Robert Wilsons Bilderkosmos im Max-Ernst-Museum
BRÜHL Die Filmregisseure David Lynch und Tim Burton haben dem Surrealisten Max Ernst bereits mit einer Ausstellung ihre Reverenz erwiesen. Jetzt hat sich der Theatermagier Robert Wilson, bekannt für seine bildgesättigten Opern- und Musicalkooperationen mit Philipp Glass und Tom Waits, auf den Geist des Brühler Museums eingelassen. Begegnet ist er dem Meister 1971 in Paris. Damals feierte der Amerikaner gerade seine ersten Erfolge, die bei der ersten Generation der Surrealisten durchaus Anklang fanden. Louis Aragon erklärte gar die Aufführung von „Deafman Glance“zur perfekten Fortführung des Konzepts, von der er und seine Mitkämpfer einst hätten nur träumen können. Die siebenstündige stumme Oper sei das Beste, was er jemals gesehen habe, gab er enthusiastisch zu Protokoll.
Die Brühler Hommage bietet die seltene Gelegenheit, zwei weniger bekannte Vorlieben des Multitalents zu entdecken: Seine Lust am Sammeln und die Parallelaktivitäten als bildender Künstler. Untermalt werden sie mit einem wirkungsvollen Sounddesign und einer gezielten Lichtsetzung – was bei einem Bühnenprofi natürlich nicht weiter überrascht. Der Titel „The Hat Makes the Man“geht auf Max Ernsts gleichnamige Collage von 1920 zurück. Unter den Objekten, die den Weg in Wilsons 11 000 Stücke umfassende Sammlung im Watermill Center in Long Island gefunden haben, einer Art Kunst-Labor, in dem schon Lou Reed, Marina Abramovic, Isabelle Huppert und Laurie Anderson gastierten, sind Hüte allerdings Mangelware.
Türen, Kohlköpfe, Damenschuhe und ausgestopfte Kaninchen, afrikanische Masken und jede Menge Holzwaffen, Fotos, Zeichnungen und Schriftstücke findet man dafür, ganz ohne Werkbeschriftungen, im Überfluss. Nachempfunden ist dieses sorgfältig inszenierte Sammelsurium aus 400 „Exotica“einem Foto von Josef Breitenbach, das Ernst in einem durch die Epochen reisenden Durcheinander in dessen Atelier zeigt. Auch die gemeinsame Faszination für Vögel als Vermittler zwischen den Welten greift Wilson auf und dekliniert sie entlang einer geflügelten Deckeninstallation oder dem Video-Porträt einer SchneeEule durch.
Die Bezüge zwischen den Stationen muss der Betrachter allerdings selbst herstellen. Oder sich einfach treiben lassen durch eine mit Assoziationen aufgeladene Wunderkammer der seltsamsten Konstellationen.
Robert Wilson. The Hat Makes the Man“im Max Ernst-Museum, Brühl. Bis 26. August.