Herr der Hits: Nile Rodgers beglückte mit Chic in Köln
KÖLN Wenn dieser Mann die Saiten seiner E-Gitarre zum Schwingen oder zum Schnarren bringt, dann schwappen Glückswogen durch den Raum, auf allen Gesichtern liegt ein Lächeln, Körper bewegen sich im Takt. Bis in die letzten Reihen nutzen die Menschen beim Auftritt von Nile Rodgers und seiner Band Chic im fast ausverkauften Kölner Palladium jeden Freiraum, um zu tanzen – und das schon ab dem ersten Song. Der ist nämlich ein Medley aus den Hits „Everybody Dance“und „Dance, Dance, Dance“, und so wie Nile Rodgers sie ankündigt, lässt er keinen Zweifel, dass er die Titel als Aufforderung verstehen will: „Wir sind eine Tanz-Band! Bewegt euch! Seid laut!“
Eigentlich ist dieser Abend total unwahrscheinlich. Die Band Chic hatte ihre großen Erfolge in den 70er und 1980er Jahren, den größten 1978 mit „Le Freak“. 1996 starb Nile Rodgers’ kongenialer Partner Bernard Edwards, später auch der prägende Schlagzeuger Tony Thompson. Nile Rodgers geisterte nunmehr als Legende durch die Popgeschichte, als Songwriter und genialer Produzent von Diana Ross, Madonna, Sister Sledge oder Duran Duran, als Hitmaker – was auch der Name seiner E-Gitarre, einer Fender Stratocaster aus den 60er Jahren, ist.
Der 66-jährige Rodgers selbst hat Drogenexzesse, einen Herzinfarkt und Prostatakrebs überstanden und die Energie aufgebracht, seine Band neu zu gründen. Und auf einmal lag ihm die Welt wieder zu Füßen, als er den Gitarrenpart von Daft Punks „Get Lucky“einspielte. So funky und groovy und mitreißend und tatsächlich beglückend hätte das nämlich niemand anderes gekonnt.
Wenn Chic heute mit zwei Sängerinnen und Bläsern „Get Lucky“und andere Hits wie „Upside Down“von Diana Ross, „Like A Virgin“von Madonna oder sogar „Let’s Dance“von David Bowie spielen, dann hat das zwar etwas von einer gut eingespielten Coverband. Doch Nile Rodgers’ Beteiligung verleiht ihr den Zauber, den es für einen großen Abend braucht.