Trump wird den Handelskrieg verlieren
Handelskriege sind gut und einfach zu gewinnen, twitterte der US-Präsident. Offenbar liegen ihm wieder alternative Fakten vor, denn die Wahrheit sieht anders aus. Der Tweet macht deutlich, warum der Republikaner ein solcher Ausfall ist: Trump dient nicht seinem Land, sondern den Partikularinteressen einer Branche, die nicht wettbewerbsfähig ist. Trump schadet seinem Volk: US-Autobauer und US-Verbraucher werden am meisten unter den folgenden StahlpreisErhöhungen leiden. Trump hat keine Ahnung von Wirtschaft: Seit Napoleons Kontinentalsperre weiß man, dass Handelskriege nur Verlierer kennen. Trump lernt nichts aus der Geschichte: Schon der letzte Versuch eines Präsidenten, Stahlmagnaten regelwidrig zu helfen, schlug fehl. Nachdem die EU 2002 mit Gegenmaßnahmen gedroht hatte, kassierte George W. Bush seine Strafzölle wieder ein.
Für Argumente ist Trump nicht zugänglich, für die Logik der Abschreckung vielleicht doch. Schon im Kalten Krieg haben überzeugend angedrohte Gegenschläge funktioniert. Neben Europa ist auch China zu Zoll-Gegenschlägen bereit. Ein Handelskrieg mag herrlich von Skandalen im Weißen Haus ablenken – aber Trump hat keine Chance, ihn zu gewinnen. BERICHT ANGST VOR JOBVERLUST DURCH US-ZÖLLE, TITELSEITE
Keine Gnade für Gaffer
Gaffer ergötzen sich am Leid ihrer Mitmenschen. Das ist widerwärtig. Sie als Schaulustige zu bezeichnen, trifft nicht den Kern ihres Handelns. Schaulustige kommen bei Brückensprengungen oder Tanzeinlagen in der Einkaufstraße zusammen. Gaffer hingegen verharren an einem Ort, der für andere zum Unglücksort geworden ist. Sie haben keine Lust zu schauen, sie haben Lust am Unglück. Auch wenn die strafrechtliche Lücke, die der Bundesrat nun schließen will, klein sein mag, ist das Vorgehen notwendig. Es braucht Zeichen, dass die Zivilgesellschaft keine Gnade für Gaffer kennt.
Das Problem hinter den Gaffern liegt tief. Wer in den Netzwerken des Internets nach Aufmerksamkeit sucht, benötigt Emotionen. Videos von Unfalltoten sind in der perfiden Währung des Netzes wie 200Euro-Scheine. Sie sind heiß begehrt und klicken sich daher viel zu gut. Auch das gehört zur Wahrheit, dass die Zuschauer solcher Videos eine Mitschuld tragen. Gaffern und ihren Fans fehlt eine elementare Portion Empathie. Das Strafrecht allein kann das nicht reparieren. Da muss die gesamte Gesellschaft helfen. BERICHT
Putins Atom-Irrtum
Man könnte achselzuckend über Wladimir Putins jüngsten Auftritt hinweggehen, den der Kreml-Chef dazu nutzte, mit Russlands neuen atomaren Wunderwaffen zu prahlen. Das sollte – zwei Wochen vor der russischen Präsidentenwahl – wohl vor allem die Russen beeindrucken. Putin wird ja wohl nicht ernsthaft vergessen haben, dass der letzte Rüstungswettlauf mit dem Westen im Zusammenbruch der Sowjetunion mündete. Diese Drohung mit neuen Waffen entspricht jedoch einer alten Politik, und Russlands massive Aufrüstung folgt der überwunden geglaubten Logik des Kalten Kriegs. Putin will sich Respekt verschaffen und schürt doch nur die Sorge vor russischen Aggressionen.
Inzwischen wird auch von der Nato wieder aufgerüstet, die USA denken sogar laut über die Entwicklung taktischer Atomwaffen nach. Trotzdem glaubt man im Kreml immer noch, sich den Westen durch Einschüchterung gefügig machen zu können – welch ein gefährlicher Irrtum. Was in fast fünf Jahrzehnten Ost-West-Konfrontation vermieden werden konnte, könnte nun wahr werden: ein Atom-Krieg in Europa. BERICHT