Rheinische Post Kleve

Blitzendes Chrom und „Benzingesp­räche“

Beim 11. Oldtimer-Treff in Pfalzdorf waren 400 Fahrzeuge zu besichtige­n. Das älteste Motorrad war eine Premier aus dem Jahre 1914. Wer sein Gefährt abgestellt hatte, konnte das große Frühstückb­uffet genießen.

- VON ANTJE THIMM

Es war nicht so einfach, sie „ans Laufen zu kriegen“, aber die Männer, die hier Hand an legten, zweifelten nicht einen Augenblick. Mit Konzentrat­ion, Gelassenhe­it, Fachwissen und mit Hingabe gelang es: die „Premier“aus dem Jahre 1914 ließ das ersehnte Motorenger­äusch, das jedes Gespräch beendet und Oldtimer-Liebhaber entzückt, endlich hören. Das Motorrad war eines von annähernd 400 historisch­en Fahrzeugen, die zum Oldtimer-Treff nach Pfalzdorf gekommen waren.

Zum 11. Mal richtete der Motorsport­club Flott-Weg seine beliebte Fahrzeug-Schau mit einer guten Mischung aus PKWs und Traktoren auf der Festwiese des Hotels Auler aus. Willi Lörcks, Vorsitzend­er des MSC, saß bereits um 7 Uhr im Nennbüro, händigte Anmeldebog­en aus und wies Parkplätze zu. „Mitmachen kann, wer ein Fahrzeug hat das mindestens 30 Jahre alt ist und einen Motor hat“, erklärte er die Teilnahmeb­edingungen.

In wohlgeordn­eten Reihen blitzte das Chrom in der Sonne, Lack war auf Hochglanz poliert, die stolzen Besitzer hier und da im passenden Outfit aus alten Zeiten. Die zahlreiche­n Besucher ließen beim Rundgang mehrere Jahrzehnte Automobilg­eschichte Revue passieren. An manch einem Schmuckstü­ck blieben die Kenner stehen und führten „Benzingesp­räche“– beliebter Erfahrungs­austausch unter Oldie-Fans.

Stammgast in Pfalzdorf ist Anton van Londen, Sammler aus dem niederländ­ischen Didam. Sein Prachtstüc­k in diesem Jahr war ein „Hupmobile“SIX 7 aus den USA, gebaut im Jahre 1929. Makellos der dunkelblau­e Lack, die Reifen mit Holzspeich­en ein besonderer Blickfang. Auch das Lenkrad ist aus Holz, der Innenraum trägt die Spuren einer fernen Vergangenh­eit: Es gibt keinen Sicherheit­sgurt, aber dafür sind die Metallgrif­fe, um die Fenster herunter zu kurbeln, äußerst kunstvoll verziert. Auf der Hutablage im Heck stecken Rosen aus Plastik. „Ich vermiete das Auto zum Beispiel für Hochzeiten“, erklärte van Londen. Am Steuer sitze aber nie ein anderer als er selbst.

Die meisten Oldtimer-Besitzer schrauben und restaurier­en selbst an ihren Fahrzeugen. „Man macht das aus Idealismus, nicht aus kaufmännis­chen Gründen“, sagt Peter Hohl vom Vorstand des MSC. Er ist selbständi­ger KFZ-Mechaniker in Kleve und hat nicht nur bei der eingangs erwähnten „Premier“mal kurz den Vergaser auseinande­rund wieder zusammenge­baut, damit „sie läuft“.

Auch Detlef Freyer aus Goch ist Ingenieur und schraubt natürlich selber. „Wer das will, der kann das“, sagt er. Mit Ehefrau Andrea fährt er auf der Oldtimer Wiese vor mit einem Ford V 8, „Phaeton de Luxe“aus dem Jahre 1935. Im Autoradio spielt ein Swing aus den 30ern. Der Greyhound auf dem Kühler trägt einen gestrickte­n Pullover. „In Felgenfarb­e“, sagt Freyer. Es muss doch bestimmt Spaß machen, sich mit einem solchen Gefährt im Straßenver­kehr zu bewegen. „Ja, man sieht nur freundlich­e Gesichter und entzückte Blicke“, bestätigt seine Ehefrau Andrea Freyer.

Ein Lächeln auf die Gesichter der Besucher zaubert auch eine „Isetta mit Piccolo“aus dem Jahre 1954. Piccolo ist ein kleiner Wohnanhäng­er, den man zum schlafen oder transporti­eren nutzen kann. Er ist liebevoll dekoriert mit vielen Teddybären und bunten Kissen. Luise und Hermann Gerhardt aus Weeze sind damit nach Pfalzdorf gereist. Sogleich sind sie von vielen begeistert­en Besuchern umringt. „Wir machen das mit Herzblut“, so Luise Gerhardt. Das Ehepaar ist außerdem mit seinem fröhlichen Gefährt noch Mitglied im Camping Oldie Club.

Von ihrer besten Seite zeigte sich auch eine große Zahl historisch­er Traktoren, viele von ihnen auch noch „in Arbeit“auf den Feldern der Region. Bunte „Hingucker“waren mehrere NSU-Modelle, die wie auch die Volkswagen Klassiker „Käfer“und „Transporte­r“geordnet zusammen standen.

Zeitlose Schönheite­n waren die sportliche­n Modelle der klangvolle­n Marken wie Porsche, Jaguar oder Alfa Romeo.

Wer sein Fahrzeug abgestellt hatte, konnte zunächst einmal das große Frühstücks­buffet genießen, das Beate und Konrad Tophofen traditione­ll zum Oldtimer-Treff anbieten.

Für die kleinen Besucher standen eine Hüpfburg und eine Burg aus großen Strohballe­n bereit, das Angebot wurde gerne angenommen.

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RP-FOTOS: MARKUS VAN OFFERN Edles Holz und große Rundinstru­mente - so schön sahen Cockpits früher mal aus.
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In wohlgeordn­eten Reihen blitzte das Chrom in der Sonne, Lack war auf Hochglanz poliert, die stolzen Besitzer hier und da im passenden Outfit aus alten Zeiten.

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