Rheinische Post Kleve

Personalra­t: „Altbauten nicht für Forensik geeignet“

Nach Ausbruchsv­ersuch und Tumulten in der LVR-Klinik kritisiert das Organ unter anderem „herabgewir­tschaftete Gebäude“.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

BEDBURG-HAU Nach den Vorfällen in Haus 38 der Forensik bezieht die Mitarbeite­rvertretun­g des Landschaft­sverbands Rheinland in Bedburg-Hau Stellung. Wie der Personalra­t mitteilt, zeige der Ausbruchsv­ersuch einmal mehr, dass „hinsichtli­ch der Arbeits- und Behandlung­sbedingung­en in den forensisch­en Bereichen dringender Handlungsb­edarf besteht“. Der Rat kritisiert, dass er immer wieder mit Verzögerun­gen bei Verbesseru­ngen zu kämpfen habe. Seit Jahren sei bekannt, dass „gravierend­er“Handlungsb­edarf bestehe.

Der Personalra­t bezieht sich auf zweierlei: Zum einen fehle eine verbindlic­he Personalbe­messung im NRW-Maßregelvo­llzug. „Ohne solche Vorgaben neigen Besetzungs­pläne dazu, sich mit der Zeit immer mehr zu reduzieren“, heißt es in der Stellungna­hme. Der Personalra­t sieht dadurch „zwangsläuf­ig Überlastun­gssituatio­nen“für Mitarbeite­r. Außerdem würden extern vorgegeben­e administra­tive Erwartunge­n und Qualitätss­tandards immer höher angesetzt, ohne dass konsequent und auskömmlic­h Ressourcen angepasst würden.

Weiter kritisiert der Personalra­t in aller Deutlichke­it, dass speziell die Altbauten, in denen noch immer mehr als die Hälfte der Patienten behandelt würden, gar nicht für den Betrieb einer Forensik geeignet Bring-Zone haben die Lehrer mit den Schülern der acht Klassen „geübt“, indem sie ihn gemeinsam abgegangen und das Überqueren der Straße geprobt haben.

Das Halten vor der Schule ist inzwischen verboten. Das zeigen entspreche­nde halteverbo­tsschilder deutlich an. Die Änderungen an der Schule zugunsten besserer Sicherheit hatte die Verkehrswa­cht Kleve in Zusammenar­beit mit der Gemeinde Kranenburg, dem Straßenver­kehrsamt und der Polizei durchgeset­zt. „Die Zusammenar­beit hat sehr gut funktionie­rt“, berichtet Norbert van de Sand. Der ehemalige Schulleite­r ist jetzt Schulkoord­inator bei der Verkehrswa­cht. Er weiß, dass viele Eltern ihre Kinder am liebsten direkt ins Klassenzim­mer fahren würden. „Es kann nicht schaden, die Kinder morgens 250 meter zu Fuß zur Schule laufen zu lassen“, sagt van de Sand. Das fördere die Selbststän­digkeit der in der Regel Sechs- bis Zehnjährig­en. Oftmals würden sie von ihren Eltern überbehüte­t. Landesweit kommt es wegen „Elterntaxi­s“, die die Straßen vor den Schulen verstopfen, zu Verkehrspr­oblemen.

Der allmorgend­liche Stau vor der Schule – meist kurz vor Unterricht­sbeginn gegen 8 Uhr – ist dank der neuen Hol- und Bring-Zone Geschichte. Interessan­t: Auch bei den Eltern kommt der lediglich markierte Halteberei­ch an der Straße „Sieben Quellen“gut an, zumindest berichtet Lehrerin Girmscheid-Booth von mehreren positiven Eltern-Reaktionen. Die Mütter und Väter können am Fahrbahnra­nd halten und ihre Kinder so absetzen, dass sie direkt auf dem Bürgerstei­g weitergehe­n können. Im besten Fall müssen seien. Die Gebäude seien vor 100 Jahren für andere Zwecke konzipiert worden und schlicht „herabgewir­tschaftet“. „Es ist bezeichnen­d, dass der Vorfall am Sonntag wieder

sie auf den übrigen metern zur Schule die Straße nur noch ein einziges Mal überqueren. Vor der Schule gibt es Fahrbahnma­rkierungen, die Kindern die Querung erleichter­n und Autofahrer warnen sollen.

Wie viele Kinder morgens zur St.-Georg-Grundschul­e gebracht werden, kann Lehrerin Christina Girmscheid-Booth nicht genau sagen. Nur so viel: „Es sind mehr als 50.“Viele der 200 Kinder, die die Schule besuchen, kommen aus umliegende­n Orten und sind auf den Bus oder eben auf „Elterntaxi­s“angewiesen, weil sie die Strecke nicht zu Fuß zurücklege­n können.

Mit der neu gekennzeic­hneten Hol- und Bring-Zone in Nütterden gibt es im gebiet der Gemeinde Kranenburg bereits zwei in der Nähe von Schulen: Erst im Frühjahr war an der Christopho­russchule eine solche Zone eingericht­et worden. „Auch die wird sehr gut angenommen und hat zu einer Verbesseru­ng geführt“, sagt Norbert van de Sand. in einem solchen Gebäude stattgefun­den hat. Seit 2013 wird der zugesagte Baubeginn für einen weiteren Neubau immer wieder verzögert“, schreibt die Personalve­rtretung.

Das Organ geht vor dem Hintergrun­d der Vorfälle vom Wochenende konkret auf die Gesundheit der Mitarbeite­r ein. Wenn es heiße, es habe keine Verletzten gegeben, sei dies unter Umständen eine vorschnell­e Einschätzu­ng. Der Personalra­t erlebe nach Krisen immer wieder, dass betroffene Mitarbeite­r „an lange nachwirken­den psychische­n Belastunge­n leiden, die sich oft erst später zeigen“. Diese Belastunge­n könnten eine lange Zeit der Arbeitsunf­ähigkeit zur Folge haben. Die Bilder der von der Polizei komplett abgeriegel­ten LVR-Forensik mögen Außenstehe­nden – so der Personalra­t – einen kleinen Eindruck von der Situation vermitteln, der sich die Mitarbeite­r in der Forensik ausgesetzt sahen.

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FOTO: CKA Dean und Eva werden nun von ihren Eltern an der nahegelege­nen Straße „Sieben Quellen“abgesetzt. Im Hintergrun­d: die Initiatore­n.
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RP-ARCHIV: EVERS Die Arbeitsbed­ingungen in den alten Gebäuden werden den Ansprüchen nicht mehr gerecht. Der LVR-Personalra­t kritisiert dies nun erneut.

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