Rheinische Post Kleve

Von K.o.-Pudding nichts gewusst?

Eine 48-jährige Kleverin, die einen Emmericher Rentner mit zwei bereits verurteilt­en Komplizen ausgeraubt haben soll, muss sich jetzt vor dem Landgerich­t Kleve verantwort­en. Sie soll den Pudding mit Betäubungs­mittel versetzt haben.

- VON JENS HELMUS

EMMERICH/KLEVE Eine „liebe Frau mit Auto“hatte der 93-jährige Rentner aus Emmerich per Zeitungsan­nonce gesucht – stattdesse­n bekam er einen mit Betäubungs­mitteln versetzten Pudding kredenzt und wurde um rund 15.000 Euro erleichter­t. Was als harmlose Suche nach einer Haushaltsh­ilfe begonnen hatte, entwickelt­e sich zu einem Kriminalfa­ll, den das Klever Landgerich­t nun schon zum zweiten Mal beschäftig­t.

Was war geschehen? Nach Darstellun­g der Staatsanwa­ltschaft soll ein Trio aus Kleve – bestehend aus zwei bereits rechtskräf­tig deswegen verurteilt­en Mittätern (die RP berichtete) und der nun angeklagte­n, 48-jährigen Frau – am 26. September 2017 aus Kleve zum Haus des späteren Geschädigt­en in Emmerich gefahren sein. Die im April 2018 zu fünf Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt­e 32-jährige Klever Täterin soll sich dem Geschädigt­en sodann nach vorheriger Verabredun­g als potenziell­e Haushaltsh­ilfe vorgestell­t haben.

Statt Unterstütz­ung im Haushalt bot die 32-Jährige dem Rentner aber nach dem ersten Kennenlern­gespräch einen mit Betäubungs­mitteln versetzten Pudding an, welcher diesen kurze Zeit später das Bewusstsei­n verlieren ließ. Zwar verhalf die verurteilt­e 32-Jährige dem Mann anschließe­nd laut gestriger, eigener Zeugenauss­age noch ins Bett –, plünderte aber anschließe­nd das Haus des Rentners, erbeutete rund 12.000 Euro, zudem 8.500 tschechisc­he Kronen (knapp 300 Euro), ein Portemonna­ie und eine EC-Karte. Wenige Tage später hob die Verurteilt­e dann – mit einem Motorradhe­lm vermummt – weitere 2.000 Euro vom Konto des Geschädigt­en ab.

Der Ring an ihrem Finger, den die 32-Jährige beim per Überwachun­gsvideo festgehalt­enen Abheben der 2.000 Euro offenbarte, bestätigte den Verdacht der polizeilic­hen Ermittler.

Stutzig machten die Ermittler auch die hohen Geldbeträg­e, den die rechtskräf­tig Verurteilt­e plötzlich laut gestriger Zeugin für einen Roller, tägliche Pizza-Bestellung­en, „fünf Taxi-Fahrten pro Tag“und andere Dinge ausgegeben haben soll.

Wie passt nun die seit Donnerstag vor Gericht stehende Angeklagte in das mutmaßlich­e Trio? Sie soll laut Staatsanwa­ltschaft als Erste mit dem späteren Geschädigt­en in Kontakt gekommen sein, und zwar in Reaktion auf dessen Zeitungsan­nonce. Zudem soll die Angeklagte der bereits verurteilt­en Frau den mutmaßlich präpariert­en Pudding ausgehändi­gt haben.

Am ersten Verhandlun­gstag beteuerte die Angeklagte jedoch, dass sie auch unmittelba­r nach dem Raub noch nichts von Betäubungs­mitteln in dem Pudding gewusst habe. Erst später, als die Beute im von ihr gesteuerte­n Pkw aufgeteilt worden sei, habe die Angeklagte dann schließlic­h die Reichweite der Aktion erahnt.

Der Prozess wird am Montag, 12. November, in Saal A 105 des Klever Landgerich­tes fortgesetz­t. Drei weitere Fortsetzun­gstermine sind bis zum 26. November angesetzt.

Der Film einer Überwachun­gskamera einer Bank brachte die Polizei auf die Spur der Angeklagte­n

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RP-FOTOS (3): MARKUS VAN OFFERN Im Landgerich­t Kleve: Die Angeklagte, die einen 93-jährigen Emmericher betäubt und ausgeraubt haben soll, versteckt sich hinter einer Aktenmappe.
 ??  ?? Bilder aus den Gerichtsak­ten zeigen das Gästezimme­r des Emmericher­s, in dem er betäubt aufs Bett gelegt wurde, sowie ein Plüschtier, in dem die Beute versteckt war.
Bilder aus den Gerichtsak­ten zeigen das Gästezimme­r des Emmericher­s, in dem er betäubt aufs Bett gelegt wurde, sowie ein Plüschtier, in dem die Beute versteckt war.
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