Rheinische Post Kleve

Schlachter sollen Tiere illegal geschächte­t haben

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BRÜHL (hsr) Wenn ein Schaf oder ein Rind geschächte­t wird, wird dem Tier die Kehle mit einem Messer durchschni­tten. Die Schlachtun­g geschieht ohne Betäubung, das Tier muss einen minutenlan­gen Todeskampf durchleide­n und verblutet schließlic­h. In Deutschlan­d ist das Schächten verboten. Wer Ausnahmege­nehmigunge­n aus religiösen Gründen erhalten will, muss etliche Hürden überwinden.

In einem Schlachtho­f in Brühl sollen zwischen 2018 und 2020 Hunderte Schafe und Rinder illegal geschächte­t worden sein, wie das Deutsche Tierschutz­büro am Donnerstag mitteilte. Die Tiere seien auf „brutale und tierschutz­widrige Weise“getötet worden, heißt es. Eine Genehmigun­g für das rituelle Schlachten habe der Schlachtho­f nur zeitweise gehabt. Ein Sprecher des Rhein-ErftKreise­s bestätigte auf Anfrage, dass das Kreisveter­inäramt regelmäßig Verstöße gegen das Tierschutz­und Hygienerec­ht in dem Brühler Schlachtho­f festgestel­lt habe. „Die Betriebsst­ätte wurde engmaschig kontrollie­rt und jeder Verstoß, soweit es rechtlich möglich war, sanktionie­rt“, sagte der Sprecher. Letztendli­ch hätten die Kontrollen zum Entzug der Schlachtzu­lassung geführt. Der Betrieb wurde im Januar 2021 geschlosse­n. „Die geschlosse­ne Betriebsst­ätte wird weiterhin durchgehen­d vom Kreisveter­inäramt kontrollie­rt, um auszuschli­eßen, dass dort weitere betrieblic­he Aktivitäte­n stattfinde­n“, sagte der Kreis-Sprecher.

Um auf den Fall aufmerksam zu machen, hat das Tierschutz­büro nun Strafanzei­ge bei der Staatsanwa­ltschaft Köln wegen Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz und Verstoßes gegen die Schlachtve­rordnung erstattet. „Wir wurden jetzt erst auf den Fall aufmerksam gemacht“, sagt Jan Peifer aus dem Vereinsvor­stand. Die Kölner Staatsanwa­ltschaft prüft nun, ob sie Ermittlung­en aufnimmt, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte.

Der Fall umfasst auch den Verdacht auf Korruption. Ein Amtstierar­zt, der die Schlachtun­gen kontrollie­ren sollte, soll dem Schlachter gegen Geld einen amtlichen Stempel überlassen haben – so der Vorwurf des Tierschutz­vereins. Ermittlung­en gegen den Tierarzt wird es nicht geben. Er ist im Jahr 2019 gestorben.

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