Dürre Ernte!
Am Sonntag ist Erntedank. Ich muss ja zugeben, dass mir dieses Jahr gar nicht danach zumute ist. Nicht dass ich nach so einem trockenen Sommer nicht froh wäre über das, was doch noch zu ernten da ist.
Aber wenn ich an die Ernte in Sachen Glauben denke, dann wird mir ganz anders. Geradezu kotzen könnte ich, wenn ich an die nicht endenden Missbrauchsfälle von Priestern in aller Welt denke. Wie kann ich die frohe Botschaft eines liebenden Gottes verkünden und gleichzeitig brutal Kinderseelen zerstören und ihnen jedes Vertrauen nehmen ???
Aber auch ohne diesen unendlichen Abgrund fällt die Ernte des Glaubensderzeit immer dürftiger aus.
In den letzten Wochen haben mir mehrere ehemals gut katholische Menschen erzählt, dass sie den Glauben verloren haben, weil er einfach keine Rolle mehr spielt oder in entscheidenden Situationen nicht mehr trägt.
Und für die meisten Jugendlichen und jüngeren Menschen ist die Frage nach Gott heute völlig abwegig.
Wozu soll das gut sein? Jeder sucht, mehr oder weniger erfolgreich, sein eigenes Lebensglück: Create your life!
Was soll ich da auf einen Gott vertrauen?
Ja, natürlich gibt es auch weiterhin Glaubende und Suchende in und außerhalb von Kirchen! Aber ich gebe zu, es braucht heute manchmal viel Gottvertrauen, um in der Situation von Kirche und Gesellschaft das Wirken des Heiligen. Geistes zu entdecken.
Deshalb schließe ich mich dieses Jahr gerne dem Heiliogen
Franz von Assisi an, in dessen Loblied auf die Schöpfung wir Menschen nur an einer Stelle vorkommen: „Gelobt seist du Herr, durch jene die verzeihen und Schweres ertragen.“
Danke für jeden, der seinen Glauben trotz schlechter Erfahrungen nicht aufgegeben hat. Danke für jeden, der offen und auf der Suche nach mehr und nach Gott bleibt.
Trotz allem!