Ortsumgehung in Kellen
Bei der Geburtstagsfeier zu meinem 60. - die Notwendigkeit der Ortsumgehung von Kellen war lange erkannt, planerische Entwürfe waren bereits entwickelt, politische Absichtserklärungen eindeutig - bot ich einem Freund siegesgewiss eine Wette an, dass die B220n in spätestens 10 Jahren vorhanden sei. Mein Freund, bei solchen Maßnahmen eher skeptischer Natur, willigte folglich ein. Bei meinem nächsten runden Ge- burtstag erschien mein Freund aus zweierlei Gründen: Gratulation und zum anderen, man ahnt es, um seinen Wettgewinn einzulösen. Spöttisch merkte er noch an, dass er wohl der größte Realist war. Gewettet habe ich nicht mehr. Allerdings keimte zu diesem Zeitpunkt wieder Hoffnung auf einen baldigen Baubeginn auf, weil von politischer Seite erheblicher Druck auf Planungsund Genehmigungsbehörden signalisiert wurde. Nun weiß man natürlich aus Erfahrung, dass Absichtserklärungen und die Umsetzung eben dieser Absichten nicht selten zeitlich etwas voneinander abweichen. Jetzt konnte ich kürzlich erneut einen run- den Geburtstag feiern und ,alle wissen es, die vorgesehene Trasse erstrahlt noch immer in sattem Grün. Da mein Vertrauen in politisch-amtliche Verlautbarungen, zügige Genehmigungsverfahren, geschweige denn Umsetzung, diesbezüglich arg ramponiert ist, baue ich lieber auf den Herrgott, dass er mir mindestens neun Lebensjahrzehnte auf dieser Welt gönnt, damit ich, von meinen Enkeln chauffiert, das knapp drei Kilometer lange „Jahrhundertbauwerk“doch noch in Augenschein nehmen kann. Im übrigen, auf ein Wunder dürfen die Kellener Bürger doch noch hoffen, allerdings ein blaues: 2019/20 steht die Sanierung des Deichab- schnitts Rheinbrücke-Griethausen an. Dann dürfen sich die Anlieger der Emmericher Straße und der Kreuzhofstraße über verstärkten Stop-and-go-Verkehr vor ihrer Haustür freuen.
Alex Offenberg, Kleve.