Rheinische Post Kleve

Herr, lass es regnen!

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Freitag im Gemeindego­ttesdienst. Spontan fügt der Priester eine Fürbitte ein: „Herr, lass es regnen!“Eine klare, eine präzise Bitte ist das. Sie spricht das aus, was so viele denken, und bittet Gott um Hilfe, wo wir Menschen passen müssen. Als ich vor 40 Jahren mein erstes Auto – einen Käfer – gekauft habe, bekam ich von meiner Clique eine Christopho­rusplakett­e geschenkt. Statt einer Figur des Hl. Christopho­rus ist ein Autobahnkr­euz dargestell­t, eingerahmt mit den Worten „Herr, geleite uns sicher heim!“Sie fand fortan ihren Platz am Armaturenb­rett. Mit der Familie wuchsen auch die Autos. Diese Plakette aber klebt heute noch im Cockpit unseres Autos. Viele Hunderttau­send Kilometer bin ich inzwischen gefahren. Manches Mal ist mein Blick auf diese kleine Plakette gefallen. Und oft war und ist es wie ein kleines Gebet, wenn ich die vertrauten Worte lese: „Herr, geleite uns sicher heim!“Gleichzeit­ig erinnert die Plakette mich aber auch daran, dass ein ganzes Stück Sicherheit auch in meiner Hand liegt. Unausgespr­ochen ist dieses kleine Gebet nicht nur eine Bitte um Schutz, sondern auch um genügend Konzentrat­ion und Wachsamkei­t meinerseit­s.

„Herr, lass es regnen!“, hat der Priester am Freitag gebetet. Vielleicht muss ich diese Bitte gedanklich auch ausweiten: Herr, hilf uns, die Verletzbar­keit der Natur zu erkennen und ernst zu nehmen. Herr, hilf uns, verantwort­lich mit der uns anvertraut­en Erde umzugehen. Herr, hilf uns, unsere Grenzen zu erkennen und unsere Möglichkei­ten zu nutzen. Ja, Herr, und lass es regnen!

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