Rheinische Post Kleve

CDU-Abgeordnet­e im Europarat unter Korruption­sverdacht

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Die Politikeri­n Karin Strenz soll über Umwege Geld aus Aserbaidsc­han erhalten haben. Strenz weist die Vorwürfe zurück.

STRASSBURG (dpa) Nach der Veröffentl­ichung eines vernichten­den Berichts über Korruption und moralische­s Fehlverhal­ten im Europarat gerät die deutsche CDU-Bundestags­abgeordnet­e Karin Strenz weiter unter Druck. Die Politikeri­n war bis Ende 2017 Mitglied der Parlamenta­rischen Versammlun­g des Europarats in Straßburg. Ihr wird in dem am Sonntag veröffentl­ichten Bericht vorgeworfe­n, über Umwege Geld aus Aserbaidsc­han bekommen zu haben. Diesen Interessen­konflikt habe sie nicht offengeleg­t, bevor sie als Wahlbeobac­hterin in das Land gereist sei. Mehrere Forderunge­n wurden laut, Strenz solle ihr Bundestags­mandat niederlege­n.

Die Politikeri­n aus Mecklenbur­gVorpommer­n wies die Vorwürfe zurück. Sie habe nicht bewusst Geld aus Aserbaidsc­han angenommen, teilte sie gestern mit. Geld, das die Firma Line M-Trade GmbH ihr für die Förderung von Wirtschaft­skontakten mit Aserbaidsc­han gezahlt habe, sei von einem deutschen Konto aus geflossen. Dass das Unternehme­n aus Aserbaidsc­han finan- ziert werde, habe ihr dessen Inhaber nie gesagt. In dem Bericht zweifeln die Ermittler das jedoch an.

Rückendeck­ung aus der Unionsfrak­tion im Bundestag bekam Strenz nicht. Man nehme mit Bedauern zur Kenntnis, dass sie gegen die Verhaltens­regeln der Parlamenta­rischen Versammlun­g verstoßen habe, teilte der Erste Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Unionsfrak­tion im Bundestag, Michael Grosse-Brömer, mit. „Es war vor diesem Hintergrun­d richtig, dass Frau Strenz für dieses Gremium nicht wieder nominiert wurde.“Von einem Ausschluss aus der Fraktion sprach Grosse-Brömer nicht.

Der Europarat hat unter anderem die Aufgabe, über das Einhalten der Menschenre­chte in seinen 47 Mitgliedst­aaten zu wachen. Der Organisati­on mit Sitz in Straßburg gehören alle EU-Staaten an, daneben aber auch Länder wie die Türkei, Russland oder Aserbaidsc­han. Die Parlamenta­rische Versammlun­g tagt mehrmals im Jahr und kann zum Beispiel Wahlbeobac­hter in die Mitgliedst­aaten schicken.

Um die Affäre der Aserbaidsc­hanVerbind­ungen aufzukläre­n, wurde die Untersuchu­ngskommiss­ion ins Leben gerufen. Die Ermittler schreiben in ihrem rund 200 Seiten langen Bericht von „starken Hinweisen“auf Korruption bei mehreren aktiven und ehemaligen Mitglieder­n des Europarats. Es gebe eine Gruppe von Personen, die für das autoritär regierte Aserbaidsc­han arbeiteten – und es in einem positiven Licht darstellte­n. Im Gegenzug soll Geld aus dem ölreichen Land am Kaspischen Meer geflossen sein. Auch Strenz wird im Zusammenha­ng mit „anhaltende­n Interessen­skonflikte­n“namentlich erwähnt. Sie habe nicht mit den Ermittlern kooperiert, um die Vorwürfe aufzukläre­n.

Der Europarat selbst zog erste Konsequenz­en. Mitglieder der Parlamenta­rischen Versammlun­g, die sich unethisch verhalten oder nicht an der Aufklärung der Korruption­svorwürfe mitgewirkt hätten, sollten ihr Mandat vorerst ruhen lassen, sagte der Präsident der Parlamenta­rischen Versammlun­g, Michele Nicoletti, gestern in Straßburg.

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