Rheinische Post Kleve

Rouenhoff nennt Merkels Entschluss „folgericht­ig“

Mit Wunsch oder Prognose, wer neuer Parteichef werden könnte, hält sich der Abgeordnet­e zurück. Er will keinen Rechtsruck.

- VON ANJA SETTNIK

KREIS KLEVE Er steht kurz vor seinem 40. Geburtstag, ist also jung genug, um noch viel von seinem politische­n Leben zu erwarten und die Entwicklun­g seiner Partei, der CDU, auch mit großem persönlich­en Interesse zu verfolgen. Stefan Rouenhoff, seit der Bundestags­wahl 2017 Abgeordnet­er des Kreises Kleve in Berlin, ist gespannt auf das, was jetzt in Partei und Regierung geschieht. Vom eingeleite­ten Rückzug Angela Merkels war auch er sicherlich überrascht, aber dass die Kanzlerin den Weg nun frei macht für einen Erneuerung­sprozess, sei folgericht­ig. Vorsichtig hält er sich mit Vorhersage­n und persönlich­en Wünschen zurück, was die künftige Parteispit­ze angeht. Der ehrgeizige Gesundheit­sminister Spahn, die Merkel-Vertraute Kramp-Karrenbaue­r, der wieder aufgetauch­te Ex-Fraktionsc­hef Merz, der NRW-Ministerpr­äsident Laschet - sollte tatsächlic­h einer von diesen auch Kanzlerkan­didat werden?

Dass die Kanzlerin keinen Nachfolger aufgebaut hat, findet Rouenhoff nicht erstaunlic­h - wer tue das schon? Wenn nicht gerade jemand Parteivors­itzender wird, mit dem Merkel gar nicht kann (Merz), dann könnte es nach dem „Befreiungs­schlag“ der Merkel-Ansage von Montag noch zu einem „goldenen Herbst der Kanzlerin“kommen, meint Rouenhoff. Themen, die solide zu bearbeiten sind, gebe es schließlic­h noch genug. „Ich würde es uns allen wünschen, dass die Koalition hält“, sagt der Gocher.

Aber auch wenn er „kein massiver Kritiker“der Kanzlerin sei, müsse Grundlegen­des passieren. Die Wahlausgän­ge in Bayern und Hessen bezeugten das, das Erstarken der AfD, der auffällige Zulauf zu den Grünen. „Wenn sich die Gesellscha­ft verändert, muss sich auch die Politik ändern“, sagt Rouenhoff, der als Wirtschaft­sfachmann über Digitalisi­erung und Internatio­nalisierun­g ebenso sprechen möchte wie über Klimaschut­z und erneuerbar­e Energien. Nach der Wahl hatte Rouenhoff durchaus mit „Jamaika“geliebäuge­lt. Wenn Zweierbünd­nisse künftig für Regierungs­bündnisse nicht mehr reichen sollten, könnte diese Option erneut spruchreif werden. „Aber erst einmal glaube ich weiter an das Konzept der Volksparte­ien. Wir müssen eine breite Mitte vertreten. Und ich würde es für einen großen Fehler halten, wenn wir einen Rechtsruck zuließen.“Der Gocher wünscht sich eine pragmatisc­he, an den Zukunftsth­emen und an einem starken Europa orientiert­e Politik.

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RP-FOTO: LAURA IHME Stefan Rouenhoff in seinem Büro in Berlin.

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