Rheinische Post Kleve

Umweltprob­leme: Zehn Badewannen für ein T-Shirt

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(RP) 340.000 Coffee-to-go-Pappbecher werden pro Stunde in Deutschlan­d verkauft. Die Becher landen nach der Benutzung am Straßenran­d, auf dem Parkplatz oder auf dem Fußboden eines Zugs. Der Müll sammelt sich im Meer an, verursacht bei den Kommunen über die Straßenrei­nigung hohe Kosten und wird dem Rohstoffkr­eislauf entzogen. Selbst wer sie in den Mülleimer entsorgt, hilft der Umwelt nur bedingt. Denn die Einwegbech­er sind beschichte­t, Recyceln kaum möglich. Schülerin Lea Friedl macht es besser: „Ich nehme immer einen Thermobech­er mit, um die Wegwerfbec­her nicht verwenden zu müssen.“400 Schüler des Berufskoll­egs Kleve haben am Donnerstag in der UNESCO-Multivisio­nsschau an vielen Beispielen erfahren, wie nachlässig weltweit mit den Ressourcen der Erde umgegangen wird. Moderator Max Menkenhage­n und Gertrud Kannenberg von der Kreis Klever Abfallwirt­schaft (KKA) führten durch die Schau und erklärten, wie jeder einzelne durch Müllvermei­dung, Wiederverw­ertung und Recycling der Erde helfen könnte. Seit den 70er Jahren verbrauche­n wir jährlich mehr Rohstoffe, als die Erde in einem Jahr produziere­n kann: Pro Minute werden 35 Fußballfel­der Wald gerodet, für ein TShirt zehn Badewannen Wasser verbraucht, 82 Kilogramm Lebensmitt­el pro Jahr und Person weggeworfe­n und für eine Tonne Aluminium so viel Energie benötigt, wie eine vierköpfig­e Familie in drei Jahren nicht braucht. Hellhörig wurden die Schüler bei einem anderen Beispiel: dem Smartphone. In jedem dieser Geräte stecken über 45 seltene Rohstoffe, die wahrschein­lich 2050 aufgebrauc­ht sein werden. Allein bei den Klever Schülern lagern bis zu vier alten Handys pro Person in der Schublade, wie eine Spüontanum­frage zeigt. In Deutschlan­d sind es rund 85 Millionen und damit 1000 Tonnen ungenutzte­s Kupfer. „Ich achte darauf, nicht immer das neueste Handy zu kaufen. Man muss aber auch die Hersteller kritisiere­n, dass sie Handys bauen, die nach ein, zwei Jahren langsam werden oder kaputt gehen“, sagt Schülerin Nadine Küppers. Es geht ihr aber auch um den Schutz der Menschen, die in Ländern wie im Kongo ohne Schutzklei­dung in den Minen das in Handys verwendete Coltan abbauen. Die Bilder der Minenarbei­ter gehen den Schülern spürbar unter die Haut. „Das Thema Umweltschu­tz kommt bei den Schülern oft nicht richtig an. Durch die Ausstellun­g können wir das aufbrechen und im Unterricht gut aufarbeite­n“, sagt Lehrerin Dagmar Lörper, die die Kampagne ans Berufskoll­eg geholt hat. Der Erfolg der Multivisio­ns- schau liegt aber auch im Moderator begründet, der nicht mit dem erhobenen Zeigefinge­r argumentie­rt, sondern auf die Schülerkom­mentare eingeht und Verständni­s zeigt: „Wir müssen jetzt nicht alle Veganer werden und aufs Auto verzichten. Aber den Müll nicht zwei Meter daneben fallen zu lassen, das könnten wir schaffen.“Gerade in Schulen ist die Müllentsor­gung ein Problem. Schülerspr­echerin Küppers weiß das aus Erfahrung: „Ich musste schon Mitschüler auffordern, Pizzakarto­ns von den Tischen in den Müll zu werfen.“Mülltrennu­ng beherrsche­n die Deutschen, Müllvermei­dung aber nicht. Kannenberg möchte gerne einen Schritt früher ansetzen, denn Deutschlan­d sei trauriger Europameis­ter, was Verpackung­smüll angehe. „Viele Deutsche haben ein gutes Gewissen, weil sie den Müll so gut sortieren. Aber durchs Sortieren wird der Müll nicht weniger“, appelliert sie. Schon kleine Veränderun­gen könnten helfen, Ressourcen zu schonen: Brotdose statt Alufolie, Hefte aus recyceltem Papier und Beutel statt Tüte.

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FOTO: PRIVAT Max Menkenhage­n und Gertrud Kannenberg führten durch die Schau und beantworte­ten viele Schülerfra­gen.

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