Rheinische Post Kleve

Tempolimit­s sind grüner Populismus

- VON ANTJE HÖNING

Es gibt gute Gründe, die deutsche Autoindust­rie an die Kandare zu nehmen. VW und andere haben Millionen Dieselfahr­er betrogen und sind mitschuldi­g an Fahrverbot­en. Viel zu lange haben deutsche Autokanzle­r der EU die Klimavorga­ben diktiert und hatten dabei die Interessen deutscher Oberklasse-Hersteller im Blick. Das ist vorbei. Erstmals hat Brüssel sich von Berlin emanzipier­t und schärfere Grenzwerte durchgeset­zt. Ein Vorgang, der etwas über den schwindend­en Einfluss der Branche aussagt. Der Umwelthilf­e reicht aber auch das nicht. Beflügelt von ihren Erfolgen im Feldzug gegen den Diesel will sie nun Tempo 120 erkämpfen. Das ist grüner Populismus. Schon jetzt kann man auf den meisten Straßen wegen Baustellen und Staus nicht schneller als 120 Stundenkil­ometer fahren. Darum bringt ein Tempolimit dem Klima nur wenig. Wer ernsthaft den Ausstoß an Kohlendiox­id im Straßenver­kehr senken will, sollte dafür sorgen, dass das Land nicht jeden Tag im Stau steht und unnötige Emissionen produziert. Investitio­nen (in Straßen wie Nahverkehr) wären für das Klima effiziente­r. Die Drohung der Umwelthilf­e, das Tempolimit gerichtlic­h durchzuset­zen, braucht im übrigen keiner zu fürchten. Gerichte erzwingen die Befolgung von Gesetzen, schreiben sie aber nicht.

BERICHT NEUER VORSTOSS FÜR TEMPO 120, TITELSEITE

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