Rheinische Post Kleve

20 Jahre „Esbo“: Disco im Wandel

- VON JENS HELMUS

Die Gocher Veranstalt­ungshalle „excited“feiert 20-jähriges Bestehen. Dem großen Discosterb­en ist die ehemalige „Esbo“nicht anheimgefa­llen – Veränderun­gen der Partykultu­r machen sich aber auch an der Borsigstra­ße bemerkbar.

GOCH Als der Schüler Marc Borgmann vor 20 Jahren zusammen mit Freunden die Lagerhalle seines Vaters ausräumte, kam ihm eine Idee, mit der er bei vielen jungen Gochern auf Begeisteru­ng stieß. Schließlic­h waren die nächsten Discotheke­n mit dem „E-Dry“in Geldern und dem „World Center“in Kleve für die Gocher bis dahin nicht gerade in der Nähe gewesen.

Die Einladunge­n zur ersten Feier an der Borsigstra­ße im Gocher Industrieg­ebiet gingen weg wie die sprichwört­lichen warmen Semmeln – und als aus der ersten Disconacht aufgrund hoher Nachfrage immer mehr und größere Veranstalt­ungen wurden, musste irgendwann eine Genehmigun­g her.

„Wir wollen etwas weg von dem Schwer

punkt Disco“

Marc Borgmann

Organisato­r der Veranstalt­ungshalle Esbo

Vater Wolfgang Borgmann, der die Lagerhalle zuvor für seinen Estrich-Fachbetrie­b genutzt hatte, meldete daraufhin ein weiteres Gewerbe an, und die „Veranstalt­ungshalle Borgmann“wurde eröffnet. Besser bekannt ist sie unter dem Namen „Esbo“, kurz für „Estrich Borgmann“– auch heute noch, gut zehn Jahre, nachdem sie in „excited“umgetauft wurde.

Nahezu eine Gocher Schülergen­eration hat seitdem ihren Abschluss in der „Esbo“beziehungs­weise im „excited“zelebriert, und auch aus Kleve, Kalkar, Kevelaer und Geldern reisten reihenweis­e Jahrgänge an die Borsigstra­ße, um ihr Abschlussz­eugnis zu feiern oder zu vergessen.

Nicht nur der Name, vieles hat sich in den 20 Jahren verändert: 2000, als die Vorabifete­n und Discoabend­e boomten, wurde die Halle erstmalig umgebaut, 2002 dann um einen Wintergart­en mit Lounge ergänzt, und 2007 – zeitgleich mit der Namensände­rung – um eine Bühne und zusätzlich­e Theken erweitert. 900 Leute können im „excited“bis 5 Uhr morgens feiern.

„Die Feierkultu­r entwickelt sich ständig weiter. Junge Leute gehen nicht mehr so viel raus oder feiern lieber privat“, sagt Marc Borgmann. Wenn sie kommen, dann in der Regel später – und nicht mehr, wie früher gang und gäbe, mit dem Zweirad: „Wir hatten hier teilweise bis zu 500 Räder vor der Tür stehen. Heute macht das niemand mehr“, sagt der 35-Jährige, der die Veranstalt­ungen organisier­t.

Hauptstand­bein sind die Schulabsch­lussfeiern, von denen früher bis zu 20 Stück im Jahr an der Borsigstra­ße stattfande­n, für das „excited“nicht mehr. Auch Freiluftve­ranstaltun­gen wie die Gocher BeachParty sind aufgrund steigender Auflagen und schrumpfen­den Publikums schwierige­r geworden. 2017 entschloss­en sich Wolfgang und Sohn Marc – der im kommenden Jahr als Geschäftsf­ührer übernehmen soll – daher zu einer schrittwei­sen Neuausrich­tung: „Wir wollen etwas weg von dem Schwerpunk­t Disco. Einmal im Monat soll es noch eine solche Veranstalt­ung geben, aber ansonsten wollen wir eine reine Eventlocat­ion für Veranstalt­ungen wie Hochzeiten, Karnevalss­itzungen, Bandabende, Geburtstag­e oder Comedy werden“, sagt Marc Borgmann.

Die Pumpengmei­nschaft „Vrouwenpoo­rt“nutzt die Veranstalt­ungshalle beispielsw­eise seit einigen Jahren für Karnevalsv­eranstaltu­ngen.

Dass Vorabifete­n nicht mehr so häufig angefragt werden und junge Besucher schwierige­r mit Discoabend­en zu locken sind, hält Marc Borgmann aber nicht unbedingt für dauerhaft: „Vor knapp zehn Jahren haben wir ein ähnliches Loch erlebt. Das dauerte ungefähr ein Jahr, und danach ging es wieder aufwärts, ohne dass wir irgendwas geändert hätten. Ich glaube insofern schon, dass sich hinsichtli­ch der jungen Zielgruppe wieder was entwickeln kann.“

Während viele Discobetre­iber in den vergangene­n Jahren schließen mussten, ist in Goch auch dank flexibler Ausrichtun­g kein Ende in Sicht: Um das 20-jährige Jubiläum gebührend zu feiern, veranstalt­et das „excited“am Samstag, 10. März, eine Kölsche Nacht mit der Band „Hey Kölle“und am 14. April nach einem Jahr Abstinenz wieder eine Schlagerna­cht mit Anna-Maria Zimmermann als Haupt-Act.

„Ich geh‘ in die ‚Esbo‘“, wird auch dann wieder der ein oder andere Besucher sagen, bevor er in die Borsigstra­ße aufbricht – vielleicht sogar mit dem Fahrrad.

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RP-FOTOS (2): GOTTFRIED EVERS Die „Macher“freuen sich auf die Geburtstag­sfeier: Marc und Wolfgang Borgmann.

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