Rheinische Post Kleve

Lernen mit Lenny

Schulen vermitteln nicht nur Wissen, sondern auch soziale Kompetenze­n. Zur Unterstütz­ung werden immer häufiger Schulhunde eingesetzt. So auch in Bedburg-Hau, wo Lehrerin Aline Dupont mit Lenny unterricht­et.

- VON JANINE WILLEMS

BEDBURG-HAU „Sitz!“, „Platz!“oder „Gib Pfötchen!“– diese Kommandos sind kein Problem für „Lenny“, den Schulhund der Klasse 3a der St. Antonius Grundschul­e in Bedburg-Hau. Aber Lenny kann mehr: Der ausgebilde­te pädagogisc­he Begleithun­d ist aktiv Teil des Unterricht­s, vermittelt den Schülern Verantwort­ung, stärkt ihr Sozial- und Lernverhal­ten und sorgt für eine ruhigere Atmosphäre in der Klasse. „Es ist schön, dass die Kinder so den Zugang zum Tier erfahren, den sie ja nicht immer Zuhause kennenlern­en“, sagt Aline Dupont, Klassenleh­rerin der 3a und Besitzerin von Lenny. Die Xantenerin stellt gemeinsam mit der Klasse Regeln für den Umgang mit dem Hund auf: „Ich erkläre ihnen zum Beispiel, dass sie leise arbeiten müssen, weil ja Hunde viel empfindlic­her auf Geräusche reagieren als Menschen. Und daran halten sie sich auch.“

Seit den 90er Jahren werden immer häufiger Hunde für den pädagogisc­hen Einsatz ausgebilde­t und an Schulen einsetzt. Sie müssen strenge Voraussetz­ungen erfüllen und bei einem Eignungste­st beweisen, dass sie unter anderem stressresi­stent und geduldig genug für den Kontakt mit Schulkinde­rn sind. Lenny ist zwar, wie die meisten Schulhunde, kein Therapiehu­nd, doch seine Anwesenhei­t hilft dabei, eine lernförder­liche Atmosphäre zu schaffen und dadurch Lernprozes­se positiv zu beeinfluss­en. Schüler arbeiten konzentrie­rter und ruhiger. Auch Verhaltens­auffälligk­eiten können so reduziert werden und dazu beitragen, dass Kinder lieber zur Schule gehen. Insgesamt steigert sich das Wohlbefind­en, die Klassengem­einschaft wird verbessert und auch die Beziehung der Schüler zu den Lehrern kann von einem Schulhund profitiere­n.

Die Xantenerin bringt gewöhnlich jeden Freitag ihren Lenny mit zur Schule nach Bedburg-Hau. Sie besitzt den siebenjähr­igen Australian Shepherd seit ihrem Studium. Schon damals kam ihr die Idee, Lenny als Schulhund einzusetze­n. Nach dem Studium sprach sie das Thema bei jedem Bewerbungs­gespräch an – bevor es in der St. Antonius Grundschul­e realisiert wurde. Um ihren Hund im Unterricht einsetzen zu dürfen, musste er speziell ausgebilde­t und geprüft werden.

„Im Schulgeset­z steht nur ganz allgemein, dass Tiere erlaubt sind. Es fanden Schulkonfe­renzen statt und ich musste natürlich auch die Zustimmung der Eltern anfordern, manche Kinder sind ja auch ängstlich“, erklärt Dupont. Lenny hilft den Drittkläss­lern, ihre Angst vor Tieren abzubauen. Mittlerwei­le wird er nicht mehr nur in ihrer eigenen Klasse, der 3a, eingesetzt. Mit seinen etwa 48 Zentimeter­n Schulterhö­he ist seine Größe für Kinder überschaub­ar, die meisten überwinden ihre Angst schnell durch die aktive Zusammenar­beit mit dem Hund. Sie haben ein Belohnungs­system mit Leckerlis entwickelt, dürfen ihm die sogenannte­n „Pfötchen-Belohnunge­n“geben, wenn sie gut mitgearbei­tet haben und Aufgaben, zum Beispiel aufräumen, erfüllt haben. Dabei ist kein direkter Kontakt zum Hund nötig. Lenny läuft frei im Klassenrau­m herum, seine bindende Kraft für die Klassengem­einschaft ist spürbar.

Dass die 25 Schüler der Klasse mittlerwei­le im Umgang mit ihm schon geübt ist, sieht man ihnen an. Stolz zeigen sie Lennys Kommandos. Angst vor dem friedliche­n Hütehund ist dabei kaum zu spüren. Beim „Kreissitze­n“während der Unterricht­sstunde zeigt sich dennoch, wer im Umgang mit ihm sicher ist und wer noch zögert. „Auch die zurückhalt­enden Kinder zeigen eine gewisse Faszinatio­n für den Hund. Sie begegnen ihm respektvol­l, wenn auch zögerlich, aber sie gewöhnen sich eigentlich recht schnell an ihn“, sagt die Klassenleh­rerin. „Ich bitte natürlich um die Unterschri­ft der Eltern, bevor ich Lenny mitbringe, und bei zu viel Angst würde ich das Projekt nicht zulassen. Das ist aber bisher noch nicht vorgekomme­n.“

 ?? RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN ?? Schulhund Lenny wird in den Unterricht mit eingebaut. Die Schüler sind im Umgang mit ihm schon geübt.
RP-FOTO: MARKUS VAN OFFERN Schulhund Lenny wird in den Unterricht mit eingebaut. Die Schüler sind im Umgang mit ihm schon geübt.

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