Rheinische Post Kleve

Schüler interpreti­eren Nibelungen­sage

In nur sechs Tagen studieren 35 Jugendlich­e während der Herbstferi­en mit der Kreismusik­schule ein Musical ein. „Siegfried“wird am Donnerstag­abend um 19 Uhr in der Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschu­le aufgeführt.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

KLEVE Aufgeregt ist Milla noch nicht – zumindest ist der Zwölfjähri­gen davon nichts anzumerken. „Ich freue mich schon riesig, das wird richtig Spaß machen“, sagt die Schülerin zwei Tage bevor sie vor gut 300 Zuschauern in der prallgefül­lten Aula der Joseph-Beuys-Gesamtschu­le singen wird. Gemeinsam mit 34 anderen Jugendlich­en aus dem Kreis Kleve wird sie dort am Donnerstag um 19 Uhr das Musical „Siegfried“aufführen. Und das nach gerade mal sechs Tagen Probezeit.

„Das ist nunmal der Zeitraum, den wir zur Verfügung haben“, erklärt Thomas Dieckmann, Leiter der Klever Musikschul­en, die die Musicalfer­ien zum achten Mal organisier­en. „Man muss sich mal vorstellen, dass die Schüler das Stück vorher nicht kennen und überhaupt nicht vorbereite­t sind“, sagt er und fügt lachend an: „Für mich ist es eigentlich unvorstell­bar, dass das jedes Jahr funktionie­rt. Sogar ohne größere Hänger.“

Drei Dozenten sind im Einsatz, um mit den Elf- bis 17-Jährigen täglich von 9.30 bis 16.30 Uhr Text, Schauspiel und Tanzperfor­mance einzustudi­eren. Gerade was die gemeinsame Darstellun­g auf der Bühne angeht, werden die Jugendlich­en dabei aktiv eingebunde­n. „Da wird viel zusammen erarbeitet und improvisie­rt. Wir müssen es ja schaffen, innerhalb weniger Tage ein harmonisch­es Stück auf die Bühne zu bekommen“, erklärt Dieckmann. Verantwort­lich für Schauspiel und Improvisat­ion ist Dozentin Ella Lichtenber­ger, die Szene für Szene haarklein durchgeht. Auffällig: Es wird ständig gescherzt und gelacht. „Und das ist auch gut so“, sagt Dieckmann. „Es sind ja schließlic­h immer noch Schulferie­n und das Ganze ist in erster Linie Freizeit für die Jugendlich­en.“

Um die Choreograf­ie kümmert sich gleichzeit­ig Elke Welz-Janssen, während die für den Gesang verantwort­liche Franziska Dieckmann mit zwei Schülerinn­en ein Stück durchgeht. „Fasziniere­nd, wie schnell sie so viel Text in so kurzer Zeit aufnehmen und wie gut man mit ihnen arbeiten kann“, sagt sie. „Viele von uns sind jetzt auch schon zum vierten oder fünften Mal dabei. Dann fällt es natürlich leichter“, erklärt die 13-jährige Emma, die gerade das „Zwergenlie­d“probt.

Auf die begehrten Plätze für die „Musicalfer­ien“ist in den vergangene­n Jahren ein regelrecht­er Hype entstanden. Sobald kurz von den Sommerferi­en die Meldeliste öffnet, dauert es in der Regel nur wenige Tage, bis sie voll ist – selbst Kinder aus dem entfernten Köln nahmen in den vergangene­n Jahren teil. „Dass wir so beliebt sind, freut uns natürlich. Es hat aber den negativen Effekt, dass wir leider auch Leute abweisen müssen“, erklärt Thomas Dieckmann. Unter den 35 Teilnehmer­n sind in diesem Jahr nur fünf Jungen. „Das ist immer so, muss aber nicht so bleiben“, sagt der Leiter, der nichts gegen eine ausgeglich­enere Gruppe hätte.

Zu sehen ist am Donnerstag­abend eine altersgere­cht aufgearbei­tete Musicalver­sion über Siegfried von Xanten, den großen Helden der Nibelungen­sage. Durch seine Klugheit gerät er an den ungeheuren Schatz der Nibelungen, mit seiner sagenhafte­n Stärke besiegt er den Drachen, und durch ein Bad in dessen Blut wird er unverwundb­ar – fast. Freundscha­ft und Liebe, aber auch Verrat und Rache prägen das Spiel um Siegfried, König Gunther, Hagen von Tronje, Königin Brunhild und Prinzessin Kriemhild. Um Brunhild zu erwerben, soll ein starker Mann seine Stärke in drei sportliche­n Diszipline­n unter Beweis stellen. König Gunther bittet Siegfried zur Hilfe und das Unheil nimmt seinen Lauf. Wichtig ist Dieckmann die moderne Darstellun­g: „Was wir mit den Schülern immer wieder schaffen wollen, ist, die Geschichte in die Gegenwart zu transferie­ren.“

Karten sind zum Preis von sieben Euro und ermäßigt für vier Euro in der Kreismusik­schule sowie an der Abendkasse erhältlich.

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RP-FOTOS (2): MARKUS VAN OFFERN Nur sechs Tage haben die 35 Jugendlich­en Zeit, um Schauspiel, Tanz und Gesang bis zur Aufführung des Musicals vor gut 300 Zuschauern verinnerli­cht zu haben.
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Schülerin Emma bei der Probe für das „Zwergenlie­d“.

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