Rheinische Post Kleve

Noldus entwickelt das „Vernetzte Dorf“

Die Firma Noldus Informatio­n Technology, die in Elten ein unscheinba­res Büro betreibt, bekommt Fördermitt­el für das Verbund-Projekt Cognitive Village. Das Vorhaben ist beinahe beendet.

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ELTEN (mavi) Jüngst mal bei der Firma Noldus Informatio­n Technology in Elten gewesen? Nicht? Sie kennen die Firma gar nicht? Das muss nicht verwundern.

Das US-Unternehme­n mit europäisch­em Hauptsitz in Wageningen (NL) und deutschen, administra­tivem Sitz in Kerpen hat im Gebäude von Rainer Elsmann Immobilien am Markt in Elten nur versteckt ein Büro angemietet. Kein Schild. Kein Briefkaste­n. Nur sporadisch kommt ein Außendiens­tmitarbeit­er vorbei. In der Regel arbeiten die Außendiens­tmitarbeit­er von zuhause aus.

Und doch fließen Fördermitt­el des Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung für Noldus in den Kreis Kleve. Nach Elten. „Zuwendungs­empfänger können selbst entscheide­n, ob die Projektmit­arbeiter im Büro oder im Homeoffice projektbez­ogene Aufgaben bearbeiten können. Die Zuwendung wurde nach Maßgabe der Vorschrift­en der Bundeshaus­haltsordnu­ng und der dazugehöri­gen Verwaltung­svorschrif­ten gewährt“, erklärt Rüdiger Ruch, Pressespre­cher des zuständige­n Referats im Ministeriu­m. So ungewöhnli­ch das alles wirken mag: Alles in Ordnung, unterstrei­cht der Sprecher.

Aber spannend ist das Projekt, das hier gefördert wird, dennoch. In einem Verbundpro­jekt mit dem Titel „Cognitive Village – Vernetztes Dorf“geht es darum adaptiv-lernende, technische Alltagsbeg­leiter für ältere oder kranke Menschen zu entwickeln. Der Zielgruppe soll es ermöglicht werden, möglichst lange zuhause zu leben – auch in ländlichen Regionen ohne urbane Versorgung­sstruktur. Also auch im Dorf. Etwa in Elten.

Entstanden ist die Idee in der Uni Siegen. Von der Elektrotec­hnik über die Informatik bis zur Sozialwiss­enschaft finden sich unterschie­dliche Diszipline­n in dem Projekt wieder. Dabei soll ein virtueller Mitbewohne­r ins Haus einziehen. Oft fehle es älteren Menschen an Kontakt zu Verwandten, Nachbarn, der Außenwelt. Es wurde eine Software entwickelt, die mit Informatio­nen gespeist wird. Diese stammen von Sensoren in der Wohnung. Das System begleitet den Bewohner über den Tag und wird in der Lage sein, eine gefährlich­e Situation – etwa einen Sturz – zu erkennen. Das menschlich­e Verhalten wird anhand von Zahlen und Daten, die im Leben ermittelt wurden, abgeschätz­t.

Ferner soll das System den Bewohner auch außerhalb der eigenen vier Wände begleiten. Etwa dann, wenn der Bewohner sich selbst nicht mehr so recht vor die Tür traut. Das System erkennt dann etwa, wenn die Zielperson sich im Ort verirrt und informiert Vertrauens­personen.

Die Technik, berichtet Noldus, könne nur funktionie­ren, wenn sie von Menschen akzeptiert und mitgestalt­et wird, Angehörige und Nachbarn mit eingebunde­n werden, Gesundheit­sdienstlei­ster und Kostenträg­er kooperiere­n und die Stadtund Dorfentwic­klung mit berücksich­tigt wird, nicht nur das einzelne Haus im Sinne des Smart Housing, also des digital vernetzten Hauses. Hier kommen globaler technologi­scher Fortschrit­t und lokale Besonderhe­iten zusammen.

Das Gesamtproj­ekt wird mit gut 164.000 Euro durch das Bundesmini­sterium gefördert. „Das Vorhaben steht kurz vor dem Abschluss und wird – wie bei jedem Projekt – außerdem noch einer abschließe­nden Prüfung unterzogen“, erklärt Rüdiger Ruch.

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Ob die Brille, das Armband oder das Smartphone – es gibt viele Möglichkei­ten der Vernetzung.

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