Ratgeber ist bei Rechtsanwälten stark gefragt
Das Buch der Hochschul-Vizepräsidentin Marion Halfmann „Marketingpraxis für Anwälte“wird neu aufgelegt.
NIEDERRHEIN Früher durften sie nicht einmal werben, heute ist effektives Marketing für Rechtsanwälte nicht nur eine Option, sondern Notwendigkeit, gehören nicht nur eine schlüssige Marketingstrategie, sondern vor allem attraktive, konkurrenzfähige Dienstleistungsangebote und Medienpräsenz zum Pflichtprogramm jeden Anwalts, will er in den im Umbruch befindlichen Rechtsberatungsmarkt bestehen. Zum Ausbildungskanon für Juristen gehört das aber nicht. Damit füllt der vor zwei Jahren von Prof. Marion Halfmann, Marketingexpertin und Vizepräsidentin der Hochschule Rhein-Waal (HSRW ), herausgegebene Ratgeber „Marketingpraxis für Anwälte“, der vom UVK-Verlag (1963 als Universitätsverlag Konstanz gegründet) herausgegeben wird, wohl eine Lücke. Der Band war so gefragt, dass die Wirtschaftswissenschaftlerin jetzt nach nur zwei Jahren die zweite, überarbeitete Auflage herausgibt. „Wir haben ein Update gemacht, Interviews mit Experten hinzugefügt“, sagt Halfmann, die auf mehrjährige Tätigkeiten als Unternehmensberaterin bei Simon Kucher & Partners sowie Booz, Allen Hamilton blicken kann und von April 2004 bis September 2012 als Professorin an der Fachhochschule Köln lehrte, bevor sie zur HSRW kam.
Zunächst sei man überrascht gewesen, dass ein Band mit dem Thema Marketing für Rechtsanwälte einen so guten Widerhall finde. Das stehe bis heute in der Regel nicht auf dem Lehrplan der rechtswissenschaftlichen Studiengänge, die mit dem Staatsexamen abschließen. „Die Lehre ist oftmals traditionell auf das Richteramt ausgerichtet. Und da braucht man Marketing ja nicht“, sagt Halfmann. Gerade auch in Regionen mit einer hohen Rechtsanwaltsdichte wie im Kreis Kleve müssen sich Anwälte fragen, wie sie ihre Dienstleistung an den Mann und die Frau bringen. Wie sie Kunden erreichen, die eben nicht wie im TV bei „Anwalts Liebling“in die „Kanzlei“auf der Straßenecke stolpern und gleich den spannenden Fall mitbringen.
„Ich muss mich damit befassen, welche Kosten entstehen, welche ,Leagal Tech’ gibt es, die bestimmte Abläufe automatisiert, ich muss fragen, welches Alleinstellungsmerkmal ich als Rechtsanwalt habe“, listet Halfmann Fragen an die Existenzgründung auf. Beim Schritt in die Selbständigkeit sollte es zudem Grundkenntnisse in Betriebswirtschaftslehre geben. In einem der Interviews im Band erklärt ein Anwalt, wie er sich ganz einfache Themen mühsam erarbeiten musste – schlichtes Beispiel: Was muss auf einer Rechnung stehen?
„Wir laden mit dem Ratgeber Anwälte ein, sich mit dem Thema zu befassen, sich einzulesen und Rat zu holen“, sagt Halfmann. Sie stellt den Berufsanfänger vor, der nebenher auch für eine Online-Plattformen arbeitet, über die er inzwischen zwei Drittel seiner Mandate gewinnt. Ein Interview mit einer Personalexpertin einer Großkanzlei zeigt auf, dass bei Juristen in internationalen Kanzleien immer noch fast alles an der Note hängt. Und: Sie zeigt mehr oder weniger gelungene Werbeauftritte von Anwälten. Links und Literaturtipps runden den 460-Seiten starken Band ab.
Marion Halfmann. Marketingpraxis für Anwälte. UVK, 454 Seiten, ISBN 978-386764-831-8, 59 Euro.