Süden.
Dabei hat Duin ein gemischtes Verhältnis zu Thyssenkrupp und zur IG Metall. Er setzte sich gegen zu stark steigende Strompreise ein – auch um Jobs in der Stahlindustrie zu halten. Er kritisierte zu billige Stahleinfuhren aus China – auch dies kam gut an. Als er sich am 3. Mai 2017 auf einer Demonstration der IG Metall gegen die Fusion der Stahlsparte von Thyssenkrupp mit Tata aussprach, war die Reaktion gespalten: Der Vorstand war weniger begeistert, manche Betriebsräte witterten ein reines Wahlkampfmanöver kurz vor der NRWLandtagswahl am 14. Mai 2017.
Wie geht es weiter? Manche vermuten, Duin werde noch nach höheren Aufgaben streben. Da er erst 49 Jahre alt ist, ist das nicht unwahrscheinlich. Jedenfalls war er früher schon sehr umtriebig: Im Jahr 2000 war er schon im Europaparlament, dann 2005 bis 2012 Bundestagsabgeordneter, dann lockte ihn Hannelore Kraft nach Düsseldorf. Rund 300.000 Euro wird er im Jahr verdienen – er kann also gelassen schauen.