Evonik setzt US-Einkaufstour fort
Die Essener erwerben für 625 Millionen Dollar das US-Unternehmen PeroxyChem.
ESSEN Evonik segelt weiter auf Expansionskurs: Der Chemiekonzern übernimmt für 625 Millionen Dollar (550 Millionen Euro) das US-Unternehmen PeroxyChem, wie Evonik am Donnerstag mitteilte. Peroxychem hat 600 Mitarbeiter und stellt Wasserstoffperoxid sowie Peressigsäure her. Für 2018 plant die Firma mit Sitz in Philadelphia einen Umsatz von 300 Millionen Dollar und einen Gewinn (Ebitda) von 60 Millionen, was eine Gewinnmarge von 20 Prozent bedeutet. „Wir erweitern damit unser Portfolio an umweltfreundlichen und wachstumsstarken Spezialanwendungen. Zudem erhalten wir ein attraktives Geschäft, das sich durch überdurchschnittliches Wachstum, niedrige Kapitalintensität und geringe zyklische Schwankungen auszeichnet“, begründete Evonik-Chef Christian Kullmann den Kauf.
Wasserstoffperoxid (H2O2) ist eine klassische Chemikalie und wird schon seit Jahren als Bleichmittel bei der Zellstoff-Herstellung eingesetzt. Aber auch Verbraucher kennen es: Friseure verwenden das Mittel beim Blondieren und Fixieren, es gibt den knisternden „wasserstoffblonden Haaren“den Namen. Höher konzentriert wird H2O2 in der Industrie eingesetzt: „Nach der Reaktion von H2O2 bleibt als Reststoff lediglich Wasser übrig, was seine Verwendung sehr umweltfreundlich macht. Dank seiner Produkteigenschaften findet es immer stärkeren Einsatz in attraktiven hochtechnisierten Anwendungen wie der Herstellung von Halbleitern oder der Medizinbranche“, betont Evonik. Selbst als Antriebsmittel in der Raketentechnologie sei es gefragt.
Damit stärkt Evonik sein eigenes Wasserstoffperoxid-Geschäft – und seine Profitabilität. „PeroxyChem ist hochprofitabel. Die Gewinn-Marge liegt mit etwa 20 Prozent konstant über dem heutigen Niveau des Evonik-Konzerns“, so Evonik-Finanzvorstand Ute Wolf. Der Essener Konzern kam zuletzt auf 18,2 Prozent. Zugleich soll der Zukauf zu Einsparungen (Synergien) von 20 Millionen Dollar führen, vor allem in Produktion und Logistik.
Die Anleger blieben dennoch zurückhaltend. Die Evonik-Aktie fiel zeitweise rund drei Prozent auf 26,70 Euro. Chemie-Aktien stehen seit Tagen wegen der Konjunktureintrübung und der Rheinstand-bedingten Lieferprobleme unter Druck.
Der Deal soll Mitte 2019 abgeschlossen werden. Evonik finanziert ihn aus seiner gut gefüllten Kasse sowie Krediten.