Jede vierte NRW-Klinik kämpft um die Existenz
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) kann seine ReformPläne wegen der schlechten Lage der Krankenhäuser leichter durchsetzen.
DÜSSELDORF Für viele Krankenhäuser in NRW gerät das Jahr 2018 zum wirtschaftlichen Fiasko. Weit weniger als die Hälfte rechnet für das laufende Jahr überhaupt noch mit schwarzen Zahlen. Im vergangenen Jahr wiesen noch 84 Prozent der Häuser ein positives Jahresergebnis aus. Das geht aus einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung KPMG hervor, die unserer Redaktion vorliegt.
Für ihre Studie haben die Autoren rund 300 Geschäftsführer von NRW-Krankenhäusern befragt. Laut KPMG ist die Umfrage repräsentativ. „Für das Jahr 2018 erwarten nur noch 40,6 Prozent der Geschäftsführungen ein positives Jahresergebnis“, heißt es in der Zusammenfassung. Auch der mittelfristige Ausblick der NRW-Krankenhäuser ist bescheiden: „Lediglich 28,1 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich ihr Jahresergebnis in den nächsten fünf Jahren deutlich verbessern wird“, schreiben die KPMG-Autoren. Ein Viertel der Befragten sieht die Existenz seiner Häuser bedroht, wenn die Fördermittel nicht erhöht werden.
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat erklärt, dass es in NRW zu viele Krankenhäuser gibt. Er plant eine Reform. Experten der Berliner Beratungsgesellschaft „Partnerschaft Deutschland GmbH“sollen mit einem Gutachten den Weg für neue Zentralkliniken ebnen, in denen mehrere Häuser Kompetenzen bündeln. Außerdem sollen die Berater Überangebote identifizieren und Potenziale für regionale Krankenhaus-Kooperationen aufzeigen.
Noch vor wenigen Wochen sagte Laumann über seinen Krankenhaus-Plan: „Ich rechne durchaus mit Widerstand.“Offenbar trifft diese Einschätzung zu. In der KPMG-Studie heißt es: „Die Geschäftsführungen zeigen wenig Vertrauen in die aktuelle Landesregierung: Mehr als 60 Prozent der Befragen gehen davon aus, dass sie das Problem der Unterfinanzierung in der Investitionsförderung nicht lösen wird.“Über 90 Prozent sind der Meinung, „dass eine reine Krankenhausplanung nicht mehr zeitgemäß ist“. Die Klinikgeschäftsführer fordern stattdessen eine integrierte Planung der Gesundheitsversorgung über den Krankenhaussektor hinaus.
Gleichwohl lässt der wachsende wirtschaftliche Druck die NRW-Krankenhäuser nicht unbeeindruckt. Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW), ist zu Zugeständnissen bereit: „Wir wollen gar nicht jeden Standort bis aufs Letzte verteidigen. Wir sagen nicht: alles muss bleiben wie es ist.“Im Personalbereich seien jedoch keine weiteren Einsparungen mehr möglich. „Da stehen wir im Wettbewerb um eine schrumpfende Anzahl an Fachkräften“, so Brink. Auch bei den Sachkosten sei „die Zitrone ausgelutscht“. Er räumte ein: „Insofern ist die Zusammenlegung von Häusern und Stationen tatsächlich die einzige Möglichkeit, Kosten zu senken.“
Allerdings warnte der KGNW-Präsident eindringlich vor einer von oben verordneten Krankenhausreform. „Reißbrett-Vorgaben von oben führen zu praxisfernen Ergebnissen“, so Brink. Stattdessen müssten die regionalen Akteure selbst nach praxistauglichen Lösungen vor Ort suchen.
Gegen einen „Kahlschlag“werde die Branche sich jedoch wehren. Brink warnt: „Wenn die Schließung einzelner Abteilungen oder Häuser landespolitisch vorgegeben wird, können die Krankenhäuser dagegen klagen. Unter Umständen steht den Betreibern dann Schadenersatz zu.“