EU: Treibhausgase auf Null bringen
Die Union hat ihre Ziele für den Emissionsausstoß bis 2050 festgelegt.
BRÜSSEL (epd) Kurz vor der UN-Klimakonferenz in Katowice hat die EU-Kommission eine neue Strategie zur langfristigen Verringerung der Treibhausgase vorgeschlagen. Die EU solle den Netto-Ausstoß der Emissionen bis 2050 auf null reduzieren und damit ein weltweites Vorbild liefern, heißt es in einem am Mittwoch in Brüssel vorgestellten Papier. Dabei dürfe die Klimapolitik nicht auf Kosten des Wohlstands und sozialer Belange gehen.
Die angestrebte Netto-Bilanz von null heißt, dass die Natur und künstliche Speicher ebenso viele Treibhausgase aufnehmen, wie ausgestoßen werden. Zum Beispiel speichern Bäume Kohlendioxid. Die Entnahme von Treibhausgasen aus der Atmosphäre spielt in dem Papier eine entscheidende Rolle. Denn auch 2050 wird noch Kohlendioxid ausgestoßen werden – für die Null-Bilanz müssten daher natürliche und künstliche Aufnahmekapazitäten erhöht werden.
So könne etwa die Landwirtschaft durch spezielle Anbau-Methoden die Speicherfähigkeit des Bodens für Treibhausgase vergrößern. Auch Aufforstung wird deshalb von der Kommission befürwortet. Das künstliche Abscheiden und Speichern von Kohlendioxid (CCS) werde zwar nicht mehr als so wichtig wie noch vor einiger Zeit erachtet, bleibe aber notwendig, heißt es in dem Papier.
Bei der Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen werden Optionen auf Gebieten wie Hausbau, Verkehr und Industrie präsentiert. Moderne Stadtplanung, Sharing-Modelle für Auto und Fahrrad sind ebenso wie andere bekannte Maßnahmen dabei. Videokonferenzen könnten einen Teil der Geschäftsreisen überflüssig machen, heißt es weiter. Eine gezielte Besteuerung von Emissionen wird als hochwirksames Mittel der Klimapolitik beschrieben.
Das Papier macht keine konkreten Gesetzesvorschläge, sondern will die Diskussion mit anderen politischen Institutionen und den Bürgern anregen. Die Kommission macht aber deutlich, dass umfassende Änderungen nötig sind, um gegen den Klimawandel anzugehen, der schon jetzt in Europa ernste Folgen habe. Unter anderem die Dürren dieses Sommer und Überschwemmungen in den vergangenen Jahren führt die Behörde auf ihn zurück.
Der Grünen-Politiker Anton Hofreiter nannte die Strategie einen kleinen Hoffnungsschimmer. Allerdings reichten die Vorschläge nicht, „um Europa zielsicher zur Erreichung der Pariser Klimaziele zu führen“, urteilte der Co-Chef der Bundstagsfraktion. Auch Greenpeace begrüßte einerseits das Stategiepapier, kritisierte aber unter anderem den Zeithorizont. Entscheidend für das Weltklima sei die Periode von heute bis 2030 und nicht erst bis 2050, erklärten die Umweltschützer.
Zustimmender äußerte sich der umweltpolitische Sprecher der Christdemokraten im Europaparlament, Peter Liese (CDU). Die Kommission habe sehr ein gutes Ziel gesetzt und konkret dargelegt, wie dieses „ohne Verlust von Arbeitsplätzen und sogar mit zusätzlichem Wachstum erreicht werden kann“.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) stellte armen Ländern mehr Geld im Kampf gegen den Klimawandel in Aussicht. Der deutsche Beitrag für den „Green Climate Fund“der UN solle ab 2019 für die kommenden vier Jahre auf 1,5 Milliarden Euro verdoppelt werden, sagte Müller und forderte die anderen Industrieländer auf, ähnliche Beiträge einzuzahlen. Zwischen 2014 und 2018 hat Deutschland 750 Millionen Euro bereitgestellt und gehörte damit zu den wichtigsten Gebern des Fonds.