DIE ÖKONOMIN
GE – Tradition schützt nicht vor Absturz
Mitglied im Dax zu sein, ist kein Wert an sich, sagen Konzernlenker gerne, die nicht in der ersten Börsenliga mitspielen dürfen. Gleichwohl ist ein Abstieg ein schlechtes Zeichen, manchmal sogar ein Menetekel. Das muss der US-Konzern General Electric (GE) erleben, der aus dem Dow-Jones-Index fliegt. General Electric war das letzte Gründungsmitglied in dem vor 111 Jahren erfundenen Index.
Nun ist dessen Zusammensetzung etwas willkürlich, so sind Riesen wie Amazon und Facebook nicht dabei. Anders beim Dax, dessen Zusammensetzung sich nach Kriterien wie Marktkapitalisierung und Streubesitz richtet. Und doch kommt der Rauswurf des Siemens-Rivalen GE nicht von ungefähr. Vor 13 Jahren war GE der wertvollste Konzern der Welt. Heute ist er Nr. 44 in den USA. Apple gibt den Ton an und dürfte der
General Electric muss den Dow-Jones verlassen. Ausgerechnet der Konzern, der das Shareholder-Value-Denken perfektionierte.
erste Konzern sein, der beim Börsenwert die Marke von einer Billion Dollar schafft. GE ist nur noch 112 Milliarden wert. Das zeigt, wie rasch die Digitalisierung die Wirtschaft verändert. Und es zeigt, was Traditionskonzernen passieren kann. General Electric hat seinen Einstieg ins Finanzgeschäft 2008 teuer bezahlt. Auch in Deutschland schützt der Dax-Ausweis vor Absturz nicht: Von den 30 Erstmitgliedern sind viele durch Fusionen verschwunden (Mannesmann, Hoechst, Dresdner Bank, Schering, Viag, Degussa, Feldmühle Nobel) oder gar insolvent geworden (Karstadt, Babcock). Gerade bei den Ruhrkonzernen Karstadt und Babcock trug Managementversagen zum Niedergang bei. Auch bei GE heißt es, der Konzern sei zu lange und einseitig auf einen Mann, Jack Welch, ausgerichtet gewesen. Der galt als größter Fan des kurzfristigen Shareholder-Value-Denkens. Dass man damit auf lange Sicht nicht weit kommt, auch das lehrt der Fall der Dow-Jones-Ikone.