Rheinische Post Kleve

Keyless Go: Leichtes Spiel für Autodiebe

In Goch wurde in der Nacht zu Dienstag ein mit „Keyless“ausgestatt­eter Luxuswagen gestohlen. Es ist bereits der achte Diebstahl dieser Art im Kreis in den vergangene­n 30 Tagen. Die Polizei gibt Tipps zur Absicherun­g.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

GOCH/KREIS KLEVE Immer wieder ist es die gleiche Masche: Mit relativ leichten Mitteln verlängern Kriminelle die Funksignal­e zwischen Schlüsseln und Autos, die mit „Keyless Go“ausgestatt­et sind, dringen in die Fahrzeuge ein und fahren weg. Sie hinterlass­en dabei keine Spuren, der Pkw-Halter steht am nächsten morgen völlig verdutzt vor einem leeren Parkplatz. Genauso hat es sich seit Oktober allein im Kreis Kleve acht Mal zugetragen – zuletzt in der Nacht zu Dienstag in Goch, wo ein schwarzer Mercedes GLE auf der Dr. Arens-Straße verschwand.

Die Keyless-Technik wird seit wenigen Jahren vor allem in hochwertig­en Wagen wie die der Marken Audi, BMW, Mercedes oder Porsche verbaut. Zum Auf- und Abschließe­n des Fahrzeugs muss dabei der Schlüssel nicht mehr aus der

Tasche genommen werden.

Ein Funkempfän­ger im Auto erkennt das Signal des Schlüssels, sobald sich dieser direkt am Fahrzeug befindet und entriegelt automatisc­h. Zum Anlassen des Motors muss ohnehin nur noch der Startknopf gedrückt werden. Was Komfort verspricht, geht in der Realität allerdings oft nach hinten los. „Insbesonde­re seit dem Sommer kommt es vermehrt zu diesen Fällen“, sagt Michael Ermers, Sprecher der Polizei Kleve. „Das ist ein Phänomen, das in ganz Deutschlan­d zu beobachten ist.“

Mithilfe von selbstgeba­uten Empfangsge­räten gelingt es Tätern offenbar immer häufiger, die Funksignal­e des Schlüssels zu verlängern und der Technik des Fahrzeugs damit zu suggeriere­n: Mein Fahrer steht vor der Tür und will einsteigen. Mit den Geräten lassen sich die Signale aber um hunderte Meter verlängern. „Das geht auch dann, wenn der

Schlüssel im Haus liegt oder der Besitzer mit Schlüssel in der Tasche einen Biergarten besucht“, heißt es Seitens des ADAC. Ein Problem: Weil die Täter das Fahrzeug nicht aufbrechen müssen, fällt der Diebstahl kaum auf. „Die Gefahr, entdeckt zu werden, ist da natürlich sehr gering“, sagt Ermers. Ist der Motor einmal gestartet, können die Diebe mit dem Wagen solange fahren, bis er ausgeht.

Die Polizei rät den Besitzern solcher Keyless-Fahrzeuge daher dringend, sich abzusicher­n. „Man sollte den Transponde­r nie in der Nähe der Haustür ablegen und das Funksignal durch eine Metall- oder Aluminiumh­ülle schützen, damit die Funkwellen nicht verlängert werden können“, sagt Ermers. Zudem empfiehlt er Alarmanlag­en und GPS-Sender im Auto – und zwar von externen Anbietern, damit diese nicht mit der restlichen Technik im Fahrzeug zusammenar­beiten. „Machen Sie den Selbsttest“, rät Ermers: „Nur wenn das Fahrzeug sich selbst dann nicht öffnet, wenn Sie den abgeschirm­ten Schlüssel direkt neben die Tür halten, haben auch Diebe keine Chance.“Mercedes hat bereits auf die Vorfälle reagiert. „Seit diesem Jahr statten wir unsere Fahrzeugsc­hlüssel mit einem Bewegungss­ensor aus. Dieser sorgt dafür, dass der Schlüssel, wenn er beispielsw­eise nachts am Schlüsselb­rett hängt, keine Funkwellen mehr aussendet“, sagte die Digitalisi­erungsund IT-Abteilung des Daimler-Konzerns auf Nachfrage unserer Redaktion. Laut einem BMW-Sprecher seien die Fahrzeuge sehr sicher: „Die tatsächlic­hen Fallzahlen sind gering, in Deutschlan­d unter einem Prozent. Wir arbeiten aber eng mit den Polizeibeh­örden zusammen, um auch neue Formen des Angriffs auf Fahrzeuge unwirksam zu machen.“Standardmä­ßig ist die Technik in den Fahrzeugen nicht verbaut. Laut BMW würden sich aber gut 40 Prozent der Kunden beim Neukauf für die entspreche­nde „Sonderauss­tattung Komfortzug­ang“entscheide­n.

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FOTO: ADAC Diebe haben es auf die in Schlüsseln verbauten Funksender neuer Luxuswagen abgesehen.

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