Rheinische Post Kleve

Flachsmark­t zieht Tausende nach Goch

Mächtig was los war am Dienstag in der Gocher Innenstadt: Viele Dutzend Verkäufer boten teils kuriose Waren. Vertreten waren auch echte Markt-Originale, die etwa beim Schuheputz­en und Bügeln für gute Stimmung sorgten.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

GOCH Wer Lederschuh­e trägt, kommt an Thomas Meyer nicht vorbei: Er fackelt nicht lange und geht in die Offensive. Mit einem lauten „Hallo! Komm ran“, sorgt er dafür, dass sein Stand, an dem er Leder-Pflegemitt­el unter anderem für Schuhe verkauft, stets gut frequentie­rt ist. Mit seinen Kunden ist der Mann, der aus der Nähe von Osnabrück kommt, grundsätzl­ich per Du. Und die Wirkung seines Pflegemitt­els? Die beweist er, in dem er Lederschuh­e seiner Kunden gleich an Ort und Stelle poliert. Binnen kurzer Zeit bildet sich vor ihm ein Besucher-Halbkreis. „Hier is wat los“, sagt Thomas Meyer, der als echtes Markt-Original gilt. Seit fast 30 Jahren ist er auf dem Gocher Flachsmark­t vertreten. „Das Publikum ist gut – und wir haben bestes Marktwette­r!“

Tatsächlic­h hält sich das Wetter beim Flachsmark­t am Dienstagmi­ttag stabil, allerdings haben viele Verkäufer mit starkem Wind zu kämpfen – und vielleicht ein bisschen damit, dass sie für Stammkunde­n aufgrund der Neuordnung des Flachsmark­tes nicht an den gewohnten Stellen zu finden sind. Das stößt auch manchen Besuchern auf, viele sind nicht ganz zufrieden mit der Neuordnung und bemängeln Lücken auf dem sonst gut gefüllten Rundkurs.

Dennoch: Die Stimmung auf den Straßen der Innenstadt ist am Dienstag gut, Verkäufer wie Thomas Meyer heitern viele der durchgefro­renen Besucher auf. Auch Sascha Matthias ist so ein Verkäufer, der vor allem seinen Kundinnen ein Lächeln auf die Lippen zaubert: Der Mülheimer verkörpert beim Verkauf seiner „Multihobel“, einem innovative­n Küchengerä­t, eine Mischung aus Fernsehkoc­h und TV-Shop-Moderator. Der „Multihobel“schneide Zwiebeln, Kraut und Gurken im Handumdreh­en, das Teil sei der „V8 unter den Hobeln“– und überhaupt: alles glänzend. Die Kunden, darunter viele Hausfrauen, zeigen sich begeistert, die Kasse klingelt. Sascha Matthias’ Erfolgsrez­ept? „Immer nett und freundlich sein“, sagt er. „Ich bin gerne auf dem Flachsmark­t. Das Publikum ist gut“, urteilt er.

Bestätigen will das auch Gisela Bottlis, die Scharen derjenigen Menschen vor ihrem Stand versammelt, die das ewige Bügeln leid sind. „Bügelgold“nennt sie goldene Spezial-Unterlagen für Bügelbrett­er, die mit Hilfe „manueller Induktion“dafür sorgen sollen, dass Kleidungss­tücke nur noch von einer Seite gebügelt werden müssen und trotzdem von beiden Seiten glatt werden. „Das ist ganz neu, das gibt es erst ein Jahr in Deutschlan­d“, sagt die Verkäuferi­n aus Dorsten, die eine Unterlage nach der anderen verkauft – „für 50 Prozent Zeit- und Energieers­parnis beim Bügeln“, wie sie sagt. Gisela Bottlis zählt sicher zu den wenigen Markt-Aussteller­n in Deutschlan­d, die bei Wind und Wetter auf der Straße ein Bügelbrett aufstellen und Hosen, Blusen und Co. mit heißem Eisen

„Das Publikum ist gut. Beim Verkauf ist es wichtig, immer nett und freundlich zu sein“

Sascha Matthias Verkäufer auf dem Flachsmark­t glattbügel­n. „Interessan­t finden das fast alle, auch die, die nichts kaufen.“

Ein großes Lob wird Mike Winkel los: Er findet, ein guter Markt steht und fällt mit dem Marktmeist­er. „Georg Kröll ist großartig“, sagt Winkel, der mit der Organisati­on auf dem Rundkurs in der Gocher Innenstadt durch Kröll und sein Team „sehr zufrieden“ist. Winkel verkauft auf Märkten Spezial-Messer, die ähnlich funktionie­ren wie Korkenzieh­er und etwa Kartoffeln in Spiralen schneiden können. „Im Backofen oder auf dem Grill bei 180 Grad 20 Minuten“, bringt Winkel das Rezept für Kartoffels­piralen auf den Punkt.

Während Mike Winkel Besucher Kartoffeln, Rettich und anderes Gemüse in Spiralen schneiden lässt und Sascha Matthias seinen „Multihobel“anpreist, um Koch-Freunde zum Staunen zu bringen, bringt auch Thomas Meyer an seinem Stand für Leder-Pflegemitt­el eine Dose nach der anderen an den Mann – oder an die Frau. Mit einem Augenzwink­ern gibt das Markt-Original zu: „Ich komme wegen der netten Damen her.“Manch eine Flachsmark­t-Besucherin zeigt sich tatsächlic­h angetan vom Meyer’schen Glanz ihrer ledernen Treter.

 ??  ?? Sascha Matthias (l.) sorgte beim Verkauf seiner „Multihobel“vor allem bei weiblicher Kundschaft für gute Unterhaltu­ng auf dem Gocher Flachsmark­t.
Sascha Matthias (l.) sorgte beim Verkauf seiner „Multihobel“vor allem bei weiblicher Kundschaft für gute Unterhaltu­ng auf dem Gocher Flachsmark­t.
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FOTOS (3): GOTTFRIED EVERS Bäcker Reffeling verkaufte auf dem Flachsmark­t frisch gebackene Weckmänner.
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Einst war er Schuhputze­r, jetzt verkaufte Hartmut Nied Reiniger für Ceranfelde­r – mit einem sprechende­n Wellensitt­ich.

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