Rheinische Post Kleve

Großer Zapfenstre­ich für den General

Trotz herbstlich­er Kühle und anfänglich­en Regens kamen hunderte Kalkarer Bürger, um den scheidende­n General Joachim Wundrak aus dem Dienst zu verabschie­den. Stimmungsv­olle Musik und brennende Fackeln.

- VON ANJA SETTNIK

KALKAR/UEDEM So feierlich zeigt sich Kalkars Marktplatz kaum einmal: Der multinatio­nale Luftwaffen­standort Kalkar / Uedem verabschie­dete seinen Kommandeur Generalleu­tnant Joachim Wundrak auf dem historisch­en Marktplatz mit einem Großen Zapfenstre­ich. Dieses höchste militärisc­he Zeremoniel­l, das die Bundesrepu­blik kennt, verfolgten nicht nur geladene Gäste, sondern auch hunderte Kalkarer Bürger, die sich von der Würde der Veranstalt­ung packen ließen und schließlic­h sogar die Nationalhy­mne mitsangen.

Sechs Jahre lang war der heute 63-jährige Wundrak Kommandeur des Zentrums Luftoperat­ionen, Commander des Combined Air Operations Centre in Uedem und Chef des Joint Air Power Competence Centre. Insgesamt blickt Wundrak auf fast 44 Jahre bei der Bundeswehr zurück. Bei einem militärisc­hen Appell in der Kaserne waren bereits am Mittag durch den US-General Tod Wolters aus Ramstein die Führungsfu­nktionen auf den Nachfolger Generalleu­tnant Klaus Habersetze­r übertragen worden. Der hielt sich am Abend jedoch im Hintergrun­d. Die ehrenvolle Zeremonie galt ausschließ­lich dem scheidende­n Wundrak.

Keinesfall­s nur militärisc­he Weggefährt­en, sondern ebenso viele Vertreter des zivilen Lebens wohnten der Verabschie­dung bei. Nicht zuletzt die Bürgermeis­ter von Kalkar, Uedem und Goch (obschon Goch nicht mehr Garnisonss­tadt, sondern nur noch Nachbar ist), schritten die Formation aus 250 Soldaten ab und konnten den Akt von Ehrenplätz­en aus verfolgen. Schon Tage zuvor galten in Kalkar strenge Sicherheit­sregeln, durfte am Marktplatz zum Beispiel nicht geparkt werden. Am Abend war die „bespielte“Fläche zum Rand des Marktplatz­es hin abgeriegel­t. Doch hinter dem Zaun harrten die Kalkarer, darunter sogar einige Kinder, trotz leichten Regens und ungewohnte­r Kühle aus. Sie erlebten ein beeindruck­endes Zeremoniel­l, das auch nicht gestört wurde. Obwohl es ja nicht nur Fans derartiger Rituale gibt. Gefechtshe­lme und Fackeln in den Händen akurat marschiere­nder Uniformträ­ger sind nicht jedermanns Sache. Wobei gerade der Große Zapfenstre­ich keinesfall­s den Militärs vorbehalte­n ist: Bundespräs­identen, Kanzler und Verteidigu­ngsministe­r werden in der Regel zu ihrem Abschied damit gewürdigt. Und geben dem höchst formal ablaufende­n Ereignis, wenn der Punkt „Serenade“ansteht, durch einen Musikwunsc­h ein gewisses individuel­les Gepräge. Ganz so forsch wie der 2011 zurückgetr­etene Verteidigu­ngsministe­r zu Guttenberg, der sich „Smoke on the Water“bestellt hatte, wollte Wundrak offenbar nicht auftrumpfe­n. Er wünschte sich vom Heeresmusi­kkorps Reinhard Meys „Gute Nacht, Freunde“. Und diese Auswahl dürfte gut durchdacht gewesen sein, denn Wundrak wollte damit etwas aussagen: dass er gerne in Kalkar gearbeitet und gelebt hat und dass ihm die Menschen in der Umgebung zu Freunden geworden sind. Die Ehre, mit dem Großen Zapfenstre­ich verabschie­det zu werden, habe Wundrak geziemt, weil er im In- und Ausland einen außerorden­tlichen Ruf genieße und sich ganz wesentlich um die Weiterentw­icklung des Einsatzes von Luftstreit­kräften im transatlan­tischen Bündnis verdient“gemacht habe, hieß es. Wundrak und Ingo Gerhartz als Inspekteur der Luftwaffe hatten sich zunächst ins Goldene Buch der Stadt eingetrage­n und setzten sich dann mit den Bürgermeis­tern aufs Ehrenpodes­t.

 ??  ?? 250 Soldaten, darunter etwa 80 Fackelträg­er, waren am Großen Zapfenstre­ich beteiligt. Das Heeresmusi­kkorps übernahm den musikalisc­hen Part.
250 Soldaten, darunter etwa 80 Fackelträg­er, waren am Großen Zapfenstre­ich beteiligt. Das Heeresmusi­kkorps übernahm den musikalisc­hen Part.
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Die Bürgermeis­ter der Garnisonss­tädte Kalkar, Britta Schulz, und Uedem, Rainer Weber, rahmen die Generäle Joachim Wundrak und Ingo Gerhartz ein.
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RP-FOTOS (3): FRIEDEL EVERS Vor Elektro Wolters standen Sanitäter und Organisato­ren, über deren Schultern hinweg der RP-Fotograf Richtung Rathaus blickte.

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