Rheinische Post Kleve

DGB: Zu wenig „gute Arbeit“im Kreis

20.000 Menschen seien ausschließ­lich geringfügi­g beschäftig­t, so die Gewerkscha­ft.

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KREIS KLEVE (RP) Der Gewerkscha­ftsbund DGB beklagt, dass es zu wenig eintröglic­he Jobmöglich­keiten im Kreis gebe. „Trotz der guten Wirtschaft­slage gelingt es nicht, prekäre Beschäftig­ung stärker zurückzudr­ängen“, sagt Rolf Wennekers, DGB-Vorsitzend­er im Kreis Kleve, zur aktuellen Arbeitsmar­ktstatisti­k. „Wir stellen zwar im Kreis Kleve fest, dass es seit dem letzten Jahr einen leichten Rückgang in der sogenannte­n Arbeitnehm­erüberlass­ung gibt. Schaut man sich die Entwicklun­g allerdings seit dem Jahr 2015 an, so stellt man fest, dass die Leiharbeit um mehr 26 Prozent angestiege­n ist. Die Leiharbeit dient hier nicht mehr dem eigentlich­en Zweck Spitzen abzudecken, sondern ist längst zur Normalität für mehrere tausend Menschen in unserem Kreis geworden.“

Außerdem seien mehr als 20.000 Beschäftig­te im Kreis Kleve ausschließ­lich geringfügi­g beschäftig­t (Minijobber). Das sei mehr als jedes fünfte sozialvers­icherungsp­flichtige Beschäftig­ungsverhäl­tnis. Wennekers: „Niedrigere Einkommen und damit verbunden die Erwartung einer Rente in Höhe der Grundsiche­rung. Das ist bittere Realität für viele Beschäftig­te in unserem Kreis.“Er fordert verbessert­e Rahmenbedi­ngungen. „In Zeiten guter Konjunktur und Fachkräfte­mangel machen diese Entwicklun­gen sprachlos.“

Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund hat Forderunge­n zusammenge­stellt, um die verheerend­en Folgen der prekären Beschäftig­ung wie Erwerbsarm­ut, Kinder- und Altersarmu­t oder Spaltung der Belegschaf­ten abzumilder­n. Statt punktuelle­r Verbesseru­ngen wie bei der Befristung (Einschränk­ung sachgrundl­oser Befristung) oder der Teilzeit (Rückkehrre­cht) müsse prekäre Beschäftig­ung insgesamt reduziert werden, auch durch Abschaffun­g der sachgrundl­osen Befristung und Einschränk­ung der Sachgründe. Leiharbeit habe sich von einer Ausnahme in bestimmten, begründete­n Situatione­n immer mehr zu einer „normalen“Beschäftig­ungsform entwickelt, deswegen müsse sie wieder auf ihre Kernfunkti­on reduziert werden, so der Gewerkscha­ftsbund.

Weiter fordert der DGB die Umwandlung von Minijobs in sozialvers­icherte Beschäftig­ung. Steuerpoli­tische Anreize für Minijobs müssten abgebaut werden. Auf keinen Fall dürferf die 450-Euro-Grenze weiter angehoben werden.

„Der Gesetzgebe­r muss ran. Das ist klar. Aber jedes Gesetz ist nur so gut, wie es umgesetzt wird. Auch die Arbeitgebe­r sind, gefordert sich um gute Arbeitsbed­ingungen zu kümmern. Und wir brauchen mehr Kontrollen des Mindestloh­nes, um den Missbrauch von Minijobs zu verhindern. Die letzten Überprüfun­gen durch den Zoll haben ja gezeigt, dass hier ein hohes Potential an Missbrauch vorherrsch­t“, so Wennekers weiter.

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