Erdogan-Besuch stellt Polizei vor viele Probleme
Polizeibeamte informieren in Ehrenfeld mit Anwohnern und Geschäftsführern über Maßnahmen am Samstag. Dabei sind viele Details noch nicht geklärt.
KÖLN Ehrenfeld, drei Tage vor dem Besuch des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan: Polizeihauptkommissar Peter Eischeid ist auf der Venloer Straße unterwegs, um mit Anwohnern und Geschäftsleuten zu sprechen – mit neun Kollegen. Für Erdogan gilt als Staatspräsident die höchste Gefährdungsstufe, entsprechend groß werden die Sicherheitsvorkehrungen sein. Die Venloer Straße wird im Bereich der Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union Ditib bis zum Hans-Böckler-Platz gesperrt, es wird Parkverbotszonen geben, auch „Zweiräder aller Art werden in diesen Bereichen entfernt“, wie die Polizei auf Infozetteln mitteilt. Auf den Großbaustellen wird nicht gearbeitet, Schulen im Bezirk müssen Veranstaltungen umplanen und „einkaufen und Besuch zum Kaffeekränzchen empfangen wird schwierig am Samstag“, wie Eischeid sagt – darüber will die Polizei die Ehrenfelder rechtzeitig informieren.
Das Problem ist nur: „Wir haben im Moment selbst nur spärliche Infos“, sagt Eischeid. Klar ist, dass es am Samstag rund um die Moschee an der Venloer Straße Sicherheitsbereiche geben wird, die niemand einfach so betreten darf. Wer in einem abgesperrten Bereich wohnt, muss sich ausweisen, um zurück ins Haus zu kommen. Er wird dann von der Polizei nach Hause begleitet. „Wir werden allen Anwohnern den Zugang ermöglichen, es kann aber Wartezeiten an den Eingängen zu den abgesperrten Bereichen geben“, sagt Eischeid.
Viele Ehrenfelder Geschäfte machen am Samstag gar nicht erst auf, so wie ein Discounter gegenüber der Moschee. „Manche Ladenbesitzer haben Angst, dass ihnen die Scheiben von Erdogan-Gegnern eingeworfen werden“, sagt Eischeid. „Aber die meisten reagieren gelassen.“Es ist auch nicht so, dass alle etwas gegen den türkischen Staatschef hätten. „Naja, er ist der Präsident, ist doch was Schönes, dass er Köln besucht“, sagt ein türkischer Imbiss-Besitzer.
Die Ditib hat einen Facebook-Aufruf gestartet an „alle deutschen und türkischen Freunde und Freundinnen“, zur Eröffnung der Zentralmoschee zu kommen. Dieser Aufruf könnte erhebliche Auswirkungen auf die Anzahl der erwarteten Zuschauer haben, fürchtet die Polizei. Am Mittwochnachmittag haben Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob und Einsatzleiter Klaus Rüschenschmidt im Polizeipräsidium deshalb mit dem türkischen Generalkonsul und Vertretern der Ditib gesprochen. Rüschenschmidt machte dabei deutlich, dass die Polizei den Zugang zur Moschee für maximal 5000 zuvor kontrollierte Menschen ermöglichen wird.
Die Polizei befürchtet jedoch, dass durch den Facebook-Aufruf sehr viel mehr als 5000 Erdogan-Anhänger anreisen werden. Wie die Behörde mitteilte, wurden am Nachmittag an der Moschee gemeinsam Möglichkeiten diskutiert, wie die Sicherheit des Staatsgastes und die nicht kalkulierbare Menge an Zuschauern ermöglicht werden können. Die Polizei vertröstet auf den Donnerstag, wo am Nachmittag in einer Pressekonferenz mehr Details bekannt gegeben werden sollen. „Die Ehrenfelder müssen alle Einschränkungen hinnehmen – es geht nicht anders“, sagt ein Behördensprecher.
Die Polizei rechnet mit insgesamt etwa 20.000 Menschen, die sich in verschiedenen Demos organisieren werden – für und gegen Erdogan. Sie hat zudem unter 0221/229-7777 ein Bürgertelefon geschaltet, an das sich Anwohner wenden können.