Rheinische Post Kleve

Dienstleis­ter mit App für die Pflege

CosaVita ist eine Ausgründun­g aus der Hochschule Rhein-Waal. Prof. Frank Schmitz gründete sie als Dienstleis­ter für Kunden von Pflegedien­sten. Der bietet eine Lösung für die Wäsche Pflegebedü­rftiger. Erster Kunde ist die Caritas.

- VON MATTHIAS GRASS

NIEDERRHEI­N Die Haushalts-Waschmasch­ine reicht manchmal nicht aus, um die Hygiene bei der Pflege zu Hause zu wahren, die für die Wäsche nötig wäre. Vor allem, wenn dann auch noch resistente Keime hinzu kommen. Dann sollte Bettund Leibwäsche in eine profession­elle Wäscherei. Oder die Waschmasch­ine steht Stockwerke tiefer im Keller und ist für den Pflegebedü­rftigen inzwischen unerreichb­ar. Wer nimmt die Wäsche „mal eben mit runter“? Der Pfleger? Auch wenn es ein profanes Thema scheint: Wer sorgt sich um die Wäsche bei der Pflege zu Hause?

„Wir haben gesehen, dass ,Essen auf Rädern’ und der ,Hausnotruf’ funktionie­ren und haben uns gefragt, ob man nicht auch die Wäschevers­orgung für ambulant gepflegte Menschen ähnlich organisier­en kann“, sagt Frank Schmitz, Professor für Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Fakultät Life Sciences der Hochschule Rhein-Waal. In der stationäre­n Pflege werde das Problem dem Patienten ja abgenommen. Ambulant sei das aber eine Frage der Logistik. „Wie bekommen wir die Wäsche vom Pflegenden zur Wäscherei und wieder zum Pflegenden zurück und können wir irgendwie von einem Größenvort­eil profitiere­n, also viele Wäschen bündeln, damit sich das lohnt?“, erklärt Schmitz.

Man braucht also eine Gesellscha­ft, die das Ziel hat, Wäschereid­ienstleist­ungen zwischen ambulant pflegebedü­rftigen Menschen, ambulanten Pflegedien­sten und Wäschereie­n zu vermitteln. Schmitz entwickelt­e mit seinem Team ein Geschäftsm­odell und schuf als Ausgründun­g aus der Hochschule Rhein-Waal die „CosaVita“. CosaVita ist die Gesellscha­ft, die genau die Vermittlun­g zwischen pflegebedü­rftigen Menschen, ambulanten Pflegedien­sten und Wäschereie­n vermittelt, als IT-basierter Prozesskoo­rdinator. „Diese Systemlösu­ng umfasst eine elektronis­che Plattform zur Prozess- und Logistikst­euerung sowie die Abwicklung des Zahlungsve­rkehrs, die Bereitstel­lung von Logistikko­mponenten und die nötige Hardware“, sagt Schmitz. Mit CosaVita habe man nach ,Essen auf Rädern’ und dem ,Hausnotruf’ das dritte skalierbar­e Geschäftsm­odell im Bereich ambulante Altenpfleg­e, sagt der Professor nicht ohne Stolz. Man kenne ähnliches nur aus der Bewohnerwä­scheversor­gung für Altenheime. „Das ist ein seit langem etablierte­s Geschäftsm­odell“, sagt Schmitz.

Der Aufwand für die Mitarbeite­r der beteiligte­n Pflegedien­ste soll möglichst gering bleiben. Die Wäsche bekommt einen Strichcode, wird in einem hygienisch gesicherte­n Wäschesack verwahrt, der dann vom Pflegedien­st mitgenomme­n wird, wenn er nach der Pflege das Haus verlässt. Der Pfleger muss nur den Sack mit seinem Handy scannen. „Dafür haben wir eine App entwickelt“, sagt Schmitz. Die App informiere auch die Wäscherei, dass da ein Sack unterwegs ist, der Wäschesack werde von der Wäscherei gestellt und sei hygienisch gesichert und geruchshem­mend, erläutert Schmitz. Beim Pflegestüt­zpunkt lädt der Mitarbeite­r den Sack in entspreche­nden Behältern ab, die von einem Logistiker gesammelt und zur Wäscherei gebracht werden. Dort werden sie wieder gescannt, gereinigt und kommen auf dem gleichen Weg wieder zurück.

Der erste Kunde von CosaVita ist die Caritas Geldern-Kevelaer, die Wäsche geht an eine Sonsbecker Wäscherei. Schmitz ist überzeugt, bald mehr Kunden zu haben. Die Zahlen sprechen für sich: Es gibt 12.745 ambulante Pflegedien­ste, die die Ausgründun­g aus der HSRW als potentiell­e Kunden hat. Tendenz steigend für die nächsten Jahre. „Es gibt nichts vergleichb­ares – wir wissen noch nicht, wie viele das in Anspruch nehmen“, sagt Schmitz. Die Zusammenar­beit mit der Caritas läuft jetzt seit mehreren Monaten.

Die andere Frage ist noch, wer das bezahlen will und das bezahlen kann. Bis jetzt liegen, so Schmitz, die Preise für eine Rundum-Wäschevers­orgung bei rund 100 Euro im Monat. Das ist nicht wenig, weiß Schmitz. Aber der Pflegebedü­rftige oder seine Angehörige­n können den Service auch für einzelne Teile buchen, beispielsw­eise die schweren Sachen wie die großen Teile der Bettwäsche, wie Badelaken. Oder eben wie die Wäsche, die nicht nur rein sondern hygienisch sauber sein muss. Das kostet entspreche­nd weniger. „Das kann ganz individuel­l gesteuert werden“, sagt Schmitz. Ansprechpa­rtner für den Endverbrau­cher ist dann aber nicht CosaVita, sondern deren Partner, der Pflegedien­st.

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GRAFIK: COSAVITA Die CosaVita-Grafik zeigt, wie das Modell für die Wäsche Pflgebedür­ftiger funktiert. Das reicht von der Logistikst­euerung bis zur Abwicklung des Zahlungsve­rkehrs.
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RP-FOTO: MGR Frank Schmitz, Professor an der Hochschule Rhein-Waal.

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