Symbol des Neuanfangs
Jonas Hofmann spielt seit Januar 2016 in Gladbach. Aber richtig angekommen ist er erst beim 2:0 gegen Leverkusen.
MÖNCHENGLADBACH Jonas Hofmann stand in Mönchengladbach bislang nicht für Konsequenz. 52 Torschüsse hatte der Offensivmann in der Bundesliga abgegeben, seit er im Januar 2016 Borusse geworden war, und keiner davon war erfolgreich. Zwei waren am Samstag beim 2:0 gegen Leverkusen dazu gekommen, einer vor und einer nach der Pause. Dann aber, in der 54. Minute „habe ich das Thema abgehakt“. Hofmann schnappte sich den Ball, nachdem Schiedsrichter Christian Dingert zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Elfmeterpunkt gezeigt hatte, und anders als Thorgan Hazard vor der Pause verwandelte Hofmann sicher. Damit brachte er den Auftaktsieg auf den Weg, den Fabian Johnson nach einer Edel-Kombination mit Raffael mit dem Tor zum 2:0 perfekt machte.
Zweieinhalb Spielzeiten lang galt Hofmann, der für acht Millionen Euro aus Dortmund gekommen war, als einer, der zwar hochbegabt, aber eben nicht nachhaltig sei. Gleichwohl vertraute ihm Trainer Dieter Hecking. Nun, so scheint es, zahlt Hofmann dieses Vertrauen zurück. Nach zwei Pflichtspielen hat er zwei Treffer und drei Vorlagen eingesammelt. Und auf gewisse Weise ist er derzeit das Symbol des neuen Gladbacher Systems, in dem Hofmann mit Neuling Florian Neuhaus, gegen Bayer ebenfalls bärenstark, die Doppel-Acht bildet.
Zuvor spielte Hofmann meist außen, weiter innen kann er seine Fähigkeiten offenbar besser entfalten. „Auf der Acht ist man immer am Spiel beteiligt, ist immer involviert, das brauche ich, das macht Spaß“, sagte Hofmann. Die Doppel-Acht ist der Knackpunkt des 4-3-3-Systems, das Trainer Dieter Hecking installiert hat, um das Spiel der Gladbacher attraktiver und effektiver zu machen. Es ist eine weit vorgeschobene Schaltzentrale, die zugleich das erste Defensiv-Element ist als Pressing-Institution. Hofmann und Neuhaus interpretieren den Job extrem gut, vor allem in der zweiten Hälfte attackierten sie Bayer früh und nachhaltig.
Beide kommen immer wieder auch gut in die Tiefe, wie Neuhaus, als er elfmeterreif gefoult wurde. Auch beim 2:0 waren beide involviert, ihre Pässe leiteten den Angriff ein, den Raffael und Johnson dann finalisierten. „Wir hatten viele Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte und haben dann mit sehr viel Mut, Power und Kreativität nach vorne gespielt“, befand Torhüter Yann Sommer, der nicht nur erstmals Kapitän war, sondern auch ein guter Rückhalt hinter einer griffigen Abwehr.
Zwei Siege und 13:1 Tore, das ist die Bilanz nach zwei Pflichtspielen. Die Saison lässt sich also gut an für die Gladbacher, und wenn Hofmann sagt, dass Heckings Team noch nicht bei 100 Prozent sei, dann zeigt das, dass die Borussen die Selbstzufriedenheit, die in den vergangenen zwei Spielzeiten sie zuweilen wohl hemmte, abgelegt haben. Das, gepaart mit Spielfreude und Selbstvertrauen, war der Schlüssel zum Sieg gegen Bayer.
Hofmann wollte sein Tor unbedingt. Zuvor hatte er nur im Pokal (drei Tore) und in der Europa-League (ein Tor) getroffen. „Ich hatte nur im Kopf: Der Ball geht rein“, sagte Hofmann. Borussias Neuanfang ist auch für ihn ein Neustart. Das Team muss wieder konkreter werden, und so ist es auch bei Hofmann. Er weiß, dass diese Saison ein Wegweiser sein wird für seine Karriere.
Gegen Bayer zeigt er, dass er sich vorgenommen hat, den richtigen Weg einzuschlagen. 13,44 Kilometer spulte er ab, mehr als jeder andere, zudem gab er die meisten Torschüsse aller Spieler ab (5). „Ich fühle mich so weit, Verantwortung zu übernehmen“, stellte er klar. Das tat er und war ein wesentlicher Faktor des Sieges. „Von mir aus kann es so weitergehen“, sagte Hofmann. Er meinte sich selbst, aber auch Borussia.