Kampagne zeigt Stärken der kommunalen Jobcenter
KREIS KLEVE (RP) Der Kreis Kleve kann auf eine langjährige Erfahrung mit seinem kommunalen Jobcenter zurückblicken. Nach tiefgreifenden Reformen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik im Jahr 2005 konnten mit dem Jobcenter in „Eigenregie“im Kreis Kleve die Grundsätze des „Förderns und Forderns“und der „Leistung aus einer Hand“verwirklicht werden, schreibt der Landrat. Am heutigen Dienstag erbringen bundesweit 104 und damit ein Viertel der insgesamt 407 Jobcenter als sogenannte „Optionskommunen“die Leistungen für Arbeitsuchende in „kommunaler Eigenregie“. Der Deutsche Landkreistag und der Deutsche Städtetag haben nun mit den 104 kommunalen Jobcentern unter dem Titel „Stark. Sozial. Vor Ort.“eine gemeinsame Kampagne gestartet, um auf die Bedeutung dezentraler Arbeitsmarktpolitik aufmerksam zu machen.
Aktuell sind es gut 220 Mitarbeiter, die im Kreis Kleve in den Jobcentern vor Ort gebündelte Leistungen aus einer Hand bieten. „Kurze Wege, rasche Entscheidungen und ein aktives Netzwerk zu den Arbeitsmarktakteuren im Kreis Kleve sorgen dafür, dass wir nah an den Menschen sind und sie intensiv betreuen können“, sagt Landrat Wolfgang Spreen mit Blick auf die Jobcenter vor Ort. Ziel der bundesweiten Kampagne ist, die Arbeit und Stärken der kommunalen Jobcenter deutlicher ins Bewusstsein der Bürger, der politisch Verantwortlichen sowie der Unternehmer zu rücken.
Die jüngste Monatsstatistik zur Grundsicherung für Arbeitsuchende des Jobcenters Kreis Kleve weist 8640 SGB-II-Bedarfsgemeinschaften (BG) aus – der niedrigste Stand bei „Hartz IV“seit fünf Jahren. Das zuvor, als der junge Klever in dem Unternehmen ein Praktikum absolviert hat. „Das hat einfach gepasst“, sagt Kobert, der mit Phan einen ausgebildeten Feinwerkmechaniker gewonnen hat, den er als Zerspanungsmechaniker, also als wertvolle Fachkraft, einsetzen kann. Er hat das Potenzial des jungen Mannes erkannt; die Beschäftigung ist ein Beispiel für gelungene Inklusion.
Zur jetzt laufenden Aktionswoche „Menschen mit Behinderung“informiert auch die Agentur für Arbeit über die Chancen, die die Einstellung eines schwerbehinderten Menschen bergen. „Die Einstellung sollte selbstverständlicher werden – auch vor dem Hintergrund des vielerorts herrschenden Fachkräftemangels. Noch immer gibt es viele Vorbehalte. Dabei sind gerade Menschen mit Behinderungen oft hochmotiviert“, sagt Stefan Schapfeld, der bei der Agentur für Arbeit Wesel Teamleiter und zuständig für Rehabilitanden ist. Mit seinem Team berät er Arbeitgeber, die offen sind auch für Mitarbeiter mit Handicap.
Statistiken zufolge hat jeder elfte Mensch im Kreis Kleve den Status eines Schwerbehinderten. Männer sind stärker betroffen als Frauen. Im erwerbsfähigen Alter (15 bis 65 Jahre) sind kreisweit 6,2 Prozent aller Menschen schwerbehindert. Viele tun sich schwer, eine Arbeitsstelle zu finden. Die meisten haben Erfolg in öffentlichen Verwaltungen. Tendenziell jedoch, und das bestätigt Arbeitsvermittlerin Martina Tück, entschließen sich auch immer mehr Unternehmer in der freien Wirtschaft dazu, einen schwerbehinderten Menschen einzustellen.
Maschinenfabrik-Chef Siegfried Kobert hat seine Entscheidung nicht bereut. Er freut sich, einem jungen Menschen eine Chance geben zu Allzeit-Hoch im Juli 2017 lag bei 9703 Bedarfsgemeinschaften. Die Zahl der betroffenen Menschen sank in den vergangenen 16 Monaten von 18.005 (Juli 2017) auf nunmehr 15.889. Landrat Spreen: „Das bedeutet, dass seit Sommer 2017 insgesamt 2116 Personen weniger auf staatliche Transferleistungen angewiesen sind.“Die anhaltend gute Wirtschaftslage und die damit verbundene hohe Nachfrage auf dem Stellenmarkt bringt viele sogenannte „erwerbsfähige Leistungsberechtigte“in Arbeit. Die Zahlen zur Vermittlung in Arbeit werden in der
können. Gleichwohl weiß der Geschäftsführer, dass ein Unternehmen stets gewinn-orientiert denken muss. „Das darf man nie außer Acht lassen“, betont Kobert, der – genau wie seine Mitarbeiter – etwas mehr Zeit braucht, um Tuan-Anh Phan beispielsweise neue Arbeitsschritte zu erklären. „Die Zeit ist ein entscheidender Faktor. Und es kommt auf die Kommunikation an. Das mussten auch wir erst einmal lernen“, berichtet Kobert in Bezug auf die Einarbeitung des 25-Jährigen, zu dessen Aufgaben in der Werkstatt es zählt, Anlagen-Komponenten zu feilen, zu fräsen, zu drehen und zu bohren. Die Teile kommen in der Industrie zum Einsatz. Was viele Arbeitgeber nicht wissen: Stellen sie einen schwerbehinderten Menschen ein, können sie Fördermittel geltend machen – für die Einarbeitung und auch darüber hinaus als sogenannten Beschäftigungs-Sicherungszuschuss. Über die Fördermöglichkeiten und weitere Details der Beschäftigung Schwerbehinderter informieren die Fachleute der Agentur für Arbeit in Wesel, die auch den Kreis Kleve abdeckt. Statistik des Jobcenters Kreis Kleve mit einer dreimonatigen Wartezeit erfasst. Im Juli 2018 konnten im Kreisgebiet 249 Menschen in sozialversicherungspflichtige Tätigkeiten vermittelt werden.
Im Oktober wurde zur Erfüllung des Aufgabenspektrums des SGB II ein Gesamtbetrag von 9,45 Millionen Euro gezahlt. Auf den Kreis und die Kommunen entfielen davon rund 2,21 Millionen Euro für die Kosten der Unterkunft. Bisher lagen die finanziellen Aufwendungen im Jahr 2018 (Januar bis Oktober) bei insgesamt etwa 97,17 Millionen Euro.