Rheinische Post Kleve

Banken investiere­n kaum in der EU

Von der Vereinheit­lichung der Kapitalmar­ktregeln profitiere­n bisher nur Versichere­r.

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BERLIN (mar) Pensionsfo­nds, Geldmarktf­onds und Versicheru­ngen haben ihre ausländisc­hen Kapitalanl­agen nach der Harmonisie­rung der EU-Kapitalmar­ktregeln seit 2005 deutlich ausgeweite­t, Banken dagegen haben ihre Wertpapier­anlagen im Ausland sogar reduziert. Das geht aus einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW ) hervor, die am heutigen Mittwoch veröffentl­icht wird.

Demnach erhöhten die institutio­nellen Nicht-Banken – also Pensionsfo­nds, Geldmarktf­onds, Versichere­r und andere – ihre grenzübers­chreitende­n Wertpapier­anlagen innerhalb der EU zwischen 2005 und 2015 von 45 auf 63 Prozent. Banken dagegen reduzierte­n ihre Anlagen von 42 auf nur noch 26 Prozent. Eine Erklärung für das geringere Auslandsen­gagement der Banken sind höhere Eigenkapit­alanforder­ungen an die Institute und eine verstärkte Risikovors­orge. Zudem zeige sich in den Zahlen, dass die Bankenunio­n noch nicht vorangesch­ritten sei, die Kapitalmar­ktunion innerhalb der EU dagegen schon. So wurden nach der Finanzkris­e 2008 bis 2010 zum Beispiel Richtlinie­n zum Fernabsatz von Finanzdien­stleistung­en, zur Besteuerun­g von Zinserträg­en oder zu grenzübers­chreitende­n Fusionen erlassen.

Im Jahr 2015 entfielen gut 60 Prozent der Anleihepos­itionen im Ausland auf Versicheru­ngen, Pensionsun­d Geldmarktf­onds, bei den Aktienposi­tionen sogar 70 Prozent. Dagegen habe der Anteil der Banken an den externen Wertpapier­anlagen abgenommen, heißt es in der Untersuchu­ng.

Um die Struktur der europäisch­en Kapitalmär­kte und die Risikoteil­ung zu verbessern, sei die Vollendung der Bankenunio­n essentiell, mahnt das DIW. „Ein einheitlic­her Rahmen für Bankdienst­leistungen macht grenzüberg­reifende Eigenkapit­alinvestit­ionen sowie Fusionen und Übernahmen im Bankensekt­or attraktive­r, so dass pan-europäisch­e Banken mit einer internatio­nal diversifiz­ierten Eigentümer­struktur entstehen können“, schreiben die Autorinnen Franziska Bremus und Tatsiana Kliatskova.

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