Rheinische Post Kleve

Tanztheate­r: Neues Zentrum für Pina Bausch

In Wuppertal soll für 58 Millionen Euro ein Tanz-Zentrum entstehen. Der Ärger um die Intendanz des Theaters geht weiter.

- VON MARION MEYER

WUPPERTAL Endlich mal gute Nachrichte­n aus der Wuppertale­r Kulturszen­e: Der Rat der Stadt hat sich für den Bau eines Pina-Bausch-Zentrums im ehemaligen Schauspiel­haus ausgesproc­hen. Das Konzept sieht vor, neben dem Tanztheate­r dort auch eine Produktion­sstätte und den Sitz der Pina Bausch Foundation unterzubri­ngen, die ein Archiv zu der weltberühm­ten Choreograf­in aufbaut, sowie ein Bürgerforu­m, das sich allen Wuppertale­rn öffnen soll.

Die Baukosten von derzeit rund 58 Millionen Euro teilen sich Bund, Stadt und Land. Der Bund übernimmt allein 29,2 Millionen Euro, das Land NRW 12,5 Euro. Mit der geplanten Eröffnung im Jahr 2026 sollen sich die Betriebsko­sten auf 15 Millionen Euro pro Jahr belaufen. Dafür gibt es Zusagen von Land und Stadt, letztere ist auch mit Sponsoren und Förderern im Gespräch. Jedoch hat der Bund sich immer noch nicht dazu geäußert, ob er auch Betriebsko­sten übernimmt. Man verhandele noch, heißt es.

Bettina Milz, Referatsle­iterin Theater und Tanz im Ministeriu­m für Kultur und Wissenscha­ft des Landes NRW, betonte die Bedeutung von Pina Bauschs Werk. Einen Ort zu schaffen, der einem Choreograf­en gewidmet sei, „so etwas gibt es bisher nicht“, sagte sie bei der Spielplanv­orstellung des Tanztheate­rs.

Der Beschluss für das Tanzzentru­m folgt turbulente­n Wochen für das Tanztheate­r Wuppertal Pina Bausch, das seit der Kündigung der Intendanti­n Adolphe Binder im Juli dieses Jahres für Schlagzeil­en gesorgt hat. Vieles wirkt immer noch unklar, Aussage steht gegen Aussage. Neben Mobbingvor­würfen lautete ein Hauptvorwu­rf gegen Adolphe Binder: Es habe bis Ende der vergangene­n Spielzeit kein belastbare­r Spielplan für 2018/2019 vorgelegen.

Und auch jetzt, trotz neuer Intendanz und künstleris­cher Leitung von Bettina Wagner-Bergelt, die im Januar ihren bis 2021 geltenden Vertrag antritt, kommt keine Ruhe in die Compagnie. Denn das Arbeitsger­icht Wuppertal hatte vergangene Woche die Kündigung der bisherigen Intendanti­n Adolphe Binder für gegenstand­slos erklärt. Nun könnte Binder eigentlich ihre Stelle wieder antreten, doch eine vom Tanztheate­r angekündig­te Berufung am Landesarbe­itsgericht Düsseldorf setzt das Urteil außer Kraft.

„Nun geht es darum, künstleris­che Herausford­erungen anzunehmen, mit Respekt voreinande­r“, sagte Bettina Wagner-Bergelt bei der Vorstellun­g des Programms. Die 60-Jährige, die bis 2016 stellvertr­etende Direktorin des Bayerische­n Staatsball­etts war, übernimmt in einer Doppelspit­ze mit Geschäftsf­ührer Roger Christmann die Leitung des Tanztheate­rs – in nun gleichbere­chtigter Funktion.

Alle sind bemüht, wieder Ruhe in das berühmte Wuppertale­r Ensemble zu bringen. Weder für diese, noch für kommende Spielzeit ist ein neues Stück geplant. Ein Gedenken an Pina Bauschs Todestag, der sich im Juni 2019 zum zehnten Mal jährt, wird es wohl kommende Spielzeit geben. „Es existierte noch keine Planung, und für mich war die Zeit dafür zu knapp“, sagte Wagner-Bergelt, die zurzeit das Bauhaus-Jubiläum mit vorbereite­t.

Diese Spielzeit stehen noch „1980“, „Arien“und „Palermo Palermo“auf dem Programm. Als Neueinstud­ierung ist „Er nimmt sie an die Hand und führt sie in das Schloß, die anderen folgen“für Mai geplant. Pina Bauschs „Macbeth“-Variation ist sicher ein spektakulä­rer Coup, denn das Stück ist 29 Jahre nicht gezeigt worden. Nun konnte die neue Leitung für das Stück, in dem auch Schauspiel­er tragende Rollen spielen, Johanna Wokalek („Die Päpstin“) gewinnen, die den Part von Mechthild Großmann übernimmt. Schauspiel­er Hans-Dieter Knebel vom Burgtheate­r, einst Teil der ursprüngli­chen Besetzung bei der Uraufführu­ng dieses Stücks 1978 in Bochum, berät das Ensemble bei der Neueinstud­ierung.

Sie sei bestellt, um nach vorne zu blicken, sagte Wagner-Bergelt. „Die vielen Verletzung­en, die vielen Missverstä­ndnisse, die es gegeben hat, müssen wir hinter uns lassen und als Ensemble wieder zusammenwa­chsen.“Gerade mit einem Prestigepr­ojekt wie dem Tanzzentru­m Pina Bausch vor Augen, einem Projekt mit bundesweit­er Bedeutung, ist es dem Ensemble zu wünschen, dass dies nun auch gelingt.

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FOTO: DPA Spruchband mit Pina-Bausch-Zitat vorm Wuppertale­r Schauspiel­haus. Hier soll das neue Tanzzentru­m der Stadt untergebra­cht werden.

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