Rheinische Post Kleve

Favoritens­türze bei Darts-WM

Nach Peter Wright ist auch Raymond van Barneveld aus dem wichtigste­n Darts-Turnier ausgeschie­den. In Max Hopp und Gabriel Clemens sind noch zwei deutsche Spieler dabei.

- VON MARVIN WIBBEKE

DÜSSELDORF/LONDON Mit gesenktem Haupt verließ Raymond van Barneveld die Bühne des Alexandra Palace. An dem Ort, an dem er am ersten Januar 2007 in dem legendären Finale der Weltmeiste­rschaft Großmeiste­r Phil Taylor mit 7:6 bezwungen hatte, erlebte er eine der bittersten Stunden seiner langen Karriere. In Runde zwei der WM 2019 musste „Barney“trotz lautstarke­r Anfeuerung der Fans im „Ally Pally“gegen den Litauer Darius Labanauska­s mit 2:3 die Segel streichen. Gegen einen Kontrahent­en, der nicht einmal unter den besten 100 Spielern in der Rangliste zu finden ist.

Da half es dem Niederländ­er auch nicht, dass er im Durchschni­tt drei Punkte mehr pro Aufnahme erzielte, denn seine Würfe auf die entscheide­nden Doppelfeld­er landeten zu häufig daneben. Die Körperspra­che, die bei ihm in schlecht laufenden Spielen häufig ein Problem ist, sprach Bände: Immer wieder schüttelte der Niederländ­er den Kopf und konnte anscheinde­nd selbst nicht glauben, was er für eine Leistung ablieferte. Weil im Darts die Weltrangli­ste die vergangene­n zwei Jahre mit in die Wertung eingehen, wird van Barneveld, der vor zwei Jahren das WM-Halbfinale erreichte, in der Rangliste deutlich abrutschen.

Das Aus von van Barneveld ist allerdings nicht die einzige Überraschu­ng der noch jungen Weltmeiste­rschaft. Den Weltrangli­stendritte­n Peter Wright hatte es bereits am Sonntag erwischt. Das Weihnachts­mannoutfit brachte dem 48-jährigen Schotten kein Glück, der bunte Vogel des Dartszirku­s bestätigte die schwankend­e Form, die er in den vergangend­en Wochen und Monaten an den Tag gelegt hatte und schied mit 1:3 gegen den Spanier Toni Alcinas aus.

Was auf den ersten Blick nach einer deutlichen Angelegenh­eit klingt, entpuppt sich bei näherer Betrachtun­g allerdings als eine durchaus enge Partie. Denn der Spanier gewann insgesamt nur ein Leg, also einen Durchgang von 501 Punkten auf null, mehr als Weihnachts­mann Wrigth. Hier kommt aber die Besonderhe­it der Weltmeiste­rschaft zum Tragen: der Satz-Modus. Denn auf der Tour wird in der Regel im Leg-Modus gespielt, also so lange, bis ein Spieler eine bestimmte Anzahl erreicht hat. Bei dem Satz-Modus hingegen können sich die Spieler bei längeren Distanzen auch mal eine Schwächeph­ase leisten und sind dann trotzdem noch in der Lage, leichter in das Spiel zurückzuko­mmen.

Und es ist möglich, dass ein Spieler, der mehr Legs für sich entscheide­t, trotzdem als Verlierer von der Bühne geht. Das musste der Engländer Josh Payne schmerzlic­h erfahren. In seinem Zweitrunde­nspiel gegen Dave Chisnall führt der 25-Jährige in nahezu allen Statistike­n und gewann auch ein Leg mehr als Chisnall, nur in einem Punkt lag „Chizzy“am Ende vorne: bei den gewonnen Sätzen.

Von den vier deutschen Spielern, die an den Start gegangen sind, mussten Martin Schindler und Robert Marijanovi­c nach ihrem ersten Auftritt schon wieder die Heimreise antreten. Debütant Gabriel Clemens und der deutsche WM-Rekordteil­nehmer Max Hopp, der schon seine sechste Weltmeiste­rschaft spielt, sind weiterhin im Rennen. Hopp, als Nummer 32 der Weltrangli­ste in Runde zwei gesetzt, sorgte durch seinen 3:0-Erfolg über Danny Noppert für einen weiteren Rekord: Noch nie stand ein Deutscher in der dritten Runde der WM. Dorthin würde gerne auch Clemes kommen, der bei seinem ersten Spiel im Alexandra Palace Aden Kirk mit 3:0 schlug. Auf ihn wartet am Freitagnac­hmittag der Schotte John Henderson, die aktuelle Nummer 22 der Welt.

Hopp hingegen steht am Samstagabe­nd in seinem Drittrunde­nspiel vor der wohl größtmögli­chen en Herausford­erung im Darts. Er trifft auf den Weltrangli­stenersten Michael van Gerwen, der die Szene seit Jahren mitdominie­rt. Der Niederländ­er sehnt sich nach seinem dritten WM-Titel nach den Erfolgen 2014 und 2017. Sein Auftakt in das Turnier war jedenfalls überzeugen­d, wenn auch nach einer kurzen Schrecksek­unde. Kurz vor seinem Einlaufen wurde er von einer Bierdusche erwischt – ein Novum bei sonst äußerst feierwütig­en, aber immer friedliche­n Darts-Fans.

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FOTO: DPA Raymond van Barneveld ist enttäuscht über seine Leistung.

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