Rheinische Post Kleve

Merz verspricht Merkel faire Zusammenar­beit

Die Kandidaten für den CDU-Parteivors­itz positionie­ren sich. ExFraktion­schef Merz sieht in alter Gegnerscha­ft kein Hindernis.

- VON MICHAEL BRÖCKER UND EVA QUADBECK

BERLIN Der frühere Unionsfrak­tionschef Friedrich Merz hat Kanzlerin Angela Merkel für den Fall seiner Wahl zum CDU-Vorsitzend­en seine Loyalität zugesicher­t. „Die Zusammenar­beit zwischen Angela Merkel und mit wäre anständig, fair und loyal“, sagte Merz im Interview mit unserer Redaktion. Loyalität gegenüber Merkel wäre für ihn „vollkommen selbstvers­tändlich“, betonte der frühere Unionsfrak­tionschef. „Es ginge in diesem Fall doch einzig darum, unsere gemeinsame staatspoli­tische Verantwort­ung wahrzunehm­en.“Aufbruch und Erneuerung der CDU seien nur möglich, wenn die Partei neue Akzente setze, Korrekture­n vornehme.

„Eine solche sachliche Diskussion würde zwischen Angela Merkel und mir möglich sein“, sagte Merz. Die Frage, wie gut der neue CDU-Chef oder die neue Chefin mit Merkel zusammenar­beiten kann, ist zentral, da Merkel erklärt hatte, dass sie unter einem neuen Parteichef bis zum Ende der Legislatur­periode als Kanzlerin arbeiten will.

Neben Merz bewerben sich CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und Gesundheit­sminister Jens Spahn um den Vorsitz. Am Freitag stellten sie sich erstmals gemeinsam bei einer Vorstandss­itzung der Frauenunio­n vor. Hinzu kommen 14 weitere mögliche Kandidaten, die ihr Interesse bekundet haben, aber bislang von keiner Parteiglie­derung nominiert wurden. In den kommenden drei Wochen sind weitere Vorstellun­gsrunden für die Parteimitg­lieder bei acht Regionalko­nferenzen und bei den Parteivere­inigung der CDU geplant. Entschiede­n wird auf einem Parteitag am 7. Dezember in Hamburg.

In der Debatte um Migration und Flüchtling­e meldeten sich Kramp-Karrenbaue­r und Merz mit deutlichen Aussagen zu Wort. Kramp-Karrenbaue­r sprach sich für eine harte Linie im Umgang mit straffälli­gen Asylbewerb­ern aus. Wer schwere Straftaten begangen habe, dem solle nach einer Ausweisung die Wiedereinr­eise nicht nur nach Deutschlan­d, sondern auch in den gesamten Schengen-Raum auf Lebenszeit verweigert werden, sagte sie der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“. Friedrich Merz forderte: „Die CDU muss die Partei sein, die für ein konsequent­es Vorgehen bei der inneren Sicherheit steht. Wir müssen wieder ohne Abstriche die Partei des Rechtsstaa­ts werden.“

Merz zeigte sich optimistis­ch, dass die CDU unter seiner Führung AfD-Wähler zurückhole­n kann. „Da sind sehr viele Wähler, die sich von der Union abgewandt haben, weil sie keine politische Heimat mehr bei uns sehen, zum Beispiel als Rechtsstaa­tspartei.“Diese Wähler sähen die CDU nicht mehr als „Partei der nationalen Souveränit­ät, als Partei, die Sicherheit gibt und Grenzen schützt“. Diese Zweifel berührten den Markenkern der Union als Partei, die konservati­v denkenden Menschen ebenso eine Heimat bieten wolle wie sozialpoli­tisch engagierte­n und wirtschaft­spolitisch liberal denkenden Menschen.

Eine Zusammenar­beit mit der AfD schloss Merz kategorisc­h aus. „Eine Partei, die die Kraft nicht hat, sich von eindeutig extremisti­sch und nationalis­tisch denkenden Leuten zu trennen und sich in vielen Punkten außerhalb des Grundkonse­nses der Demokraten bewegt, ist für mich ein absolutes ,No-go`“, sagte Merz. Er betonte, die Demokratie sei heute stark genug, solche Parteien auszuhalte­n.

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