Schatten über Jackson Hole
Bei dem Treffen der wichtigsten Notenbanker in dem US-Skiort steht Trumps Handelspolitik im Fokus
JACKSON HOLE (maxi/dpa) An Gesprächsstoff wird es den einflussreichsten Notenbankern der Welt wahrlich nicht mangeln, wenn sie in diesen Tagen im Ski-Ort Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming zu ihrer Tagung zusammenkommen. Da wäre insbesondere der amerikanische Präsident, der inzwischen derart stark unter Druck steht, dass er sogar davor warnte, ein Amtsenthebungsverfahren könne einen Börsencrash auslösen. Wie ein Schatten liegt in diesem Jahr die Handelspolitik der Trump-Administration über dem Treffen. Ungeachtet der laufenden Verhandlungen zur Beilegung des Zollkonflikts setzten die USA und China gegenseitige Strafzölle in Kraft – und schickten damit die Börse auf Talfahrt.
Man habe sich darüber ausgetauscht, wie „Fairness, Ausgewogenheit und Gegenseitigkeit in den wirtschaftlichen Beziehungen“erreicht werden könnten, teilte eine Sprecherin des Weißen Hauses mit. Das chinesische Handelsministerium sprach von einem konstruktiven und offenen Austausch. Beide Seiten würden in Kontakt bleiben, was die nächsten Schritte angehe. Zugleich demonstrierte der chinesische Finanzminister Liu Kun in einem Interview Härte: Die Volksrepublik werde neue US-Zölle auch künftig mit gezielten Gegenmaßnahmen kontern, sagte er.
Neben dem Außenhandel sorgt auch Trumps Abschottungspolitik am Arbeitsmarkt für enormen Frust. Den schrieben sich die Top-Manager zahlreicher Konzerne wie Apple, IBM, Coca-Cola, American Airlines und Mastercard von der Seele. Durch die Maßnahmen und deren Umsetzung müssten viele tausend Beschäftigte befürchten, ihren rechtlichen Status zu verlieren, hieß es in einem offenen Brief des Lobbyverbands Business Roundtable an die Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen. Dies könne auch das Geschäft der Unternehmen stark beeinträchtigen, warnten die Unterzeichner des Briefs.
Besorgt sind die Unternehmen unter anderem über die Ankündigung, dass Ehepartner von Beschäftigen mit einem H1B-Visum für Beschäftigte mit speziellen Qualifikationen bald das Arbeitsrecht verlieren sollen. Da die Berechtigung in anderen Ländern üblich sei, könnte dies für Fachkräfte ein Anreiz sein, statt in die USA dorthin zu gehen.
Mit Spannung wurde entsprechend die Eröffnungsrede des neuen Jackson-Hole-Gastgebers FedChef Jerome Powell erwartet. Powell, seit einem halben Jahr im Amt, ist zwar von Trump an der Spitze der Notenbank installiert worden, hat sich aber in den vergangenen Wochen wiederholt kritisch über den Handelsstreit geäußert. Doch der Fed-Chef war augenscheinlich nicht daran interessiert, Öl ins Feuer zu gießen. Er konzentrierte sich in seinen Ausführungen auf seine Spielwiese: die Geldpolitik. Powell verteidigte die moderaten Leitzinserhöhungen. Es gebe derzeit keine Anzeichen für „ein erhöhtes Risiko der Überhitzung“, sagte er. Die Inflation habe den Bereich um die Zielmarke von zwei Prozent erreicht. Das sei jedoch kein klarer Hinweis für die Annahme, dass das Tempo der Preissteigerung zunehme. „Meine Kollegen und ich glauben, dass dieser graduelle Prozess der Normalisierung der angemessene bleibt.“