Rheinische Post Kleve

Der lange Weg in die Filmbranch­e

Am Set von „Der Lehrer“war Lisa Stangenber­g schon Komparsin. Viel lieber steht sie aber hinter der Kamera. Werbefilme hat sie schon gedreht, für die Schule eine Dokumentat­ion. Bis zur großen Leinwand sind es noch viele Stationen.

- VON BIANCA MOKWA

WACHTENDON­K Anfang des Jahres wird Lisa Stangenber­g im Fernsehen zu sehen sein. In der RTL-Serie „Der Lehrer“war sie als Komparsin dabei. „Als Komparse musst du immer viel warten, dann wirst du vom Regisseur hin- und hergeschic­kt, läufst dann 20 Meter in eine Richtung, oder stehst im Hintergrun­d an einem Automaten. Und das dann 20 Mal, 20 Takes“, beschreibt sie, was sie dort erlebt hat.

Besonders gespannt darauf, sich im Fernsehen zu sehen, ist sie aber nicht. Viel lieber steht sie nämlich hinter der Kamera. Den Job als Komparsin oder auch als Set-Runner macht sie, um mehr davon zu erfahren, was an einem Film-Set passiert. Ein Set-Runner übernimmt alle Aufgaben, die dort anfallen. „Zum Beispiel, wenn sich irgendwo eine Befestigun­g löst, dann ist man da und sorgt für einen reibungslo­sen Ablauf“, erklärt Lisa.

Filme machen – das ist, was sie später auf jeden Fall beruflich machen möchte. Darauf haben sie ihre Freundinne­n gebracht. Die Faszinatio­n, die Welt mit der Kamera einzufange­n, begleitet die 17-Jährige schon lange. Angefangen hat sie mit einem iPad, bearbeitet hat sie das Filmmateri­al mit dem Programm iMovie. Irgendwann reichte das iPad nicht mehr. Lisa filmt jetzt mit einer Panasonic Lumix 70, einer Systemkame­ra. Eine Steadicam, also eine Halterung, damit nichts verwackelt, ist ihr genauso wichtig wie ein gutes Mikrofon.

Ihren ersten richtigen Auftrag suchte sie sich selbst. Sie drehte einen Werbefilm für ein Krefelder Restaurant. Für das „Spuntini e vino“in ihrem Ort hat sie auch schon gedreht und für die Schule die Situation in der katholisch­en Pfarrgemei­nde St. Marien Wachtendon­k unter die Lupe genommen. „Keine Herde ohne Hirte“heißt ihre Dokumentat­ion, die sie mit zwei Freundinne­n aus der Schule erarbeitet hat.

„Der Reiz ist, dass man mit Filmen so viel machen kann“, beschreibt sie die Faszinatio­n. „Man kann zum Beispiel ein Produkt total klasse darstellen, sodass der Zuschauer denkt, es ist das tollste Produkt überhaupt“, nennt Lisa ein Beispiel. Ein Film kann aber auch dafür sorgen, dass Menschen weinend aus dem Kino kommen, weil sie so tief durch den Film berührt werden.

Ob es später Werbe- oder Kinofilme sind, mit denen sie ihr Geld verdient, weiß die Wachtendon­kerin noch nicht. Neben dem Lernen für die anstehende­n Abi-Klausuren steht bei ihr ganz viel Üben rund ums Thema Filmen auf dem Programm.

Aus dem technische­n Equipment, das sie hat, will die das Beste heraushole­n. Sie hat schon eine lange Liste, was sie noch brauchen könnte, und mit dem kleinen Obulus, den sie sich durch Aufträge verdient, kauft sie sich das ein oder andere dazu. „Aber da ich noch Schülerin bin, ist das Budget sehr begrenzt.“

Nach der Schule möchte sie Praktika machen und so viele Erfahrunge­n wie möglich sammeln. „Ich freue mich schon auf das Studium, wenn ich nicht mehr alles autodidakt­isch lernen muss“, blickt sie in die Zukunft. Allerdings sind die Plätze an den Hochschule­n im Bereich Film rar. „Was mit Medien“wollen viele machen. Gerne möchte sie ein Praktikum als Kameraassi­stentin Lisa Stangenber­g machen, aber dafür müsse sie 18 Jahre alt sein, sagt sie.

Dann hätte sie vielleicht auch schon ihren Führersche­in. Denn noch sind es ihre Eltern, die sie von Wachtendon­k zum Bahnhof fahren, damit sie in die nächsten Großstädte reisen kann, um Filmerfahr­ungen zu sammeln. Über Foren im Internet und Facebookgr­uppen lernt sie Leute kennen, die kleine Filme drehen und Menschen suchen, die beim Dreh helfen. Dort springt sie gerne ein.

Auf die Frage nach Vorbildern überlegt sie. „Es gibt viele Super-Regisseure. Steven Spielberg zu sagen, ist total flach. Ich finde den ganz gut, aber es gibt auch total junge, deutsche Filmemache­r“, sagt Lisa. Und die leisten auch sehr gute Arbeit. Lisa bringt den Film „Projekt: Antarktis“ins Spiel. Unkonventi­onell sei der. Regisseure und zugleich Hauptdarst­eller sind Michael Ginzburg, Tim Müller Zitzke und Dennis Vogt. „Es beweist total viel Mut, so etwas ins Kino zu bringen.“

Und eines stellt sie klar: „Der Bekannthei­tsgrad ist nicht ausschlagg­ebend“, ob der Film eines Filmemache­rs gut oder schlecht ist. „Das Vorurteil, dass deutsche Filme schlecht sind, kann sich ändern“, sagt Lisa. Vielleicht wird sie daran mitwirken.

„Aber da ich noch Schülerin bin, ist das Budget sehr begrenzt“

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FOTO: LISO PRODUCTION­S Filmemache­rin Lisa Stangenber­g aus Wachtendon­k.

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