Rheinische Post Kleve

Gartenfreu­nde öffnen Tore in ihr grünes Zuhause

- VON ANJA SETTNIK

Kreisverba­nd für Heimatpfle­ge stellte seine Aktion im Pfalzdorfe­r Garten des Ehepaars Loth vor. Am Sonntag, 24. Juni, sind Gäste willkommen.

GOCH Der „Tag der offenen Gartentür“wird bundesweit immer beliebter, und dass sich die Arbeitsgem­einschaft „Offene Gärten im Kleverland“auch im 15. Jahr beteiligt, ist eine klare Sache. Am Sonntag, 24. Juni, sind alle Gartenfreu­nde eingeladen, sich den einen oder anderen besonderen Garten mal aus der Nähe anzusehen. Die Pforten stehen offen, die Eigentümer parat, um zu informiere­n und zu erzählen. Ob Bauerngart­en, Form- oder Naturgarte­n: Überall lohnt ein Besuch. Vorab luden die Akteure des Kreisverba­nds Kleve für Heimatpfle­ge zum Pressegesp­räch. Josef Jörissen, von Beginn an dabei, guckt heute auf andere Dinge als noch vor Jah- ren. „Private Gärten sollten angesichts des Insektenst­erbens bienenfreu­ndlich und artenreich sein. So wie der des Ehepaars Loth in Pfalzdorf.“

Von Kleve bis Kerken beteiligen sich 22 Gärten, vorwiegend private, aber auch die Hochschule Rhein-Waal, Kloster Kampf oder Haus Koeckkoek sind dabei. Einige sind groß wie Parks, andere echte Mini-Gärten, es gedeihen Kräuter, gemüse und Obst, aber natürlich auch Blumen und Sträucher. „Hauptsache, man entscheide­t sich nicht für einen ,pflegeleic­hten’ Splitt- oder Steingarte­n“, findet Jörissen. Denn wie sollen sich Bienen, die für die Bestäubung der Pflanzen so wichtig sind, ernähren, wenn ihnen nur Stein angeboten wird? „Vögel und all’ die anderen Tiere wiederum brauchen die Früchte der Pflanzen als Nahrungsqu­elle“, erinnert der Verbands-Vorsitzend­e.

Stefan Loth muss sich da nichts nachsagen lassen. Er unterhält praktisch zwei Gärten. Einen „wilden“, der vorrangig aus Brombeerge­strüpp besteht, das seinen Bienenvölk­ern in diesen Wochen als Nahrung dient, und einen gepflegter wirkenden, der vorrangig Ergebnis der Arbeit seiner Frau Daniela Dienst-Loth ist. „Als wir 1998 hier einzogen, gab es Rasenfläch­en und nicht viel mehr. Heute sehen Sie ganz viele Kräuter, Stauden, Rabatte, Blumen, vor allem ungefüllte, die für die Bienen wichtig sind, dazu Ecken, in denen auch ein paar Brennessel­n wachsen dürfen oder wo Gehölzschn­itt Tieren Unterschlu­pf bietet.“Das Ehepaar füttert das ganze Jahr über Vögel mit Sonnenblum­enkernen, was zur Folge hat, dass Meisen, Rotkehlche­n, Zaunkönige und andere intensiv zwitschern. Auch Igel, Molche, Blindschle­ichen fühlen sich wohl, auf den benachbart­en Wiesen des Imkers Loth streifen auch ein, zwei Füchse umher.

Die Initiative zu den offenen Gärten stammt aus England. Zwei Millionen Menschen nutzen dort Jahr für Jahr die Chance, mal hinter Nachbars Gartentor zu blicken und sich Anregungen oder sogar einen Steckling zu holen. Sicher gibt es da manchen Prestige-Garten, der vor allem Eindruck machen will, aber auch viele Gartenbesi­tzer, die das Wohl der Natur im Auge haben.

Josef Jörissen „Von der Tristesse, die man heute immer häufiger in unseren Neubaugebi­eten sieht, bin ich entsetzt. Und ich finde es sehr gut, dass einige Kommunen aktiv werden und flächendec­kenden Beton und Kies im Vorgarten nicht mehr zulassen“, sagt Jörissen. Auch gefallen ihm und dem Kollegen Hans Gerd Kersten die Versuche von (zum Beispiel) Bedburg-Hau, Flächen durch die Einsaat von Wildblumen­mischungen ökologisch aufzuwerte­n. „Ganz schlimm ist, dass oft sogar der Mutterbode­n unter den gepflaster­ten Flächen entfernt wird. Nach einigen Jahren wächst Unkraut durch und die Leute spritzen Chemie darauf. So sickert das Gift sogar ins Grundwasse­r.“So etwas gibt es bei den naturnahen Gärten hinter den offenen Gartentüre­n natürlich nicht.

„Hauptsache kein ,pflegeleic­hter’ Garten aus Stein und Beton“

Kreisverba­nd für Heimatpfle­ge

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